Öl!
lief und wer weiß wie viele Millionen wert war, für sechshunderttausend Dollar an ihn abzutreten!
Aber bitte, sagte Verne, wenn die Erbengemeinschaft es besser könne … Bertie nahm die Herausforderung an, wechselte ausführliche Telegramme mit ihrem Mann in Paris und besuchte ihre reichen Freundinnen, nur um die unangenehme Entdeckung zu machen, dass Leute, die sechshunderttausend Dollar haben, erst genaue Erkundigungen einziehen, ehe sie Geld rausrücken, und dann alles an sich reißen wollen. Bertie machte sich eine Menge Sorgen und arbeitete schwer, doch was sie am meisten erzürnte, war die Tatsache, dass sie dies alles nicht für sich allein tat, sondern für die gesamte Erbengemeinschaft tun musste, sodass der unfähige Bunny und die niederträchtige Alyse von ihren Anstrengungen profitierten. Kaum erhielt sie ein Angebot, kreuzten die Anwälte der niederträchtigen Alyse mit einem anderen Angebot auf, und Bertie fand, sie seien noch schlimmere Diebe als Verne.
Dann brauchte Ross Consolidated Geld, und Verne gedachte, von den Gesellschaftern eine Aktionärsumlage zu fordern – das hieß, die Erbengemeinschaft in die Enge zu treiben und sie vollends auszuplündern. Also machte er ihnen einen Vorschlag. Es gab doch dieses rumänische Ölprojekt, in das Dad eineinviertel Millionen gesteckt hatte. Verne erbot sich, diesen Anteil für dieselbe Summe zurückzukaufen. Die erforderlichen Papiere wurden vorbereitet, alle Erben mussten dem Verkauf zustimmen, was sie auch taten, und der Vorschlag wurde dem Gericht zur Billigung vorgelegt. Das bedeutete eine Verzögerung, die Erbengemeinschaft geriet mit der Aktionärsumlage auf die Ross-Consolidated-Aktien in Verzug, und so mussten die Aktien verkauft werden. Das Geld aus dem rumänischen Geschäft hätte sie retten sollen, aber zur Bestürzung der Anwälte verweigerte das Gericht diesem Handel seine Zustimmung. Es ging um Verfahrensfragen – das Gericht zog die Befugnis von Mrs Alyse Ross’ Anwälten in Zweifel und verlangte ihre eigene, in Frankreich beglaubigte Unterschrift. Kurzum, die Erbengemeinschaft bekam das Geld nicht rechtzeitig, und die Ross-Consolidated-Aktien gingen zu einem Schleuderpreis an Vernon Roscoe.
Oh, wie Bertie tobte und fluchte – wahrhaftig wie die Tochter eines Maultiertreibers! Verne, dieses dreckige Schwein, hatte sie beschissen! Nicht zufrieden damit, Dads Papiere geklaut zu haben, hatte er sie jetzt auch noch übers Ohr gehauen und einen seiner schlitzohrigen Richter so weit gekriegt, dass dieser die gerichtliche Verfügung hinauszögerte, sodass er noch mal absahnen konnte! Bertie drohte, Verne in seinem Büro wie einen Hund abzuknallen, doch am Ende beschimpfte sie nur ihren Bruder, der so ein Idiot war und sich den mächtigsten Mann, den sie kannten, zum Todfeind gemacht hatte.
Es war ihnen eine Lehre. Sie wollten sich Vernes Klauen entziehen, wollten alles loswerden, was er kontrollierte. Dad hatte eine knappe Million in einen Konzern namens Anglo-California gesteckt, der die große Mosul-Konzession aufschließen sollte; Alyses Anwälte bekamen ein Angebot für diese Aktien, doch waren hierfür Ratenzahlungen vorgesehen, und damit war Bertie nicht einverstanden. Die Anwälte wiederum waren mit Vernes Angebot nicht einverstanden, und Bertie lebte in Angst und Schrecken, Verne könne wieder irgendeinen Hokuspokus veranstalten – eine Anglo-California Operating Company ins Leben rufen, dieser das Mosulfeld verpachten und sämtliche Gewinne einstreichen!
Mitten in diesen Streitereien bekam Bunny einen Brief von Alyse. Er werde gewiss nicht zulassen, schrieb sie, dass diese schrecklichen Geldsorgen sich zwischen sie schoben und das heilige Band zerrissen, die Erinnerungen an den lieben Jim. Alyse habe gleich nach der Ankunft in Paris ihr Lieblingsmedium aufgesucht; bei der dritten Séance habe Jim sich «offenbart», und seither lasse Alyse jedes seiner Worte von einem Stenografen festhalten. Sie hatte einen umfangreichen Bericht beigelegt, dick wie eine Prozessakte und verschnürt mit einem damenhaft eleganten blauen Bändchen. Alyse hoffte, Bunny habe nicht versäumt, seinerseits ein Medium zurate zu ziehen, und werde ihr alles zusenden, was der liebe Jim in seiner alten Heimat geäußert habe.
Bunny überflog den Bericht, und ihn durchrieselte ein merkwürdiger Schauer. Seitenlang stand da sentimentaler Quatsch über die glücklichen Gestade, den neuen, beseligenden Zustand, über Engelsflügel und Harfenklang, und «Sag
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