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Ödland - Thriller

Ödland - Thriller

Titel: Ödland - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Sie nicht gestern ausgezeichnet? Sind Sie nicht der, der einen Wilden getötet hat?«
    Rudy nickt. Plötzlich verspürt er einen Kloß im Hals.
    »Das war wohl Ihr erster?«
    Wieder nickt Rudy.
    »Alles in Ordnung?« Sie beugt sich mitfühlend über den Schreibtisch. »Manche haben ordentlich daran zu knacken, deshalb frage ich.«
    »Ein wenig geht es mir auch so«, gibt Rudy zu. »Aber ... was den kleinen Gefallen angeht...«
    »Was wollen Sie denn?«
    »Sie haben doch sicher einen Internetzugang, oder?«
    »Aber Sie dürfen doch nicht online gehen!«
    »Will ich auch gar nicht. Es geht nur darum ... Könnten Sie mir vielleicht die Stellenanzeigen heraussuchen und ausdrucken?«
    »Im Prinzip darf ich das auch nicht.«
    Im Prinzip, denkt Rudy und schenkt ihr das charmanteste Lächeln, dessen er noch fähig ist.
    »Was für eine Art Arbeit suchen Sie denn?«
    »Egal. Ich will einfach nur etwas zu tun haben, mich nützlich machen und meinem Leben wieder einen Sinn geben, verstehen Sie?«
    »Ich kann mich ohnehin nur in eine Seite einloggen - bei der ›Arbeit‹. Von denen werden wir nämlich gesponsert. Aber ganz ehrlich: Die von ›Arbeit‹ sind die reinsten Sklaventreiber.«
    »Egal. Versuchen Sie's.«
    Die Blondine tippt auf ihren Tastschirm, und man hört ein leises Summen unter dem Schreibtisch. Sie reicht Rudy zwei bedruckte Blätter.
    »Das sind die Anzeigen dieser Woche. Ältere braucht man gar nicht erst zu versuchen - da ist alles weg, oder es ist wirklich nur Schinderei.«
    »Vielen Dank«, lächelt Rudy, nimmt die Bögen und lässt sie sofort in seinem Drillichzeug verschwinden. »Sie sind sehr freundlich. So etwas findet man heutzutage nur noch selten.«
    »Danke.« Die junge Frau errötet. Mit flatternden Augenlidern lächelt sie ihn an. »Wie heißen Sie?«
    »Rudy. Und Sie?«
    »Marlene. Wie Marlene Dietrich. Schon mal von ihr gehört?«
    In diesem Augenblick fliegt die Tür auf. Mit verschränkten Armen steht der Kommandant von Rudys Einheit auf der Schwelle. Ein böses Lächeln huscht über sein von Narben entstelltes Gesicht.
    »Hey, Landser, ist dir etwa nicht bekannt, dass es verboten ist, das Büro zu betreten?«
    »Schon ... Ich wollte doch nur ... ich war gerade dabei zu fegen ...«
    Rudy zeigt auf den Besen, der neben der Tür steht. Der Kommandant wendet den Blick nicht von Rudy.
    »Ich werde dir zeigen, wie man fegt, du Auswurf! Du wolltest dich wohl an Marlene heranmachen, was? Das ist noch viel verbotener! Sagt dir Nacht und Nebel etwas?«
    Die Empfangsdame hinter dem Schreibtisch reißt entsetzt die Augen auf. Irgendetwas in Rudy zerbricht. Er hat das Gefühl, dass sich glühende Lava in seinem Innern ausbreitet, aber er versucht gar nicht erst, sie einzudämmen.
    Mit einem wilden Schrei stürzt er sich auf den Kommandanten, quetscht ihn gegen die Tür, packt seinen Kopf mit beiden Händen und donnert ihn immer und immer wieder mit aller Kraft gegen den Türstock. Er hört erst auf, als er Knochen krachen hört. Blut spritzt auf. Rudy lässt los. Sein Boss rutscht am Türstock hinunter. Rudy nimmt ihm die Pistole ab - es ist eine mit echten Kugeln geladene Luger - und richtet sie sofort auf Marlene.
    Die junge Frau hebt die Hände, aber in ihrem Gesicht erkennt Rudy nicht nur Angst, sondern auch Erregung.
    »Haben Sie ihn wirklich umgebracht?«, keucht sie mit vor Aufregung quietschender Stimme. »Einfach so? Mit bloßen Händen?«
    »Ich glaube schon. Am besten, Sie bleiben ganz ruhig! Schreien Sie nicht, telefonieren Sie nicht, lösen Sie keinen Alarm aus. Lassen Sie mich einfach gehen. Einverstanden, Marlene?«
    »Ja klar, Rudy. Natürlich. Da drüben gibt es übrigens einen unbewachten Ausgang für das Personal.«
    Sie zeigt auf eine Tür auf der linken Seite. Sollte das eine Falle sein? Der Haupteingang wird nämlich mit Sicherheit bewacht. Rudy öffnet die Tür und sieht einen langen Flur vor sich. Am Ende des Korridors schimmert es blau - dort ist »draußen«!
    »Danke, Marlene.«
    »Wir werden uns wohl nicht wiedersehen. Schade!«
    Rudy gleitet in den Flur und durchquert ihn im Laufschritt. Die Knarre hält er im Anschlag. Vorsichtig öffnet er die Glastür am Ende. Sie führt auf einen kleinen, schattigen Hof hinaus. Er überquert den Hof, erreicht das von hohen Gittern flankierte Tor und drückt auf die Klinke. Das Tor geht auf. Ganz einfach!
    Als er allerdings das Tor hinter sich ins Schloss zieht, schrillt ein gellender Alarm los. Rudy springt in die menschenleere Straße

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