Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache
was Celsa mir am Morgen auf dem Waldweg vom Castell zum Hof des Zentgrafen erzählt hatte. Ob sie mir etwas von einem Streit berichtet hatte, dessen Ohrenzeugin sie am Tag zuvor gewesen war, einem heftigen Auftritt zwischen Frau Begga und Frau Chrodelind. Unter Tränen beschwor die Magd, mir davon kein Sterbenswörtchen gesagt zu haben. Hauk glaubte ihr nicht und zückte die Peitsche. Sie sollte ihm nun gestehen, was sie unter den Mägden herumerzählt hatte. Von schweren Vorwürfen der Frau Chrodelind gegen Frau Begga, wobei das Wort „Diebin“ noch das zahmste gewesen sein sollte. Hauk wollte wissen, ob Chrodelind ihren Vater Mommo oder gar ihn selbst erwähnt hatte. Ob sie etwas gesehen oder gehört hatte von den Vorgängen in der Nacht davor, als ihr Vater zum Heer aufgebrochen war. Celsa wollte jedoch nur mitbekommen haben, dass von Frau Muthgard die Rede war, der Mutter Frau Chrodelinds. Die junge Herrin hätte Frau Begga beschuldigt, ihre Mutter beim Wäschebesorgen ertränkt zu haben. Da beruhigte sich Hauk, sagte, das seien alte Geschichten, und steckte die Peitsche wieder hinter die Wadenbinde.
Ausgerechnet in diesem Augenblick geriet dem hinter der Krippe kauernden Rouhfaz ein Strohhalm in die Nase, der ihn zum Niesen veranlasste. Die Entdeckung war unvermeidlich und Rouhfaz wollte die Flucht ergreifen. Doch Hauk erwischte ihn und erkannte den dürren Kahlkopf, der den ganzen Vormittag an meiner Seite gewesen war. Wo immer wir beide aufgetaucht waren, hatte sich ja auch Hauk in der Nähe herumgetrieben, ob an der Mühle, in der Schmiede oder sonstwo, entweder misstrauisch aus dem Hintergrund beobachtend oder beflissen um uns herum dienernd. Wahrscheinlicher war also, dass er sich hütete, unseren Schreiber zu prügeln, sondern dass er sich damit begnügte, ihn mitsamt dem Sack, in dem sich unsere Schreibtafeln mit den Notizen über Missstände befanden, hinauszusetzen.
„Jetzt hör mir gut zu, du Held!“, sagte Odo, als Rouhfaz seinen Bericht beendet hatte. „Ich habe zwei Aufträge für dich, die du prompt erledigen wirst. Der erste: die ‚Unterhaltung‘ mit dieser Magd wird fortgesetzt. Und dabei wirst du herausbekommen, was bei dem Streit der beiden edlen Frauen noch so zur Sprache kam. Vielleicht hat Frau Chrodelind doch etwas gesagt, was Celsa dem Hauk lieber nicht weitererzählen wollte.“
„Und Ihr glaubt, sie würde es mir erzählen?“, fragte Rouhfaz zweifelnd.
„Einem feurigen Liebhaber sind die Weiber verfallen“, sagte Odo ernsthaft, „sie haben vor ihm keine Geheimnisse. Und du bist doch so einer … oder täusche ich mich?“
„Oh nein, Herr Odo, Ihr täuscht Euch nicht“, sagte der Tölpel stolz.
„So mach dich ans Werk!“
„Jetzt gleich?“, fragte Rouhfaz besorgt und schielte nach dem Stallhaus, aus dem der erzürnte Bruder des Zentgrafen noch nicht herausgekommen war.
„Überstürzen musst du nichts“, sagte Odo verständnisvoll. „Deshalb erledige gleich meinen zweiten Auftrag. Geh dort hinein und frage Herrn Hauk im Auftrag der Königsboten, wann bei ihm gespeist wird.“
„Ich soll dort noch einmal …?“
„Geh nur!“, sagte ich. „Du wirst ihm sogar eine Freude bereiten.“
Damit sollte ich Recht behalten. Rouhfaz machte sich zaghaft auf den Weg. Mehrmals blickte er sich um, zuletzt an der Stalltür. Wir gaben ihm ermunternde Zeichen. Er verschwand und tatsächlich erschien kurz darauf Herr Hauk vor dem Stall, verbeugte sich, an der Gürtelschnalle nestelnd, mit breitem Lächeln und winkte uns zu, wobei er uns zu verstehen gab, es werde alles geschehen, um die Herren Königsboten zufrieden zu stellen. Erst beim eiligen Davonhinken gelang es ihm, die Gürtelschnalle fest zu machen.
„Unser kahler Hahn hat Recht“, bemerkte Odo. „Dieser Hauk kommt mir vor wie Herr Satan persönlich. Er stinkt, er hat einen Pferdefuß … was fehlt noch? Der feurige Schweif. Der hängt ihm unter der Nase. Auch sonst scheint er ein paar satanische Eigenschaften zu haben.“
„Vielleicht hat er einen Mord begangen“, sagte ich.
„Jetzt gehst du in deinem Eifer, das Gedächtnis des Volkes zu retten, wohl etwas zu weit.“
„Ich spreche ja nicht von diesem Mord. Obwohl man nicht wissen kann, ob Hauk …“
„Vergiss nicht, dass ich heute Nacht sein Gast war.“
„Aber nicht in der Nacht davor. Da müssen seltsame Dinge geschehen sein. Warum hat er die Magd gefragt, ob Frau Chrodelind etwas bemerkt hätte?“
„Willst du jetzt auch noch dem Zentgrafen
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