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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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gingen die Leute freiwillig in den Tod, als dass sie auf Tabak verzichteten. Außerdem wollte er wissen, wie sie es mit den Kommunisten halten würden. Harry war kein politischer Taktierer mehr, sondern Sozialrevolutionär 129 , und wartete nur auf den Tag, an dem er zur Tat schreiten durfte. Ganz gleich, was sozialistische Parteimitglieder sich wünschen mochten: Man konnte kommunistische Studenten nicht von einem College fernhalten, und selbst wenn man es versuchte, würde das Gedankengut einsickern.
    Bunny hielt dagegen, indem er sein Ideal der Unvoreingenommenheit vortrug. Warum sollten die Studenten sich nicht selbst erziehen, nicht selbst entscheiden? Die Lehrer brauchten ihnen nur das erforderliche Wissen zu vermitteln, dann konnten die Studenten es gründlich erörtern – das Klassenzimmer als Ort öffentlicher Diskussion, verpflichtet einzig der Wissenschaft und der Freiheit! Alle räumten ein, dass es keinen Sinn habe, eine sektiererische Institution zu gründen, die nur eine Richtung befürworte und alle anderen ausschließe. Außerdem brauche jede Lehrmeinung einen Vertreter, der sie angemessen repräsentiere. Und damit nagelte Bunny sie fest. «Chaim, wärst du bereit, Harrys Gedanken den Leuten aus deiner Schicht zu erklären? Harry, würdest du Chaim die Gelegenheit dazu geben?» Sich selbst sah Bunny als Schiedsrichter, der die verfeindeten Parteien davon abhielt, sich in die Haare zu geraten.
    Daraufhin fragte der Skeptiker Chaim: «Ich wird gern wissn, wos Sie werdn machen mit Männer und Fraun?»
    Bunny gab zu, dass ihm dies Sorgen bereite. «Ich vermute, da müssen wir uns an die bürgerliche Moral halten.»
    «Ach, du meine Güte!», rief Peter Nagle. «Sollen die sich doch erst mal selber daran halten!»
    Der Student Jacob Menzies hatte gerade ein Buch über die alte sozialistische Ruskin-Komune in Tennessee gelesen. 130 Diese Komune sei am Problem der Sexualität gescheitert, erklärte er, und sein Vater pflichtete ihm bei: «A jede Komune, wos besteht im Kapitalismus, wird kaputtgehn an dem Problem! Es gibt sich nur eine Meglichkeit, wos bringt an Mann dazu, dass er bleibt sei Leben lang bei einer Frau: Ma sperrt se zusammen in a Haus und lasst se nimmer raus. Weil gleich wenn se rauskommen und mit andere zusammen, schon will da Mann a andere Frau.»
    «Aber nach den bürgerlichen Moralbegriffen würden sie sich dann scheiden lassen», sagte Dan Irving.
    «Natierlich», sagte Chaim. «Aber nicht in einer Sozialistenkomune! In einer Komune es wär freie Liebe, sie wirdn kommn auf die Titelseitn, und die Amerikän Lietschn wird ihnen gebn eins ieber die Schnauze.»
    7
    Das Ergebnis der Debatte war, dass zwar keiner so recht an den Erfolg des Unternehmens glaubte, die Jungen sich aber immerhin ins Zeug legen und helfen wollten, falls Bunny sich zu einem Versuch entschlösse. Bunny sagte, er suche bereits nach einem Grundstück mit gutem Boden und reichlich Wasser, etwa fünfzig Meilen von Angel City; er könne eine erste Anzahlung leisten, sobald er das Geld bekomme, bis dahin sollten sie die Einzelheiten austüfteln. Er selbst wollte drei Jahre lang daran arbeiten, die Einrichtung auf die Beine zu stellen, und wenn sich dann die richtige Disziplin und Moral entwickelt hatte, gedachte er die Institution sich selbst zu überlassen und überall dort Geld zuzuschießen, wo dieses sinnvoll eingesetzt werden konnte. Sie brauchten Lehrer, Organisatoren und Geschäftsführer, es gab also Arbeit für alle.
    Doch erst einmal musste Bunny die Gespräche mit den Anwälten wieder aufnehmen und versuchen, vom Nachlass so viel wie möglich zu retten. Das bedeutete lange Streitereien mit Bertie, denn die geschäftlichen Angelegenheiten waren völlig unübersichtlich und verschlimmerten sich mit jedem Tag. Verne bestand darauf, dass Ross Operating Geld für die laufenden Ausgaben brauche – wäre es ihnen lieber, wenn er eine Aktionärsumlage festsetzen ließe und die Erbengemeinschaft zwang, das Geld aufzunehmen, oder sollte er ihnen den Pachtvertrag des Ross-Junior-Geländes abkaufen, des einzigen Aktivpostens von Ross Operating, abgesehen von den Forderungen an die Versicherungen? Verne konnte tun, was er wollte, denn die Leitung des Konzerns lag bei ihm und den vertrauenswürdigen jungen Angestellten. Er schlug vor, einen weiteren Konzern zu gründen, die Paradise Operating Company, mit weiteren vertrauenswürdigen jungen Angestellten als Direktoren – und den Pachtvertrag, der noch zwanzig weitere Jahre

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