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Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus

Titel: Odo und Lupus 03 - Pater Diabolus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Jetzt erhob er sich von der Pritsche, und ohne sein wundes, entstelltes Gesicht auch nur teilweise wieder zu verhüllen, wickelte er sich in die Decke und ging nach der Tür. Sein Körper war offenbar unverletzt. Die Krankenbrüder riefen, wohin er denn wolle. Aber er gab keine Antwort und war im nächsten Augenblick draußen.
    Da steckten sie die Köpfe zusammen, und ich hörte sie aufgeregt ratschlagen.
    „Es wird den ehrwürdigen Vater belästigen!“ vermutete einer.
    „Aber der will das Scheusal nicht sehen“, wußte ein anderer.
    „Es ist besser, wir halten ihn auf!“ entschied Zacharias. „Sonst müssen wir uns noch seinetwegen die Peitsche geben.“
    Er und die anderen eilten hinaus, nur Subulcus blieb zurück. Ich flehte im Stillen den Himmel an, er möge verhüten, daß sie den Fabiolus zurückbrachten, denn der hätte uns wohl am ehesten erkannt. Ich wurde erhört, er kam nicht wieder. Es gab noch einmal Unruhe, als der Prior, ein zittriger Alter, mit zwei Mönchen erschien, die den Toten auf einer Bahre hinaustrugen. Der Alte betete am Lager des sterbenden Ceslin, brach aber mittendrin ab, weil ihn die Glocke zum Komplet rief. Dann wurde es still im Saal, und wir lauschten dem Gesang der Mönche, der feierlich aus der Kirche herüberschallte.
    Es war nun fast dunkel.
    Ich hatte Odo bereits durch Zeichen mitgeteilt, daß ich den Subulcus, der die Nachtwache hatte, für unsere Zwecke anstellen würde. Der barmherzige Bruder wollte Geld, was unserem Vorhaben sehr entgegenkam. Noch günstiger war, daß er es heimlich einstecken wollte, um nicht mit seinen Komplizen teilen zu müssen. Für die Salbe, die stark nach Myrrhe roch, hatte er mir einen Denar abgenommen und mir dabei augenzwinkernd zugeflüstert, für zwei weitere könne er mir etwas Schmackhaftes aus der Küche besorgen, aber erst nach dem Komplet, wenn die Brüder schliefen. Ich begriff, daß dies die Stunde der Schlemmer war, des Herrn Agilhelmus und seiner Gäste, und daß sich die Spitzbuben aus der Infirmerie als treue Hunde reichlich vom Tisch ihres Herrn versorgten. Es fiel mir schwer, doch ich lehnte ab, denn wir durften keine Zeit mehr verlieren. Statt dessen versprach ich dem Subulcus fünf Denare für einen anderen Dienst, sagte aber vorerst nichts Näheres. Auch hierzu mußte die Zeit der Nachtruhe abgewartet werden. Sobald alles still war, schlich er um mich herum, und ich gab ihm schließlich ein Zeichen. „Fünf Denare“, sagte ich leise, „wenn du mich zu Herrn Ebrachar führst.“
    Im schwachen Licht der einzigen Kerze sah ich sein Gaunergesicht zu einer hölzernen Maske erstarren.
    „Kenne ich nicht.“
    „Dann tut es mir leid, und ich bin im Irrtum. Hab nur gehört, er sei hier.“
    „Von wem gehört?“
    „Einem Bauern. Der sagte mir, Herr Ebrachar lebe jetzt hier im Kloster als Kostgänger. Und da hab ich nun meinen Herrn überredet, den Umweg zu machen. Das war nicht leicht mit dem Kreuz auf dem Buckel.“
    „Was willst du denn von diesem Ebrachar?“
    „Nun, Bruder, wenn du den Mann nicht kennst, wozu …“
    „Gehört hab ich auch schon von ihm.“
    „Ist er hier oder nicht?“
    „Vielleicht …“
    „Dann im Vertrauen … Ein Kaufmann aus unserer Stadt Rouen, bei dem ein Verwandter von mir als Diener angestellt ist, schuldet ihm Geld. Er wurde mal hier in der Nähe ausgeraubt, und Herr Ebrachar half ihm mit einem Pferd und mit Kleidung, damit er sich zu seinem Pariser Geschäftsfreund durchschlagen konnte. Als nun der Kaufmann erfuhr, daß mein Herr und ich als Pilger diese Gegend durchwandern würden, vertraute er mir einen Beutel an.“
    „Einen Beutel mit Geld? Wieviel?“
    „Soviel er dem Herrn Ebrachar schuldet. Es sind fünfzig …“
    „Fünfzig Denare?“
    „Fünfzig Solidi!“
    Jetzt kam Leben in das Gaunergesicht.
    „Wer weiß noch davon?“
    „Nur mein Herr dort, Herr Faramod. Aber der denkt nicht mehr an Geld, sondern nur an sein Seelenheil. Natürlich wollte ich mich hier nicht offen nach dem Herrn Ebrachar erkundigen, du verstehst … Zu dir aber hatte ich gleich Vertrauen.“
    „Der Mann, den du suchst, ist hier.“
    „Wo?“
    „In diesem Haus. Unten, in einer der Zellen.“
    „Führe mich zu ihm!“
    „Unmöglich. Wenn Bruder Theophan das mitbekommt …“
    „Dann muß ich wohl doch bei euerm Abt einen Antrag stellen.“
    „Tu das nicht, Freund! Dann wirst du den Beutel gleich los.“
    „Aber was soll ich machen? So rate mir doch!“
    „Ich könnte vielleicht als

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