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Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache

Titel: Odo und Lupus 01 - Demetrias Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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hinein.
    Inzwischen hatte Odo die Arme verschränkt und es sich, den Kopf auf der Brust, an meiner Schulter bequem gemacht. Der Graf trat heran, um die nächsten Maßnahmen zu besprechen. Sein aufgeregtes, halb bekleidetes Gefolge drängte sich hinter ihm. Noch mehr als der Mord waren es die Wilddiebereien, die diese Männer empörten. Sie hatten gerade erfahren, dass die Diebe des Hauk sich in sämtlichen Wäldern des Gaus versorgt hatten. Die meisten waren betroffen, vor allem aber Hrotbert selbst, der das größte Benefiz verwaltete. Den jungen Wilderer würde man gleich einsperren, um zu verhindern, dass er floh, bevor er verurteilt war. Des alten war man aufgrund seiner Verletzung sicher. Alle anderen würde man einfangen. Was sollte nun aber mit Hauk werden?
    „Ihr seid doch wohl auch der Meinung, dass wir ihn festnehmen müssen“, wandte sich Hrotbert an mich, da Odo Schnarchtöne von sich gab. „Wer weiß, was er noch alles anrichtet, wenn er hierbleibt, dieser Lump, dieser Räuber und Mörder!“
    „Nicht zu hastig, Graf“, sagte ich. „Was den Mord betriff, so hat er Frau Begga beschuldigt, das ist alles. Vermutlich weiß er auch etwas über den anderen Mord. Vorerst ist er also nur Zeuge.“
    „Meinetwegen!, sagte Hrotbert, den solche Spitzfindigkeiten langweilten. „Ob nun als Mörder oder Zeuge … er hat genug auf dem Buckel, es reicht! Seht Euch hier um, kein Gut im Gau ist so verwahrlost. Er prügelt und foltert seine Leute. Die Räubereien dazu und jetzt diese Mordgeschichte. Schon Mommo hat in den letzten Jahren nur Schaden gestiftet. Wenn man Hauk gewähren lässt, wird er die Zent zugrunde richten. Und das wird den ganzen Gau in Verruf bringen. Ich werde beim König den Antrag stellen, das Benefiz einzuziehen und den Kerl zum Teufel zu jagen.“
    Dieser raue, drohende Ton gefiel seinen Männern, sie grölten Beifall. „Ja, zum Teufel mit ihm!“
    „Komm herunter, du Räuber!“
    „Sollen wir dich erst holen?“
    „Vielleicht ist er hinten herum geflohen!“
    „Wenn schon, weit kann das hinkende Scheusal nicht sein!“
    Die Ersten rückten gegen den Turm vor. Fäuste wurden geschüttelt, Schwerter gezückt, Lanzen und Beile geschwungen. Man rief nach Leitern.
    „Haltet sie auf!“, rief ich Hrotbert zu. „Ihr dürft das nicht dulden. Ohne ein ordentliches Gerichtsverfahren darf ihm kein Haar gekrümmt werden!“
    „Ihr habt Recht, aber die Männer sind aufgebracht.“ Er brüllte: „Baltram! Fulbert! Zurück!“ Doch mehr unternahm er nicht.
    Eine Leiter wurde herangeschleppt. Im selben Augenblick schwirrte ein Pfeil über unsere Köpfe hinweg und fuhr hinter uns in einen Baumstamm, wo er zitternd stecken blieb. Er war zwischen Hrotbert und mir hindurch geflogen, ich hatte sogar den Luftzug gespürt. Es war einer dieser Awarenpfeile, von denen dort oben im Turm große Vorräte lagerten. Schon kam ein zweiter geflogen. Er glitt über aufspritzenden Sand und blieb liegen. Jetzt erst bemerkten die meisten, dass wir beschossen wurden.
    „Seht euch vor! Der Hund greift uns an!“
    Alles lief durcheinander. Die Vorderen drückten sich gegen die Turmwand. Andere suchten Schutz hinter Hütten, Bäumen, Ochsenkarren und sogar hinter dem Misthaufen. Im Laufen wurden überhastet Speere und Beile nach oben geschleudert. Fast alle diese Geschosse krachten nur Funken schlagend gegen die Turmmauer.
    Regelmäßig kamen Hauks Pfeile geflogen. Die meisten landeten hinten bei uns, denn der Schütze stand weit hinter dem Einstieg, um selbst kein Ziel abzugeben. So sah er aber nicht viel und traf auch nicht.
    Inzwischen war Odo wach geworden, aufgesprungen und an der dem Turm abgewandten Kirchenwand in Deckung gegangen. Ich warf mich hinter den Baumstamm, der als Bank diente. Graf Hrotbert war in der Tür eines Grubenhauses nur noch bis zu den Knien sichtbar. Er brüllte Befehle, um Ordnung in seinen Haufen zu bringen. Hinter ihm glänzten die platten Nasen und roten Apfelbacken verschreckter Kochmägde.
    Inzwischen hatten alle irgendwie Schutz und Deckung gefunden. Auch Ziegen, Hunde und Hühner waren geflohen. Das Dreieck zwischen Turm, Kirche und Saalhaus leerte sich.
    Als ich jetzt ein wenig den Kopf hob und über den Rand meiner Wehr spähte, erblickte ich Hauk, der sich oben im Turm ein Stück nach vorn gewagt hatte. Er hatte den Bogen gespannt und bewegte ihn ruckend hin und her, suchte ein Ziel für den abschussbereiten Pfeil.
    Ich öffnete den Mund, um seinen Namen zu rufen. Noch wusste ich

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