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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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redlicher und braver Alter war. Auch er sprach über das Erdbeben und erzählte von einem, das vor ein paar Jahren in Roseville Ziegel- und Betonbauten hatte einstürzen lassen. Dann sagte er, Meelie und Sadie gingen jetzt in die Schule, sie könnten Brot mitbringen, wenn die Fremden das wollten. Dad gab ihm einen Dollar, und es kam zu einer kleinen Auseinandersetzung, denn Mr Watkins erklärte, sie nähmen nur den normalen Preis, den sie im Laden für Eier, Milch und Kartoffeln kriegten, fürs Campen nähmen sie nix, weil das wär keine Mühe für sie, sie würden sich freuen, wenn Fremde kämen, es wär doch ein recht einsames Leben hier oben in den Bergen, und wenn es nicht den Herrn und Sein Evangelium gäbe, hätten sie wenig Freude.
    6
    Dad und Bunny warfen sich die Patronengurte über die Schultern, luden ihre Repetiergewehre und gingen das kleine Tal hinauf und über die Berge. In Wirklichkeit machte sich Bunny nicht viel daraus, Wachteln zu töten; die hübschen schwarzbraunen Vögel mit ihrem stolzen, stattlichen Federschopf, die so pfeilschnell laufen konnten und bei Sonnenuntergang so schön riefen, taten ihm leid. Aber solche Gedanken sprach Bunny nie aus, denn er wusste, Dad ging gern auf die Jagd, und das war die einzige Möglichkeit, ihn von der Arbeit wegzulocken, hinaus ins Freie, wozu ihm der Arzt aus gesundheitlichen Gründen geraten hatte. Dad schwenkte sein Gewehr schnell wie der Blitz, es sah aus, als zielte er gar nicht, aber offensichtlich tat er es doch und machte nie den Fehler, den Bunny beging, nämlich zu versuchen, zwei Vögel auf einmal zu schießen. Außerdem hatte Dad Zeit, Bunny zuzuschauen und ihm etwas beizubringen; er achtete darauf, dass sie sich gleichauf vorwärtsbewegten und die eingeschlagene Richtung beibehielten, damit nicht plötzlich einer den anderen vorm Lauf hatte.
    Zügig stapften sie über die Hügel und durch die Täler, und die Vögel stiegen auf und flogen in alle Richtungen – ein Schwirren, ein grauer Lichtstreif – peng! peng! –, und entweder flogen sie weiter oder sie lagen am Boden. Aber man lief nicht gleich los, um sie aufzusammeln, denn es gab noch mehr, die sich versteckten oder flohen, und man zog weiter und knallte noch ein paar ab, bis man schließlich alles einsammelte, was man fand, blutbespritzte Bündel aus weichen, warmen Federn. Manchmal lebten sie noch, dann musste man ihnen den Hals umdrehen, und das hasste Bunny.
    Sie füllten ihre Taschen und wanderten zurück zum Lager, müde und hungrig – puh! Eli kam und erbot sich, die Wachteln für sie zu säubern, und das überließen sie ihm gern und schenkten ihm dafür die Hälfte für die Familie. Es war erbärmlich mit anzusehen, wie die Augen des armen, halbverhungerten Jungen aufleuchteten, als er das hörte. Es ist eben nicht leicht, ganz im Geiste zu leben, wenn man noch nicht richtig erwachsen ist!
    Eli trug die Vögel ins Haus, wo es einen Hackklotz und eimerweise Wasser gab, und währenddessen streckte sich Bunny aus und legte die Beine hoch, um sich auszuruhen. Plötzlich setzte er sich mit einem Ruck auf. «Dad! Schau dir das an!»
    «Was denn?»
    «An meinem Schuh!»
    «Was ist da?»
    Bunny zog seinen Fuß zu sich her. «Dad, das ist Öl!»
    «Bist du sicher?»
    «Was soll es sonst sein?» Er stand auf und hüpfte zur Seite, sodass Dad selbst sehen konnte. «Es ist auf der ganzen Kappe.»
    «Bist du sicher, dass es vorher noch nicht da war?»
    «Natürlich nicht, Dad! Es ist noch flüssig. Das hätte ich doch gesehen, als ich meine Schuhe einpackte. Ich muss in eine regelrechte Öllache getreten sein. Und weißt du was? Ich wette, das war das Erdbeben! Da ist durch eine Erdspalte Öl hochgekommen!»
    Bunny zog die Schuhe aus, und Dad überprüfte den Fund. Er sagte, er solle sich nicht zu sehr aufregen, Erdölablagerungen dicht unter der Oberfläche seien was ganz Normales, in der Regel seien die klein, da käm nix raus. Andererseits dürfe man Hinweise auf Öl nie auf die leichte Schulter nehmen, deshalb würden sie nach dem Lunch nochmals losziehen, denselben Weg zurück, und schauen, was sie fänden.
    Dad hatte leicht reden, er solle sich nicht aufregen; er ahnte ja nicht, was im Kopf seines Jungen vor sich ging! Genau das war doch seit Jahren Bunnys Traum. Dad sprach nämlich dauernd davon, dass er eines Tages ein richtiges Ölfeld haben wollte, eins, das nur ihm gehörte. Er rechnete einem immer vor, dass man bei einem Sechstel Förderzins für den Pächter in Wirklichkeit die

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