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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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bis auf eine schwache Kerosinlampe, ohne die man gar nichts gesehen hätte. Es gab noch zwei weitere Räume, einen für die Eheleute und einen für die drei Mädchen, die in einem Bett schliefen. In einem Schuppenanbau an der Rückseite des Hauses stand ein Etagenbett an der Wand, das obere Bett belegte Eli, das untere war frei, eine Erinnerung an das in die Irre gegangene Schaf.
    Eli war gerade von seinem Ausflug heimgekommen. Er war jetzt achtzehn und hatte volle Mannesgröße erreicht, und auch seine Stimme war die eines Mannes, nur ab und zu schnappte sie über und wurde ganz hoch, was komisch gewirkt hätte, wenn unter Elis Zuhörern jemand gewesen wäre, der Humor besessen hätte. Soeben berichtete er seinen Eltern und den staunenden Schwestern, wie ihn der Heilige Geist erneut gesegnet und ihn das Zittern befallen hatte und wie die alte Mrs Puffer auf der Stelle von ihren Schmerzen befreit worden war. Mr Watkins sagte drei- oder viermal ganz laut: «Amen!», dann drehte er sich zu Dad um und bemerkte: «Der Herr segnet uns in unseren Kindern.» Das sei wohl wahr, sagte Dad, sie wüssten ja gar nicht, wie wahr! Ob Mr Watkins schon mal auf den Gedanken gekommen sei, dass der Herr der Welt vielleicht eine neue Offenbarung zuteilwerden lasse? Augenblicklich setzte sich die ganze Familie auf, und alle sechs, starr wie Statuen, richtete den Blick auf Dad. Was meinte ihr Gast?
    Dad erklärte es. Bisher hatte es zwei Offenbarungen gegeben, das Alte und das Neue Testament. War es da nicht möglich, dass der Heilige Geist eine weitere bereithielt? Die Anhänger des Wahren Wortes warteten seit Langem auf die Erfüllung dieses Versprechens, das für jeden, der lesen konnte, in der Bibel geschrieben stand. Diese Neue Gottesbotschaft würde die anderen übertreffen und sich natürlich von ihnen unterscheiden, und die Anhänger der Alten würden sie vielleicht nicht erkennen, wie es schon einmal der Fall gewesen war. Ob ihm das einleuchte, fragte Dad. Mr Watkins antwortete sofort, doch, ja, Dad solle nur fortfahren. Also sagte Dad, dieses Wahre Wort werde sich über den Verstand der Menschen kundtun, es sei eine Botschaft der Freiheit; der Heilige Geist verlange von uns, beherzt und unerschrocken zu forschen, aus dem Forschen vieler Köpfe entstünde die Wahrheit – vielleicht aus dem eines Verachteten, Zurückgewiesenen, der dann zum Eckstein des neuen Tempels würde. All das äußerte Dad tiefernst, und Bunny lauschte nicht wenig verwundert. Er hatte ja nicht geahnt, dass Dad so fromm daherreden konnte – wie ein Prediger!
    So wirkte er auch auf die Familie Watkins. Der alte Mann sog jedes Wort begierig auf und bat inständig, Dad möge ihnen alles offenbaren, was er wisse. Und Dad sprach, sie hätten einen Sohn, dessen Worte ihm zugetragen worden seien, der scheine den wahren Geist der Dritten Offenbarung in sich zu tragen. Dad sei diesem Sohn begegnet und von seiner Erscheinung beeindruckt gewesen, denn er sehe genauso aus, wie man den Anhängern des Wahren Wortes beigebracht habe, dass so einer aussehen müsse – blondes Haar, blaue Augen, ein ernster Blick und eine tiefe Stimme. Deshalb glaube Dad, dass der Überbringer dieser Freiheitsbotschaft, auf die sie unbedingt hören sollten, ihr ältester Sohn Paul sei, den sie irrtümlich aus ihrer Mitte vertrieben hätten.
    Das war vielleicht eine Aufregung! Der alte Mr Watkins saß mit hängendem Unterkiefer und wie vom Blitz gerührt da, als hätte Dad vor seinen Augen ein paar Engelsflügel ausgebreitet. Mrs Watkins’ mageres Gesicht leuchtete verzückt, und sie faltete ihre sehnigen Hände vor dem Kinn. Was Ruth anlangte, so schien sie drauf und dran, von ihrem Stuhl zu gleiten und auf die Knie zu fallen. Alle schienen sich zu freuen bis auf einen, das war Eli. Eli starrte Dad an, sprang plötzlich mit verzerrtem Gesicht von seinem Stuhl auf und schrie mit überschnappender, schriller, durchdringender Stimme: «Kann er Zeichen und Wunder wirken?» Und als Dad mit der Antwort zögerte, schrie er wieder: «Ich frage Sie: Kann er Zeichen und Wunder wirken? Hat er Kranke geheilt? Hat er Teufel ausgetrieben? Können die Lahmen wieder laufen? Sagt er zu den Sterbenden, ‹nimm dein Bett und geh› 20 ? Sagen Sie mir das! Sagen Sie’s mir!»
    Tja, das haute Dad um, denn Eli war der Letzte, von dem er einen Angriff erwartet hätte. Für Dad war Eli ein blöder Bauerntrampel ohne Socken und mit Hosen, die nicht einmal bis zu den Schuhen reichten, der die Milch brachte und

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