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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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anderen auch?«
    »Bei allen. Zum Beispiel kann ich erkennen«, setzt sie leise hinzu, »dass die Stewardess uns mit vanillefarbenen Sympathiewellen umgibt. Und die zwei Typen da unten auf dem Elektrokarren schicken uns ungesund purpurne Schwingungen der Begierde. Pfui! Ihre Aura ist scheußlich!«
    »Aber - stört dich das denn gar nicht?«
    »Ob es mich stört? Im Gegenteil, ich finde es ungeheuer spannend. Yéri, mein Schatz, was glaubst du, wie ich jetzt malen werde! Meine Bilder werden vielleicht seltsam aussehen, aber sie zeigen die ganze Wahrheit.«
    Tomahawk
    »Jeder Teil dieses Landes ist meinem Volke heilig. Jeder Hang, jedes Tal, jede Ebene und jedes Gehölz ist geheiligt durch eine zärtliche Erinnerung oder eine traurige Erfahrung meines Stammes. Sogar die scheinbar stumm in der Sonne brütenden Felsen der Küste in ihrer feierlichen Größe sind getränkt von Erinnerungen an vergangene Ereignisse, die mit dem Schicksal meines Volkes verbunden waren ... Und wenn der letzte Rote Mann von dieser Erde verschwunden sein wird und die Erinnerung an ihn unter den Weißen zu einem Mythos geworden ist, dann werden diese Gestade wimmeln von den unsichtbaren Toten meines Stammes; und wenn sich eure Kindeskinder allein fühlen auf dem Feld, im Geschäft, auf der großen Straße oder in der Stille der Wälder: Sie werden nicht allein sein ... In der Nacht, wenn die Straßen eurer Städte und Dörfer still geworden sind und ihr sie verlassen wähnt, werden sie voll sein von den zurückkehrenden Scharen, die einst dieses wundervolle Land bevölkerten und es jetzt noch lieben. Der Weiße Mann wird nie allein sein...«
Auszug aus der Rede des indianischen Häuptlings
Noah Seattle, 1854
    Der Angriff auf die Ranch von John Bournemouth erfolgt in der Morgendämmerung, zu jener blassen und ungewissen Stunde, wenn der Schlummer die Oberhand gewinnt, die Wachsamkeit nachlässt und man sich sagt, dass die Nacht wieder einmal ruhig gewesen ist und dass jetzt nichts mehr passieren kann. Er beginnt mit einem blendenden, ungeheuren Blitz, der sich mehrere Hundert Kilometer weit entlang des elektrischen Stacheldrahts fortsetzt, welcher die zehntausend Hektar Land umschließt und unter der Überspannung schmilzt und in sich zusammensinkt. Gleichzeitig generiert ein Zug aus hochenergetischen Mikrowellen ein elektromagnetisches Feld, das sämtliche Drohnen, Überwachungskameras und elektronisch betriebenen Waffen im Umkreis von hundert Kilometern außer Gefecht setzt. Der Blitz stammt von einem Spannungserhöher, der eine pulsierende Spannung von zweihunderttausend Volt erzeugt, und die Mikrowellen aus einer HERF - High Energy Radio Frequency -, einer mit einem Ringkerntransformator ausgestatteten Hochfrequenzkanone. Beide Geräte wurden wenige Wochen zuvor aus der ehemaligen Enklave Eudora gestohlen und dienten ursprünglich der Erstellung der Plasmabarriere, die das Gelände der Enklave umschloss. Long-John Goldenfinger, der an der Haskell Indian Nations University ein Diplom in Teilchenphysik erworben hat und der Bruder des Häuptlings der Shawnee-Indianer ist, hat sie so umfunktioniert, dass sie in einem Minimum von Zeit ein Maximum an Energie liefern, obwohl sie lediglich von einer Lkw-Batterie gespeist werden. Das gesamte Material ist in einer Nacht-und-Nebel-Aktion von einem diskret operierenden Kommando an Ort und Stelle installiert worden. Der Spannungserhöher wurde dort an die Stacheldrahtzäune angeschlossen, wo sie dem ausgetrockneten Flussbett des Neosho folgen, denn in dem Canyon ist praktisch keine Radarüberwachung möglich. Die HERF wurde direkt auf die Ranch ausgerichtet und mit einer einfachen Fernbedienung ausgelöst. Die erste Phase des Angriffs erweist sich als voller Erfolg.
    Die zweite Phase folgt einem eher klassischen Muster. Ein Osage- und zwei Shawnee-Stämme, die sich in der Neosho-Schlucht verborgen haben, erstürmen in vollem Galopp das Hauptquartier der verwirrten Wachmannschaften, die verblüfft vor Bildschirmen sitzen, auf denen nichts als elektronisches Schneegestöber zu sehen ist. Der Kampf ist kurz, blutig und mitleidlos. Die Indianer sind dank ihrer Ausrüstung mit Pfeil und Bogen oder altmodischen Gewehren und Karabinern eindeutig im Vorteil. Ohne Laserpeilung, optoelektronische Zielvorrichtung, selbstregulierten Abschuss und elektrostatische Kühlung sind die Sturmgewehre und Automatikwaffen der Wachen quasi nutzlos. Die rein manuelle Bedienung verwandelt sie in viel zu schwere, wenig präzise

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