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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Tomatenpflanzen, Salatbeeten, Feldern mit Süßkartoffeln und Dattelplantagen hindurch. In den einzelnen Gevierten sind Messfühler für bioprogrammierte Bewässerung eingelassen. Mit unsicheren Schritten steigt sie über die unter Druck stehenden Rohre aus Kevlar, hydrostatische Sprinkleranlagen und Drain-Back-Systeme, schwankend weicht sie den solarbetriebenen Hebepumpen aus, die hier und da auf dem Hügel stehen und deren Gehäuse mit dem Logo von Tensing versehen sind. Mit einer müden Handbewegung begrüßt sie die Bauern, die damit beschäftigt sind, zu graben, zu harken, zu verziehen oder zu ernten. In ihrem Kopf dreht sich alles, und ihre Beine fühlen sich an, als wären sie voller Blei. Sie schwitzt stark, ihre Haut brennt, und ihre tränenden, verschleierten Augen flimmern trotz der Sonnenbrille, die sie jetzt praktisch ununterbrochen trägt. Laurie ist müde - unendlich müde.
    Zu Beginn dachte sie, dass ihr Unwohlsein mit den drastisch steigenden Temperaturen des herannahenden Sommers zu tun hätte und sowohl Haut als auch Augen durch den ständig wehenden Sandwind gereizt würden. Sie hat die Sonnenbrille aufgesetzt, sich mit Sunblocker eingerieben und Medikamente gegen Parasiten jeglicher Art geschluckt. Abou hat sie nichts gesagt, um ihn nicht zu beunruhigen. Natürlich bemerkte er trotzdem ihre Erschöpfung, die sie auch mit langen Siestas und durchgeschlafenen Nächten nicht in den Griff bekam; er sah, dass ihre klaren blauen Augen sich verschleierten, dass die Schönheitsflecke und Muttermale sich auf ihrer hellen Haut vergrößerten und zu unschönen, braunen Stellen wurden und dass sich auf ihrer samtigen Haut an Armen, Hals und Schenkeln feine Fältchen bildeten. Abou nahm jedoch an, es handele sich bei den Symptomen um die Folgen des Zaubers durch den von Félicité beauftragten wackman aus Kongoussi, und war sich sicher, er könne dazu beitragen, dass sich das Übel nicht verschlimmerte, indem er Laurie von ganzem Herzen liebte und so oft wie möglich mit ihr schlief, wie Hadé es ihm nahegelegt hatte. Doch inzwischen ist es so weit, dass sie sich nichts mehr vormachen können.
    Moussa, der sie atemlos und durchgeschwitzt im Büro vorfand, schickte sie mit dem dringenden Rat nach Hause, einen Arzt aufzusuchen. Laurie stieg in ihren kleinen Dienstwagen - in dem es so heiß war, dass ihr fast schlecht wurde -, doch anstatt ihrem »Chef« zu gehorchen, fuhr sie in die Hügel und suchte nach Abou, der dort seit drei Monaten ein eigenes Stück Land bewirtschaftet.
    Abou hat sich inzwischen entschlossen, nach dem Wehrdienst seine Militärkarriere endgültig an den Nagel zu hängen und sich als Heiler niederzulassen. Weil dieser Beruf allerdings abgesehen von einigen Naturalspenden eher wenig einbringt, hat er sich überlegt, dass er sich mit ein paar Hühnern und einem eigenen Garten wenigstens einigermaßen über Wasser halten kann.
    Abou ist gerade dabei, die feinporigen Rohre zu überprüfen, mit deren Hilfe seine Parzelle bewässert wird, denn er ist der Meinung, dass zu wenig Wasser heraussickert. Allerdings wird die gesamte Bewässerungsanlage von den Büros der CooBam aus mit Computern der Firma Tensing gesteuert. Er sieht Laurie kommen und richtet sich lächelnd auf. Doch sein Lächeln erlischt schnell wieder, denn Laurie verhält sich ganz anders, als er es gewohnt ist. Anstatt auf ihn zuzulaufen und ihm um den Hals zu fallen, zieht sie die Füße nach, schwankt und stolpert häufig. Er ist es, der auf sie zustürmt und sie gerade noch rechtzeitig auffängt, ehe sie ohnmächtig wird.
    Ihr Zustand hat sich derart verschlechtert, dass sie keinen Augenblick verlieren dürfen. Abou hebt sie auf - sie hat stark abgenommen und wiegt in seinen muskulösen Armen fast gar nichts mehr - und hastet fast im Laufschritt den Hügel hinunter zum Auto. Laurie hat ihm inzwischen das Autofahren beigebracht, doch wirklich gut kann er es immer noch nicht. Jetzt aber muss es einfach klappen! Er findet den Schlüssel in der Tasche ihrer Shorts, lässt den Motor aufjaulen und irrt sich bei den Gängen. Das Auto schleudert und holpert so heftig über die Spurrillen der Piste, dass Laurie wieder zu sich kommt.
    »Abou? Was tust du da? Wo fahren wir hin?«
    »Zu Großmutter, mein Schatz. Dir scheint es gar nicht gut zu gehen.«
    »Ich glaube, ich brauche eher einen Arzt.«
    »Ärzte können nichts gegen einen bösen Zauber unternehmen«, erklärt Abou kategorisch.
    »Dann lass wenigstens mich fahren...«
    »Dazu

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