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Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Titel: Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Pflichten als Zentgraf. Er vernachlässigt sie sträflich! Dass er überhaupt noch Gericht hält, dem König die Abgaben eintreibt, den Heerbann anführt … ich schwöre Euch, es ist mein Verdienst! Auch das der Frau Begga. Sie ist eine Frau, wie man sie nicht zweimal findet. Leider ist er ihrer nicht würdig.“
    „Und Ihr? Ihr wäret würdig?“, fragte ich.
    Hauk starrte mich an. „Ich? Wie kommt Ihr darauf? Das wollte ich damit nicht gesagt haben.“
    „Aber Ihr würdet gern Zentgraf sein.“
    „Nur wenn mein Bruder, den der gnädige Gott uns erhalten möge … „
    „Nur wenn er nicht wiederkäme. Das meint Ihr doch.“
    „Damit … damit rechne ich nicht … der Himmel bewahre mich davor! Trotz seiner Fehler … er ist tapfer, ein Held! Er wird mit Ruhm bedeckt heimkehren …“
    Jetzt standen ihm Schweißperlen auf der Stirn. Ich beschloss, ihn an der Gurgel zu packen. „Und wenn ich mich nun trotz allem, was mir bei Euch missfällt, zu der Meinung durchringen könnte“, sagte ich, die Worte zum Schein gedankenvoll dehnend, „dass Ihr der bessere Zentgraf wäret?“
    „Das könntet Ihr?“
    In den Äuglein des Hauk, die eben noch erschrocken und unterwürfig dreingeschaut hatten, blitzte auf einmal wieder die Schläue auf. Einen Augenblick zögerte er noch. Aber dann ging auch er aufs Ganze.
    „Dreißig Solidi?“, fragte er lauernd.
    Ich lächelte abschätzig.
    „Sechzig? Achtzig? Hundert?“
    „Schon besser. Aber wo wollt Ihr die hernehmen? Verfügt Ihr schon über den Schatz Eures Bruders?“
    Wieder wechselte die Miene des Hauk ihren Ausdruck. Sein breites, fettes Gesicht war ein Buch, man musste nur darin zu lesen verstehen.
    Jetzt las ich Angst.
    Das genügte mir vorerst. Ich ließ ihn stehen und damit er mir nicht weiter folgte, zog ich meine Sandalen aus, raffte die Kutte und watete ein paar Schritte in das flache Uferwasser des Flüsschens hinein. Ich war ja noch nicht einmal zu meiner Morgenwäsche gekommen.

5. Kapitel
    Die Sonne stand im Zenit, als Herr Siegram gebracht wurde. Ich war gerade von meinem Gang über den Herrenhof und durch das Dorf zurückgekehrt, als sie durch das Zangentor einritten: Odo an der Spitze, dann Siegram und der Junge, zuletzt die beiden Männer unseres Wachtrupps. Am Eingang des Saalhauses stand hoch aufgerichtet Frau Begga, von weiten Gewändern und einem Schleier umwallt, einem jener weiblichen Trauermonumente namens Niobe oder Hekate gleich, von denen uns die heidnischen Autoren berichten. Auch die knorrigen Alten waren dort wieder aufgereiht und starrten den Reitern böse entgegen. Odo hielt an der Treppe, an deren Fuß ich wartete, warf mir einen finsteren Blick zu und sprang vom Pferd. Er gab Siegram ein Zeichen, ebenfalls abzusitzen und ihm in den Saal zu folgen.
    Die Ermordete war aufgebahrt, wie es Brauch ist, nachdem sie gewaschen und mit geweihtem Wasser besprengt worden war. Eine Bank, über die ein Bärenfell gebreitet war, diente als Totenbett. Ringsum waren Kerzen aufgestellt. Frau Chrodelind war mit einem weißen, bestickten Hemd bekleidet und bis zum Gürtel mit einem dunklen Überwurf zugedeckt, unter dem sich der zarte Körper kaum abzeichnete. Über den Hals war ein Schleiertuch gebreitet. Sorgsam geordnet und geflochten umgab das kupferrote Haar das bleiche, spitze Gesicht mit den nunmehr geschlossenen Augen. Auf der Brust der Toten lag auch jetzt mein kleines Bronzekreuz.
    Der Priester, jener Hörige namens Serapius, und ein paar alte Frauen vom Gesinde, die mit ihm gesungen und gebetet hatten, verstummten und zogen sich in eine Ecke des Saals zurück. Herr Siegram, den alle anstarrten (ich nicht ausgenommen), trat zögernd näher. Man erwartet ja, dass ein Frevler, der vor sein Opfer geführt wird, sich verrät und unter der Last seiner Schuld zusammenbricht. Natürlich hoffte ich, der Sänger, den ich für unschuldig hielt, würde die Fassung bewahren.
    Ich wurde enttäuscht. Es war nicht nur der heitere Stolz gewichen, der seine Züge sonst so unwiderstehlich gemacht hatte. Er schien auch zutiefst verwirrt zu sein. Kaum hatte er die Tote erblickt, stürzten ihm Tränen aus den Augen. Er schlug die Hände vor das Gesicht und stand lange zitternd auf einem Fleck.
    Ich sah Odo an, der sich seufzend abwandte.
    Unter den Alten erhob sich giftiges Geflüster: „Mörder! Satan! Sollst büßen … im Pech schmoren …“
    Nun trat Frau Begga heran. Mit einer Geste, die auch mich schaudern ließ, zog sie das Schleiertuch von dem entstellten

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