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Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Titel: Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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überraschend wie befremdlich. Wahrhaftig, da stand Hauk, fett, schwitzend, nackt bis zum Gürtel, nur mit einer Hose bekleidet, einen Köcher mit Pfeilen umgehängt, an der gegenüberliegenden Öffnung, fuchtelte mit dem Bogen und schrie hinunter:
    „Nein, nicht den! Also gut, lass ihn drin! Noch einen? Was? Ich sage, noch einen Bock, Dummkopf! Sperr die Ohren auf, wenn ich etwas befehle, oder ich jage dir einen Pfeil in den Arsch! Das ist ein Awarenpfeil, du Ochse, der ritzt dir die Kutteln gründlich!“
    Und dann zog er einen Pfeil aus dem Köcher, spannte den Bogen und schoss. Offenbar verfehlte er sein Ziel. Er heulte auf und wandte sich wütend ab. Da bemerkte er mich, denn mein neugieriges Haupt ragte bis zur Mitte über die untere Kante des Einstiegs. Wir erschraken beide. Ich wäre am liebsten gleich wieder abgetaucht – der stiere Blick, der mich traf, verhieß nichts Gutes. Doch gleich darauf wurde das breite Gesicht des Hauk noch breiter und aus dem Loch zwischen seinen schwärzlichen Zahnstummeln kam ein freundlich gegrunztes: „Sieh da, Bruder Lupus! Ihr besucht mich?“
    Ich kletterte nun die restlichen Sprossen empor und in das Turmgemach hinein.
    „Ich störe Euch wohl …“
    „Wie könntet Ihr mich stören! Seid mein Gast, lasst Euch nieder. Gut Freund, gut Glück! Noch den Bock dort und wir werden uns an einem Trunk gütlich tun.“
    Ich muss zugeben, dass ich in diesem Augenblick völlig vergessen hatte, weshalb ich gekommen war. Das martialische Nest des Hauk machte Eindruck auf mein friedliches Mönchsgemüt. An den Wänden hingen Waffen aller Art, vorzugsweile Schwerter und Äxte. Ganze Bündel Lanzen und Spieße lehnten in den Ecken. Körbe voller Pfeile standen herum. Auf dem Fußboden türmten sich Felle und abgezogene, roh bearbeitete Tierhäute, von denen üble Gerüche ausgingen. Ein Fass, das als Tisch diente und ein Hocker waren die einzigen Möbel. Ich blieb mit meiner Kutte an einem Nagel hängen und wäre beim Eintreten beinahe hingefallen.
    „Seht Euch vor, es ist eng hier!“, warnte Hauk. „Wollt Ihr mir einen Wurfspieß reichen? Nein, den dort! Jetzt zieht den Kopf etwas ein, ich muss ausholen!“
    Er schleuderte den Spieß hinunter und schrie gleich: „Hoho! Der hat sein Teil. Schaff ihn weg, Blado! Wollt Ihr es auch versuchen?“
    Er führte mich an die Öffnung gegenüber, eine Art Fenster, eigentlich nur ein großes Loch in der Wand des einstigen römischen Wachturms. Unmittelbar darunter befand sich ein umzäuntes Gehege. Einige Hasen und Rehe hasteten darin umher. Der soeben gefällte Bock wurde von ein paar Männern hinaus geschleift.
    Ich lehnte ab, als Hauk mir den Bogen in die Hand drücken wollte.
    „Warum nicht? Versucht es doch! Nein? Ich bin leidenschaftlicher Jäger und ein ausgezeichneter Schütze. Leider behindert mich mein verkrüppelter Fuß, ich sitze auch nicht mehr gut zu Pferde. Auf der Straße geht es, aber im Wald … da muss man im Steigbügel sicher sein. Seit mich beinahe ein Keiler erledigt hätte, wage ich mich nicht mehr hinaus. Aber verzichten? Unmöglich. Also habe ich mir das Gehege eingerichtet. Meine Leute versorgen mich mit Wild, natürlich aus meinen eigenen Wäldern. Es ist nicht das wahre Jagdvergnügen, aber besser als nichts.“
    Er brüllte noch ein paar Befehle hinunter, des Inhalts, dass die Jagd für diesmal beendet sei und dass man die Gatter schließen und die Wachen aufstellen solle.
    „Setzt Euch, lasst Euch irgendwo nieder“, sagte er, sich mir wieder zuwendend. „Heute Abend werden wir es bequemer haben, unten im Saal. Dort werde ich die Ehre haben, mit Euch bei Tische zu sitzen. Ihr kommt doch? Wir werden nur wenige sein. Es gehört sich ja nicht, üppig zu tafeln, während man in der Familie eine teure Verstorbene beklagt. Aber es ist unsere Schuldigkeit, wie immer uns auch zumute ist, hohe Gäste ihrem Rang entsprechend zu bewirten. Denn was verdanken wir Euch nicht alles! Wie ich höre, ist der Mörder schon eingefangen. Allein hätten wir das niemals geschafft! Es ist auch Euer Verdienst, uns Murmeltiere und Fledermäuse aus dem Winterschlaf geweckt zu haben. Seht Ihr da unten, wie eifrig unser Kirchlein geputzt wird? Es wird das schönste im ganzen Frankenreich sein! Wahrhaftig, es ist ein großes Glück, wenn so hohe Herren wie Ihr einem verlassenen Winkel wie diesem Aufmerksamkeit schenken …“
    Hauk fuhr fort, Schmeicheleien herunter zu haspeln. Dabei fiel mir wieder ein, was ich hier wollte.
    „Hört

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