Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
Schloss gibt mit einem metallischen Kreischen nach. Rudy lässt sich in die Finsternis rollen. Vor ihm liegt ein langer Gang, der an einigen merkwürdigen Maschinen entlang zu einer Treppe führt, die in die Eingeweide des Gebäudes hinunterreicht. Dort unten befindet sich ein wahrer Dschungel aus Rohren, Tanks, Hochöfen und komplizierten Maschinen, die alle mehr oder weniger defekt und zerfallen sind. Die Verfolger können Rudy hören - er muss sich verstecken.
    Während er in den industriellen Dschungel eintaucht, wird oben wieder geschossen. Die beiden Typen sind auf hohe Maschinen geklettert und nehmen Rudy ins Kreuzfeuer. Sie machen keine Anstalten mehr, sich vor seinen Schüssen zu schützen; sie scheinen verstanden zu haben.
    Verzweifelt sucht Rudy nach einem Versteck, einem Ausweg, einer Zuflucht, doch die Wege hier unten sind sorgfältig gekennzeichnet. Brücken, Laufgänge und Leitern schlängeln sich durch den gigantischen Maschinenraum. Rudy ist völlig außer Atem. Die linke Schulter, mit der er die Tür eingedrückt hat, ist taub geworden. Rechts hat er schmerzende Seitenstiche, und sein Fuß tut ihm weh. An der Ecke einer großen Ölwanne entdeckt er eine Vertiefung fast auf gleicher Höhe. Er springt über den Rand, drückt sich in den Winkel und fasst sein Gewehr am Lauf.
    Der erste Wilde, der schäumend und mit vorgehaltenem Gewehr an der Ecke auftaucht, bekommt den Kolben des GII mit voller Wucht in den Magen. Ächzend klappt er zusammen und rollt auf den Boden. Er hält sich den Bauch mit beiden Händen. Der zweite kann ihm gerade noch mit einem Sprung ausweichen. Dabei entdeckt er Rudy in seinem Versteck. Er wirft seine leere Waffe fort und zückt ein Schnappmesser, dessen dünne, scharfe Klinge mit einem leisen Klicken aufspringt. Es ist der Verdreckte mit dem Tick. Seine geröteten Augen stehen weit vor, sein Haar ist grau und entsetzlich verfilzt, und er ist so mager wie ein KZ-Häftling.
    »Jetzt hab ich dich, du Arschloch, jetzt hab ich dich, du Arschloch«, murmelt er vor sich hin wie eine Litanei.
    Rudy legt an und schießt. Der Wilde schwankt bei jedem Treffer, doch er weicht nicht vom Fleck. Die Paintballs zerplatzen auf seiner zerlumpten Kleidung, prallen schmerzhaft auf seinem Körper auf und treiben Splitter in seine Haut. Trotzdem geht er unbeirrt weiter auf Rudy zu. Er scheint nichts zu spüren. Vermutlich ist er zugedröhnt mit Thrill, der Droge, die einen so schmerzunempfindlich macht wie den unglaublichen Hulk und die sich daher geradezu ideal für Straßenkämpfe zwischen Gangs eignet.
    Zwar hat Rudy einen Dolch, der zu seiner Ausrüstung gehört, doch damit hat er erst dreimal trainiert und kann nicht behaupten, dass er im Messerkampf besonders firm wäre. Trotzdem lässt er das Gewehr fallen, zückt das Messer und nimmt die Stellung ein, die man ihm beigebracht hat. Sein Herz klopft zum Zerspringen. Kalter Schweiß läuft ihm über den Rücken. Sein Gegner wird sicher nicht beim ersten Blutstropfen aufhören.
    Rudy hört ein Geräusch. Das Echo eines Aufpralls hallt durch die Fabrik. Noch mehr Wilde? Doch sein Gegner scheint nichts gehört zu haben.
    In diesem Augenblick setzt der Wilde über den Rand der Wanne und stürzt mit erhobenem Messer auf Rudy zu. Rudy kann den ersten Ansturm parieren, macht einen Ausfall und versucht, einen tief angesetzten Stich zu platzieren. Der andere weicht aus, wehrt ab, erwidert den Angriff und trifft Rudy an der Wange. Sofort sprudelt Blut hervor. Rudy zieht sich zurück, pariert einen zweiten und einen dritten Angriff, versucht eine Finte, schafft es aber nicht, weicht noch weiter zurück und findet sich plötzlich mit dem Rücken an der Wand seines Verstecks wieder. Der Wilde verstärkt seine Attacken, wird schneller, präziser und wütender. Rudy verteidigt sich, so gut es geht. Einige Angriffe kann er noch abwehren, doch sein Gegner ist eindeutig im Vorteil und gibt immer noch Gas. Lange kann Rudy nicht mehr durchhalten. Umso weniger, als der zweite Wilde sich langsam erholt. Schon hat er sich aufgerichtet.
    Nur eine Millisekunde Unachtsamkeit, und es ist passiert. Rudy spürt, wie die Klinge in der Nierengegend durch seinen Drillichanzug dringt. Er wirft sich zurück, prallt gegen die Stahlwand der Ölwanne, lehnt sich an und schleudert beide Füße mit der verzweifelten Kraft seines Schmerzes, seiner Wut und seiner Angst nach vorn. Die Springerstiefel treffen mit voller Wucht auf den hohlen Brustkorb des überraschten Wilden und

Weitere Kostenlose Bücher