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Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Titel: Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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ihm einfiel. Bei Tagesbeginn ist seine beste Schaffenszeit.“
    „Woher weißt du das?“
    „Von ihm selbst. Er war also offenbar völlig sorglos. Änderte nicht einmal seine Gewohnheiten.“
    „Nein, das tat er wohl nicht …“ Odo pfiff wieder. Der Pirol, der verstummt war, fühlte sich herausgefordert und fing auch wieder an.
    „Machte er Schwierigkeiten, als du ihn mitnehmen wolltest?“, fragte ich.
    „Überhaupt nicht. Er protestierte ein bisschen. Er wusste auch gar nicht, wo sein Schwert lag. Wir suchten es gemeinsam und fanden es irgendwo im Gebüsch bei dem anderen Gepäck. Auch die Pferde mussten wir erst einfangen.“
    „War er schon weit gekommen?“
    „Nicht ganz zwei Meilen.“
    „Trotzdem warst du recht lange fort.“
    „Ich war ja auch noch bei Hrotbert.“
    „Und hast du Siegram bei der Rückkehr befragt? Hast du irgendetwas erfahren?“
    „Nichts. Wir schwiegen die ganze Zeit. Vorwurfsvoll.“
    „Er ist unschuldig, Odo“, sagte ich entschieden. „Nur einen Augenblick war ich unsicher: als er vorhin am Totenbett in Tränen ausbrach. Aber als dann die Zentgräfin das Kreuz verlangte … Ich wusste gleich, das Kreuz bringt die Wahrheit ans Licht! Als erhabener Schöngeist war er erschüttert. Ein solcher Mann kann eine welkende Blüte beweinen, einen verblassenden Stern … Alles Schöne, das vergehen muss, wird ihm Schmerz bereiten. Eines Mordes und erst recht eines gemeinen Diebstahls ist er unfähig!“
    Odo pfiff wieder.
    „Deshalb sollten wir kraft unserer Vollmacht als Kommissare des Königs“, fuhr ich fort, „noch heute eine außerordentliche Gerichtsversammlung einberufen und seinen Freispruch erwirken! Wer weiß, was ihm hier geschehen würde, wenn wir ihn zurückließen … in diesem dumpfen Tal, unter ungebildeten Bauern. Bist du einverstanden?“
    „Hm“, brummte Odo und zog die Schultern hoch.
    „Du wirst doch nicht etwa so kleinlich sein, eure alte Nebenbuhlerschaft …“
    „Welche Nebenbuhlerschaft?“, fuhr er mich an.
    „Nun, eure kleinen Eifersüchteleien wegen der Gunst einer hoch gestellten jungen Dame …“
    „Schweig!“
    Er packte mich plötzlich vorn an der Kutte und es fehlte nicht viel daran, dass er mir mit der Spitze seiner mächtigen Nase ein Loch ins Gesicht gebohrt hätte. „Fang nie wieder davon an! Hast du verstanden? Untersteh dich, noch einmal daran zu erinnern!“ Er bückte sich und riss ein Büschel Gras aus. „Da, nimm das und wisch es weg aus deinem Gedächtnis wie … na, du weißt schon, was man sonst damit abwischt.“
    Er drückte mir das Gras in die Hand und rollte noch einmal furchterregend die Augen. Dann stand er auf und wollte weggehen.
    In diesem Augenblick erhob sich in einem der Stallhäuser, die sich wie eine Horde Betrunkener um das Saalhaus gruppierten, ein wüster Lärm. Es war ein Kreischen und Schimpfen, wobei ich zwei männliche und eine weibliche Stimme unterschied, die mir alle bekannt vorkamen.
    Gleich darauf stolperte oder besser flog eine dünne, schlotternde Gestalt zur Tür heraus. Es war unser Rouhfaz. Hinter ihm erschien Hauk, der ihm fluchend einen Sack nachwarf und gleich wieder im Stall verschwand. Rouhfaz rappelte sich auf, nahm den Sack, sah sich nach allen Seiten um und schien zu überlegen, wohin er sich wenden sollte.
    Ich rief ihn an. Sofort kam er raschen Schrittes näher und erst auf halbem Wege fiel ihm ein, das Gesicht vor Schmerz zu verzerren, den Buckel zu krümmen und sich die Seite zu halten. Belustigt war Odo stehen geblieben, um zu erfahren, was es gegeben hatte.
    Ich lasse die Schnörkel von Empörung und Wehleidigkeit weg, mit denen Rouhfaz seinen Bericht garnierte. Er enthielt im Kern folgendes.
    Nachdem er mich auf dem Gang über den Herrenhof und durch das Dorf begleitet und ich ihn entlassen hatte, war er nicht nach dem Castell zurückgekehrt, sondern in diesem Stall gelandet. Angeblich weil er Durst verspürte und einen Trunk Milch erbitten wollte. Die dort waltende Magd, keine andere als Celsa, erfüllte die Bitte und es kam, laut Rouhfaz, zu einer „Unterhaltung“, zu der er sich nicht näher äußern wollte. Sie wurde durch Hauk gestört, der „hinkend und stinkend wie der Teufel hereinfuhr“, sodass Rouhfaz sich gerade noch in einem Verschlag hinter einer Krippe verbergen konnte. Von hier aus bekam er nun mit, was zwischen Hauk und Celsa gesprochen wurde.
    Es handelte sich um ein scharfes Verhör, bei dem der Herr nicht mit Schlägen sparte. Hauk wollte vor allem wissen,

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