Öl!
hatte.
Der wesentliche Kern von Bunnys Wunschtraum war ein Arbeitercollege draußen auf dem Land; aber statt seine Million in Stahl und Beton zu stecken, wollte er anfangs in Zelten wohnen und alle Gebäude durch die Studenten und Lehrer errichten lassen. Jeder Anwesende hätte täglich vier Stunden körperliche Arbeit und vier Stunden Unterricht abzuleisten; alle müssten eine Khakiuniform tragen, und es gäbe keine modischen, vornehmen Zirkel. Bunny schwebte vor, an den Universitäten und Highschools kleine Studentengruppen anzusprechen, um den einen oder anderen von Football und Verbindung abzubringen und für ein neues Ziel zu gewinnen. Auch die Gewerkschaften sollten aufgefordert werden, vielversprechende junge Männer und Frauen auszuwählen. Das Ganze sollte rasch wachsen und wenig Geld kosten, denn abgesehen vom Baumaterial könnte alles vor Ort produziert werden; es gäbe einen landwirtschaftlichen Betrieb und eine Schule für Hauswirtschaft – kurzum, sie würden alle notwendigen Erwerbszweige unterrichten und jedem Studenten, der sich anschließen wollte, Gelegenheit zu vier Stunden ehrlicher Arbeit bieten.
6
Was hielten sie davon? Chaim Menzies sprach wie immer als Erster. Vielleicht hatte der Hinweis auf den Tabak seine Gefühle verletzt, jedenfalls sagte er, für ihn sehe das bloß aus wie eine Komune. Eine Komune werde nicht dadurch besser, dass man sie College nenne, eine Komune sei die schlimmste Falle, die man der Bewegung stellen könne. «Ma lasst de Leit allein lebn, anders wie die andern Arbeiter, und obs ihnen nu wird gehn gut oder schlecht – und es wird gehn ihnen nicht gut! –, sie werdn im Kopf haben alles andere als wie den Klassenkampf draußen in der Welt!»
«Das stimmt schon», sagte Bunny. «Aber wir sind nicht so weit weg von der Welt, und der Zweck der Übung wird nicht die Komune selbst sein, sondern die Bewegung draußen und wie man ihr nützen kann.»
«Die Menschn, was solln der Bewegung nitzn, missn drinstecken a jede Stund. Wenn se sind weg, auch nur fier ein Monat, se nitzn ihr nix mehr, se habn sich lassen schmiern, se habn a leichtes Lebn, se sind keine Arbeiter mehr.»
«Aber so leicht wird es nicht werden, Genosse Chaim …»
«Nu hert eich das an! Er sogt, hibsche junge Collegedamen und -herren kennen fiehrn a Lebn, was die Arbeiter denkn, es is nicht leicht!»
«Eigentlich hat er recht, Bunny», warf Harry Seager ein. «Das wäre ein hübsches Lustschloss mit lauter Jungen und Mädchen in William-Morris-Kostümen 128 . Sie würden eine Weile ernsthaft arbeiten, aber niemals etwas Brauchbares zuwege bringen, und wenn du wirklich Gebäude errichten oder Nahrungsmittel produzieren willst, brauchst du richtige Handwerker, die zupacken können. Ich weiß das, wir stecken gerade in der Walnussernte.»
«Ich will kein Lustschloss», sagte Bunny. «Ich will einen Sportplatz, auf dem die Menschen für den Klassenkampf trainieren, und wenn wir anders keine Disziplin reinbekommen – was haltet ihr davon, wenn es zum Unterricht gehört, dass jeder Student für mindestens dreißig Tage ins Gefängnis gehen muss?»
«Bravo!», rief Peter Nagle. «Jetzt kriegt die Sache Hand und Fuß!»
«Wos muss er denn begehn fier a Vabrechn? Zu schnell fahren?», fragte Chaim spöttisch.
«Er könnte als Streikposten nach Angel City gehen oder an Straßenecken sozialistische Versammlungen abhalten, bis ihn ein Polizist schnappt. Ich muss Ihnen doch nicht erzählen, wie man sich im Klassenkampf festnehmen lässt, Genosse Chaim.»
«Ja, aber vielleicht er kommt vor ein Richter, wos kennt nicht die Collegeregeln und gebt ihm sechs Monat.»
«Na ja, dieses Risiko müssen wir eingehen. Ausschlaggebend ist nur, dass ein Student im zweiten Jahr erst dann als vollwertig gilt, wenn er aus klassenkämpferischen Gründen mindestens dreißig Tage im Gefängnis gesessen hat.»
«Und die Lehrer?», fragte Gregor Nikolajew.
«Einmal alle drei oder fünf Jahre gilt dies auch für die Lehrer.»
«Und der Gründer? Wie oft für den Gründer?», fragte Peter übermütig, aber Dan Irving meinte, beim Gründer müsse man warten, bis dieser sein Geld losgeworden sei.
Die Debatte ging hin und her. Konnte man junge Menschen für die Idee der Selbstdisziplin gewinnen? War es riskanter, zu geringe Anforderungen zu stellen, weil man dann nicht viel erreichte, oder zu hohe, weil man dann keine Studenten bekam? Bunny, der junge Idealist, war für hohe Anforderungen, doch Harry Seager erwiderte, eher
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