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Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Titel: Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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nachspüren, der vielleicht lebendig und munter zum Heer unterwegs ist?“
    „Wenn er aber nicht mehr lebendig und munter sein sollte, handelte es sich um den Mord an einem Beauftragten des Königs. Da müssen wir etwas unternehmen!“
    Odo seufzte.
    „Bei dieser Hitze! Wir sollten wenigstens vorher unsere Kehlen befeuchten.“
    Wir verließen den Herrenhof. Hinter uns versiegte der jämmerliche Klagegesang. Ein Bauer, der uns mit einem Ochsenkarren entgegen kam, wies uns den Weg nach der Schänke. Wir gingen außen am Zaun entlang, auf einem von Viehherden breit getrampelten Weg. Unsere Reittiere führten wir am Zügel.
    „Kein Zweifel, dass Mommo es nicht nötig hatte, dieses Pferd zu verkaufen“, sagte ich, auf unser Thema zurückkommend. „Ich habe mich heute hier umgesehen. Prächtiges Vieh, wohlgefüllte Scheunen und Vorratskammern, die Häuser und Hütten in gutem Zustand. Wahrscheinlich ist das weniger Mommos Verdienst als das seiner Verwalter, eines alten Onkels namens Arnfried und seines Schwiegersohns, des Farold. Alle, mit denen ich sprach, lobten die beiden. Kein Wort von Hauk, der behauptet, ihm sei dies zu verdanken. Was Mommo betrifft, so werden ihm zwei Leidenschaften nachgesagt: den Frauen nachzustellen und zu Gericht zu sitzen. Die Frauen soll er schon immer geliebt haben, seine Leidenschaft für das Gericht hat er aber erst vor ein paar Jahren entdeckt. Willst du wissen, wie das kam? Eine Alte hat es mir zugeflüstert. Ich musste aber schwören, sie nicht zu verraten.“
    „So verrate sie nicht. Ich kenne das Geheimnis.“
    „Dann sprich.“
    „Er hat die Riesendame geheiratet.“
    „Tatsächlich. Wie bist du darauf gekommen?“
    „Sehr leicht. War sie nicht über und über mit Ketten, Armbändern und goldenen Glücksbringern behangen? Dergleichen verdient ein Dorfvorsteher, auch wenn er über ein Benefiz verfügt, nur durch eifriges Rechtsprechen.“
    „So ist es! Tagelang saß er zu Gericht. Angeblich hat sie ihn dazu angestiftet. Um jedes Scheit Holz, um jeden Krug Bohnen wurde hier prozessiert. Er hatte sogar seine Spitzel, die alles ausschnüffelten, was nach Streit roch. Er selbst soll die Parteien gegeneinander gehetzt haben. Und er nahm alles: Geld, Waffen, Gürtel, Ringe, Zaumzeugbeschläge, auch Felle, Tücher, Gewänder. Drei bis zum Rand gefüllte Truhen sollen im Saalhaus in der Schatzkammer stehen. Alles Geschenke. Der Mann war reich.“
    „Und nun meinst du, der Neid, dieser tückische Nager …“
    „Ist das verwunderlich? Sieh dir diesen Hauk an: früher ein stolzer Krieger, jetzt ein Krüppel. Abgefunden mit einem elenden Benefiz, diesem verfallenen früheren Castell und etwas Land drum herum. Wie zum Hohn in der Nachbarschaft seines Bruders. Ein lahmer Raufbold, ein Fisch im Sand. Der vom Wirtschaften so viel versteht wie die Kuh vom Spinnen. Früher durfte er befehlen, nun musste er den Mund halten, weil ein anderer das Wort führte. Aber schlau ist er trotzdem. Mommo hat keine männlichen Erben, er ist der nächste Verwandte …“
    „Und da erinnert er sich auch der gemeinsamen Ahnen und kommt auf den heiligen Ponz.“
    „Ein fragwürdiger Heiliger und ganz unbekannt. Vielleicht gab es ihn gar nicht. Aber es gibt die einsam gelegene Höhle im Wald, wo vielleicht mal jemand gehaust hat und wo ein paar Knochen herumliegen. Wie war das, wenn du in den Krieg zogst? Hattest du dir da nicht auch gewünscht, dass sich im Himmel jemand um dich kümmerte?“
    „Das ist wahr. Aber leider hatte ich dort keine Bekannten.“
    „Solche Bekanntschaften kann man in jeder Kirche machen, man muss nur hineingehen. Aber Jugend ist leichtfertig! Mommo war im gesetzten Alter, wohlhabend, ein behagliches Leben gewöhnt … er hatte Angst. Doch der König rief und er musste folgen. Am Abend vor dem Aufbruch packt ihn der Jammer. Da flüstert ihm jemand ins Ohr: ‚Warum fürchtest du dich? Du hast doch einen Heiligen in der Familie. Was, du erinnerst dich nicht an ihn? Das könnte er aber übel nehmen. Reite lieber vorher noch hin, bitte ihn um seinen Schutz! Das wird ihn freuen und er wird sich erkenntlich zeigen.‘“
    „Man könnte glauben, du selbst wärst dieser Jemand gewesen, so überzeugend kannst du ihn nachahmen“, sagte Odo lachend. „Ist das der trübe Bodensatz in deiner Pfaffenseele?“
    Ich ließ mich nicht ablenken.
    „Der Rest ist klar: Mommo bricht noch in der Nacht auf, um Ponz zu besuchen. Aber dort irgendwo erwartet ihn Hauk. Und Kain erschlägt Abel, die

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