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Öl auf Wasser - Roman

Öl auf Wasser - Roman

Titel: Öl auf Wasser - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verlag Das Wunderhorn <Heidelberg>
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war, mit Zaq auf die Suche nach der entführten Engländerin zu gehen. Heute folgten wir bereits den neunten Tag ihrer Spur. Die anderen Journalisten waren längst nach Port Harcourt zurückgekehrt, und ich war überzeugt, dass dieses Abenteuer – oder vielmehr: dieses andauernde Missgeschick – für sie jetzt nur noch eine Episode war, Anekdotenwährung, mit der man sich an einem faulen Tag im Presseclub einen Drink erkaufen konnte.
    Zaq tat sie mit einer Handbewegung ab.
    »Das ist der Unterschied zwischen großen Reportern und der Masse.«
    Er war zweifelsohne einer der besten, die das Land je hervorgebracht hatte, und deshalb respektierte ich seine Meinung, doch in diesem Augenblick wären mir Essen, trockene Sachen und ein Dach über dem Kopf entschieden lieber gewesen als Größe oder Hochachtung. Nur so als Beispiel.
    »Rufus, mein Freund, sag mir, was suchen wir eigentlich?«
    Es war keine Frage, aber ich antwortete trotzdem.
    »Die Frau. Und den Professor.«
    »Ich sagte ›was‹ und nicht ›wen‹. Vergiss mal einen Augenblick lang die Frau und ihre Entführer. Wir suchen eigentlich nicht nach ihnen, sondern nach einer höheren Bedeutung. Denk dran, die Geschichte ist nicht das Endziel.«
    »Sondern?«
    »Der Gehalt der Geschichte, und nur ein paar wenige Glückspilze finden das jemals heraus. Ich glaube, dass du das instinktiv begriffen hast, sonst wärst du nämlich nicht hier. Wird alles gut ausgehen, wirst schon sehen.«
    Sein Hemd war unter den Armen und auf dem Rücken durchnässt. Er kämpfte immer noch mit dem Fieber, das ihn plötzlich befallen hatte, nachdem wir Port Harcourt verlassen hatten, und je stärker sich sein Gesundheitszustand verschlechterte, desto mehr geriet er über alles Mögliche ins Philosophieren: eine Fledermaus, die über unsere Köpfe flog, einen toten Fisch im ölverseuchten Wasser, eine Ballung Regenwolken am klaren Himmel. Ich war trotzdem froh, dass sein Verstand noch zum Philosophieren in der Lage war. Je weiter wir in den Wald vordrangen, desto öfter ertappte ich mich dabei, dass ich ihm Fragen stellte. Ich hatte keine Ahnung, was er mit der Geschichte und ihrem Gehalt meinte, aber vielleicht fand ich das noch heraus, bevor dieser Trip zu Ende war. Im Augenblick hoffte ich nur, dass er durchhielt, bis wir wieder in Port Harcourt waren und festes Land unter den Füßen hatten. Letzten Endes war die ganze Sache nicht so gut gelaufen, wie ich gehofft und er es versprochen hatte, schon gar nicht für ihn, doch redete er vielleicht gar nicht über sich, sondern von mir. Vielleicht fühlte er, dass er im Fluss seines Lebens an einem Punkt angelangt war, hinter dem eine Umkehr unmöglich wurde.
    Im Boot lagen ein Beutel Trockenfrüchte und eine Plastikflasche voll Wasser, die uns, wie der alte Mann sagte, Naman, der Priester, mitgegeben hatte. Zaq holte seine letzte Flasche Whisky hervor, seufzte schwer, als er sie öffnete, und nahm einen Schluck.
    »Ist es nicht ein bisschen zu früh dafür?«
    »Ist nie zu früh. Nimm auch einen Schluck, Rufus. Wird dich warmhalten.«
    Ich stieß die Flasche weg, schlug sie ihm fast aus der schwachen Hand.
    »Kannst du nicht warten, bis wir ein wenig sicherer sein können, wo wir sind? Wir könnten uns schließlich verfahren haben …«
    »Wird alles gut gehen. Der Alte hier wird sich um uns kümmern.«
    Der alte Mann lächelte sein breites, ermutigendes Lächeln und nickte eifrig mit dem zwergenhaften Kopf. Neben ihm hockte sein Sohn, eingehüllt in den dichten Rauch, der aus dem Außenbordmotor des Boots quoll; seine Gestalt tauchte im Spiel des Winds aus dem Dunst auf und verschwand wieder darin. Der Junge sah aus, als wäre er höchstens zehn Jahre alt, war aber vielleicht älter, weil sein Wachstum durch Unterernährung gebremst worden war. Sein Haar war rötlich und dünn, die Arme waren so knochig wie die seines Vaters. Beide waren in die gleichen formlosen und verblichenen, schlichten Hemden und Hosen gekleidet, ihre Hände sahen vom Meerwasser rau und schwielig aus, sie rochen nach Fisch und schienen so urwüchsig wie Tang. Das Wasser, das von den Bootsflanken aufspritzte, hatte sie durchnässt. Der Junge bemerkte, dass ich ihn ansah und erwiderte meinen Blick ohne Selbstbewusstsein, mit unschuldsvollen und neugierigen Augen, sodass ich wegsah. Wir tuckerten weiter den enger werdenden Fluss hinauf, nur gefolgt vom Brüllen des dröhnenden Motors.
    »Wissen Sie, wo die Rebellen stecken?«
    »Nein, Sah. Leute sagen, möglich bei

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