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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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hatte ein sicheres Heilmittel gegen Krebs, ein anderer ein tatsächlich funktionierendes Perpetuum mobile, einer wollte Ochsenfrösche wegen ihrer Schenkel züchten, ein anderer Stinktiere wegen ihrer Felle. Dutzende wollten den nächsten Krieg verhindern, manche gedachten Komunen zu gründen, viele kannten die unterschiedlichsten Wege zum Sozialismus, außerdem gab es einige große Dichter und Philosophen mit Manuskripten. Einem Mann hatte sich Gott persönlich geoffenbart. Der Übermittler dieser Botschaft, sechs Fuß und vier Zoll groß und breit gebaut, flüsterte ehrfürchtig und turmhoch über Bunny, Gottes Worte seien schriftlich niedergelegt und befänden sich in einem Safe; kein menschliches Auge habe sie jemals erblickt oder werde sie jemals erblicken. Andere schrieben, sie seien nicht in der Lage, Bunny aufzusuchen, weil sie ungerechterweise in einer Irrenanstalt eingesperrt seien, aber wenn er sie dort heraushole, würden sie durch ihn der Welt ihre Botschaft übermitteln.
    Und noch einen «Spinner» gab es, der hieß J. Arnold Ross – inzwischen ohne «junior». Er hatte einen Plan, den er wieder und wieder in Gedanken durchging; nun versammelte er seine Freunde um sich, um ihre Meinung dazu zu hören. Erstens den alten Chaim Menzies, der der Bewegung schon lange angehörte und die meisten ihrer Irrtümer mit angesehen hatte. Chaim arbeitete noch immer in einer Kleiderfabrik und organisierte in seiner freien Zeit Versammlungen. Dazu Jacob Menzies, den blassen Studenten – Jacob hatte ein Jahr lang an einer Schule unterrichtet, dann aber hatte man ihn entlarvt, und jetzt verkaufte er Versicherungen. Des Weiteren Harry Seager, der Walnüsse anbaute, um nicht mehr boykottiert werden zu können. Dann Peter Nagle, der in einer Open-shop -Stadt mit seinem Vater einen gewerkschaftsfreundlichen Klempnerbetrieb führte und seine Einnahmen in ein vierseitiges Informationsblättchen steckte, das sich monatlich einmal über Gott lustig machte. Ferner Gregor Nikolajew, der sein sozialistisches Pflichtjahr in einem Holzfällerlager abgeleistet hatte und nun Röntgenassistent in einem Krankenhaus war. Und schließlich Dan Irving, der auf Bunnys Kosten aus Washington angereist war. Diese sechs trafen sich mit Rachel und Bunny in einem Nebenzimmer zum Essen und um zu besprechen, wie man mit einer Million die Welt verbessern konnte.
    Bunny erklärte mit der gebotenen Bescheidenheit, dass er seinen Plan nicht als den besten aller möglichen Pläne darlege, sondern nur als den, der ihm am besten erscheine. Er wolle dem Problem nicht aus dem Weg gehen, indem er sein Geld hergebe und die Arbeit auf andere abwälze – so viel habe er immerhin von Dad gelernt, dass Geld allein nichts bedeute. Um etwas zu erreichen, brauche es Geld plus Unternehmergeist. Außerdem wolle Bunny auch selbst etwas tun, er habe es satt, nur zuzuschauen und Reden zu schwingen. Er habe lange an eine große Zeitung gedacht, verstehe aber nichts von Journalismus und würde sich nur als Stümper erweisen. Das Einzige, wovon er etwas verstehe, seien junge Menschen; er sei an einer Hochschule gewesen und wisse, wie eine solche eigentlich beschaffen sein sollte, in Wirklichkeit aber leider nicht beschaffen war.
    «Wir – Rachel, Jacob und die anderen Ypsels – versuchen ja schon, das Denken junger Menschen zu beeinflussen, doch das Elend ist, dass wir sie nur ein paar Stunden in der Woche zu fassen bekommen. Was in ihrem Leben aber die größte Rolle spielt, ist die Welt der Feinde – ich meine damit die Schulen, die Arbeitsplätze, die Filme, alles. Deshalb möchte ich eine Anzahl Studenten zusammenführen, die richtig miteinander leben, vierundzwanzig Stunden am Tag; um zu sehen, ob wir für ein Privatleben im Dienst der Sache sozialistische Lebensregeln entwickeln können. Rachel und ich sind uns in folgendem Punkt einig – ich weiß nicht, ob das andere auch so sehen: Die Bewegung krankt unter anderem daran, dass wir noch keine neuen moralischen Maßstäbe haben. Viele unserer Mitglieder sind charakterlich schwach; die Frauen meinen, sie müssten Seidenstrümpfe haben und dem Mittelstand nacheifern, und ihre Vorstellung von Freiheit besteht darin, die schlechten Angewohnheiten von den Männern zu übernehmen. Wenn die Bewegung den Sozialisten wirklich etwas bedeutete, würden sie kein Geld für Tabak, Schnaps und Talmischmuck ausgeben.»
    «Das is nix fier mich», sagte der alte Chaim Menzies, der sich schon seine Zehn-Cent-Zigarre angezündet

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