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Öl auf Wasser - Roman

Öl auf Wasser - Roman

Titel: Öl auf Wasser - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Das Wunderhorn <Heidelberg>
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Gewehre und feuerten ab und zu in die Luft, um noch größeres Chaos auszulösen. Ein Mann stürzte aus einer Hütte und sah sich einem Soldaten gegenüber; er riss die Hände in die Höhe, um sich zu ergeben, während der Soldat mit einer einzigen, fließenden Bewegung sein Gewehr umdrehte und den Kolben an den Kopf des Mannes schmetterte. Der Mann fiel in die Türöffnung zurück, und der Soldat zog, auf der Suche nach dem nächsten Ziel, weiter. Ich lag immer noch auf dem Boden und versuchte, wieder zu Atem zu kommen, was mich vor einem gebrochenen Kiefer oder einem zerschmetterten Schädel bewahrte. Karibi und seine Freunde, denen sich jetzt auch seine Söhne angeschlossen hatten, standen Schulter an Schulter, ohne sich zu rühren, und sahen zu, wie sich das Pandämonium auf sie zu bewegte – wie eine Welle, die weit draußen auf dem Meer ihren Ursprung genommen hatte und nun unaufhaltsam auf die Küste und sie zugerast kam und in dieser Bewegung noch an Kraft und Wut gewann. Mehr als zehn Soldaten umzingelten die Schmiede und umringten die schweigenden, trotzigen Männer. Ein Soldat, ein Sergeant, trat in den Verschlag und richtete sein Gewehr auf Karibi.
    »Du kommst mit.«
    Seine Leute stürmten vor und griffen sich Karibi, der sich nicht wehrte und nichts erwiderte. Die anderen Männer schauten zu, sahen die Soldaten wütend an, schwiegen aber. Sie fesselten ihm die Hände auf dem Rücken und schleiften ihn die breite Dorfstraße entlang fort. In der Ferne klagte eine Frau mit lauter Stimme. Immer wieder rief sie Gott an: Tamuno! Tamuno!

2.
    Wir fuhren weiter bevor sich der Staub gesetzt hatte. Zusammen mit den Dorfbewohnern gingen wir zum Flussufer, um zuzusehen, wie die beiden Schnellboote, mit denen die Soldaten gekommen waren, über das Wasser davonflogen und aus dem Blickfeld verschwanden. Karibi saß, die Hände auf dem Rücken gefesselt, aufrecht zwischen zwei Soldaten und starrte zum fernen Horizont. Sein Sohn sagte, man brächte ihn nach Port Harcourt, wo er der Verbrüderung mit den Rebellen angeklagt und für schuldig befunden werden würde.
    »Aber er ist unschuldig. Er ist doch unschuldig?«
    Es war sinnlos, Zaq das zu fragen, das war sogar mir klar: Woher sollte er wissen, wer unschuldig war und wer nicht; und hatten wir den Mann nicht gerade eben erst kennengelernt? Doch der Anblick Karibis ließ mich nicht los. Stoisch und trotzig im Angesicht der Bedrohung durch die Soldaten – nur ein Unschuldiger konnte so gelassen, so selbstsicher sein, oder?
    Zaq sah mich an und zuckte die Achseln.
    »Wessen schuldig, woran unschuldig? Einige Rebellen kommen tatsächlich aus diesen Dörfern; wie willst du also verhindern, dass sie sich mit ihnen verbünden?«
    Der Alte beschloss, uns in sein Heimatdorf mitzunehmen. Es läge ein wenig abseits unseres Weges, sagte er, aber es wäre der einzige Ort, bei dem wir sicher sein konnten, etwas zu essen und Unterkunft für die Nacht zu finden. Und Zaq brauchte auf jeden Fall irgendeine medizinische Betreuung, zumindest aber eine längere Ruhepause.
    Als wir endlich ankamen, war es längst Nacht. Das Dorf stand auf Pfählen an einem Fluss auf einer riesigen Sumpffläche, die gerade überflutet war, sodass das Dorf zu schwimmen schien; enge Kanäle trennten wie Straßen eine Reihe Hütten von der nächsten. Die Häuser bestanden aus Trauerweidenrohr und Raffia und Zinkblechen und Sperrholz und Tuch und allem, so schien es, was den Erbauern sonst noch in die Hände gefallen war. Dieses Vogelscheuchennest sah aus, als würde es vom nächsten kräftigen Wind davon geweht, von der nächsten starken Welle fortgespült werden. Einbäume ruhten unter den Fußböden der Häuser; mit Juteseilen an den Pfählen befestigt, zerrten sie wie Pferde an den Fesseln. Wir trieben stumm zwischen den Häusern dahin; Gestalten in Türen und Fenstern winkten zu uns herunter; manchmal hörten wir ein Lachen über der Stille und mitunter auch das Geräusch eines Radios, dessen statisches Rauschen in diesem trostlosen Dorf seltsam elementar klang. Schließlich hielten wir vor einem Haus, das größer als die anderen war. Eine Holzleiter, die über dem Wasser hing, führte hinauf zur Eingangstür.
    »Hier kurz warten, ich komm gleich.«
    Der Alte ließ uns zurück und kletterte die Leiter zur Tür hinauf. Der Junge blieb bei uns im Boot sitzen, wortlos. Müde sah er aus und schläfrig. Wir mussten nicht lange warten, bis der Alte wieder auftauchte. Ein dicker Mann begleitete ihn, der zu

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