Ödland - Thriller
notwendig, Laurie über den bevorstehenden Besuch der Polizei zu informieren. Sie steht unter der Dusche und ist dabei, sich energisch abzuseifen. Abou hat noch Zeit, ihren eingeschäumten Körper zu bewundern, ehe sie seine Anwesenheit bemerkt. Sie stößt einen kleinen Schrei aus und bedeckt hastig ihre Scham, ehe sie ihn erkennt und anlächelt.
»Ach du bist es. Du hast mich erschreckt.«
»Entschuldige. Die Polizei ist gleich hier. Moussa hat angerufen.«
»Ich habe keine Lust, mit ihnen zu reden. Ich brauche heute nur noch Ruhe und Einsamkeit.«
»Und was soll ich sagen, wenn sie nach dir fragen?«
»Sag ihnen, der Angriff hätte mich schockiert und so erschöpft, dass ich mich ausruhen muss. Das entspricht übrigens der Wahrheit.«
»Aber Laurie, willst du etwa die ganze Nacht allein bleiben?«
Laurie lacht über seine bestürzte Miene, steigt aus der Dusche, presst sich nass, wie sie ist, an ihn und küsst ihn leidenschaftlich.
»Ich habe nicht vergessen, dass heute unsere letzte Nacht vor der langen Trennung ist. Wir machen etwas ganz Besonderes daraus, das verspreche ich dir. Ich warte in unserem Zimmer auf dich. Komm bald nach!«
Zwanzig Minuten später stehen die Polizisten auf der Matte. Kommissar Ouattara höchstpersönlich hat es sich nicht nehmen lassen, sie zu begleiten. Verblüfft blinzelnd stellt er fest, dass Rudy gemütlich mit einer Büchse Bier im Wohnzimmer auf der Couch sitzt.
»Sie schon wieder! Sie sind wohl immer da, wo es Ärger gibt!«
»Tja, so ist nun mal das Leben!«, antwortet der Holländer stoisch.
»Haben Sie die Banditen da draußen erschossen?«
»In Notwehr.«
»Dann sind Sie also bewaffnet. Haben Sie überhaupt einen Waffenschein?«
»Kommissar«, geht Moussa dazwischen. »Bitte keine Haarspaltereien. Rudy hat den Sohn der Präsidentin vor einem Angriff geschützt. Verwechseln Sie nicht Täter und Opfer.«
Ouattara grummelt zunächst, dann raunzt er in unfreundlichem Ton, dass er Aussagen braucht und Verhöre führen muss, um eine Ermittlung in die Wege leiten zu können. Abou zieht sich einigermaßen gut aus der Affäre, vermeidet es, Félicité zu erwähnen, und führt den Angriff auf einen versuchten Diebstahl zurück. Der Kommissar gibt sich damit zufrieden, zumal es sich bei den beiden Toten um Banditen handelt, die bereits wegen mehrerer Raubüberfälle von der Polizei gesucht wurden. Moussa entspannt die Atmosphäre zusätzlich dadurch, dass er eine Runde kühles Bier ausgibt, das die Polizisten freudig annehmen. Dennoch mustert Ouattara Rudy nach wie vor misstrauisch mit seinen hervorquellenden Kuhaugen.
»Eines Tages kriege ich Sie an den Hammelbeinen«, droht er.
»Man könnte fast meinen, dass der Kommissar dich nicht gerade in sein Herz geschlossen hat!«, stellt Abou fest, nachdem die Polizisten gegangen sind.
»Er verabscheut mich«, grinst Rudy. »Vor allem, seit Abou und ich dich sozusagen vor seiner Nase befreit haben. Er hält mich für einen Flugzeugentführer und ist wütend darüber, dass ich unter dem Schutz der Präsidentin stehe...«
»Aber nicht mehr lang. Erst heute Nachmittag habe ich mit meiner Mutter telefoniert. Sie ist ziemlich wütend auf dich und beschuldigt dich, Fuller getötet und ein Riesendurcheinander verursacht zu haben. Stimmt das?«
Abou und Rudy wechseln einen kurzen Blick, den Moussa nicht sieht.
»So ein Quatsch! Fuller ist abgehauen, hat sich in der Wüste verirrt und ist offenbar von Wegelagerern getötet worden.«
»Das ist die offizielle Version, aber die glaube ich nicht. Du hast den Mann in die Wüste gebracht, nicht wahr?« Er wendet sich an Abou. »Und du warst dabei, richtig?«
Abou verzieht das Gesicht und zuckt die Schultern.
»Weißt du, Rudy, Moussa ist mein Bruder. Ich finde, er darf es erfahren. Außerdem müssen wir darüber reden, wie es jetzt weitergeht.«
Rudy nickt zustimmend. Abou beginnt zu erzählen, und zwar vom ersten Auftauchen des Targi-Gespenstes im Militärlager bis hin zu Hadés Erklärung und dem Auftrag, den sie Rudy und ihm mehr oder weniger dringend ans Herz gelegt hat, nämlich den Feind in seinem Unterschlupf aufzustöbern und unschädlich zu machen, um die Welt vor dem Chaos zu retten. Moussa hört stumm zu. Nur manchmal reißt er erschrocken die Augen auf.
»Das ist doch verrückt!«, seufzt er, als Abou fertig ist. »Einfach ... einfach unglaublich! Wenn ich dich richtig verstehe, willst du jetzt einzig auf die ... na ja, Hirngespinste von Großmutter Hadé hin nach
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