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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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Für Geschäftsleute wie Dad bedeutete das, dass sie auf beiden Seiten Geld verdienten; an die Alliierten verkauften sie direkt und an die Mittelmächte über Agenten in Holland und Skandinavien, und als die Briten versuchten, dies durch die Blockade zu unterbinden, stimmten sie ein Geheul an.
    Natürlich wurde der «Sprit» sofort teurer. Bunny fand es ziemlich furchtbar, dass sich Dads Millionen vermehrten, weil die restliche Welt Todesqualen litt; aber Dad sagte, das sei Blödsinn, es sei nicht seine Schuld, wenn die Europäer immer wieder aufeinander losgingen, und wenn sie Sachen brauchten, die er zu verkaufen habe, zahlten sie eben den handelsüblichen Preis. Wenn ihm Spekulanten darlegten, er mit seinen vielen Barmitteln könne doch das schnelle Geld machen, indem er Schuhe, Schiffe, Siegellack oder sonstige Rüstungsartikel kaufte, erwiderte Dad immer, er kenne sich nur in einer Branche aus, im Ölgeschäft, und er habe es im Leben deshalb weit gebracht, weil er immer bei dem geblieben sei, wo er sich auskenne. Wenn Vertreter der kriegführenden Parteien ihn baten, Verträge über Öllieferungen zu unterzeichnen, pflegte er zu antworten, nichts bereite ihm größeres Vergnügen, als solche Verträge zu unterzeichnen; aber sie müssten ihre europäischen Schuldscheine in gute amerikanische Dollars umtauschen und ihn mit diesen bezahlen. Er bot ihnen an, sie zu dem kleinen Gasthaus an der Landstraße zu führen, wo auf einem Schild stand: «Wir haben ein Abkommen mit unserer Bank: Sie verkauft keine Suppe, und wir nehmen keine Schecks.»
    Da sein Vater bekannt war für seine unbegrenzten Mittel und seine unbeirrbare Redlichkeit, war Bunny zum Schatzmeister in der Footballmannschaft der Erstsemester gewählt worden, ein Posten mit großer Verantwortung, der ihm das Recht gab, am Spielfeldrand zu sitzen und den Cheerleaders beim Anfeuern zu helfen. Während am anderen Ende der Welt die Menschen durch Dunkelheit, Morast und Schnee stolperten, blind vor Erschöpfung oder mit ausgeschossenen Augen oder heraushängenden Eingeweiden, schien in Kalifornien die Sonne, und Bunny saß vor ein- oder zweitausend Schulkindern, die auf Bänken aufgereiht wie aus einem Munde kreischten: «Kni, kna, knall, schnappt ihn euch, den Ball! Beach City.» Er kam immer bestens gelaunt nach Hause, hatte kaum noch genug Stimme, um das Spielergebnis zu melden, und Tante Emma strahlte – jetzt war er einer wie die anderen Jungen, und die Familie Ross hatte ihren Platz in der Gesellschaft gefunden.
    Die Weihnachtsferien kamen; alle fanden, Dad arbeite zu viel, und so sagte Bunny: «Lass uns doch Wachteln jagen gehen!» Jetzt war es nicht mehr so schwer, ihn loszueisen, denn sie besaßen ihr eigenes Wildreservat – das klang großartig, und es wäre eindeutig eine Riesenverschwendung gewesen, das nicht zu nutzen. So packten sie ihre Campingausrüstung ein, fuhren nach Paradise und schlugen ihr Zelt unter der Lebenseiche auf. Die Ranch war noch da und auch die Familie Watkins, ganz wie früher, nur dass die Kinderschar jetzt ein paar Zoll größer war und jedes Mädchen ein neues Kleid hatte, um die länger werdenden braunen Beine zu bedecken. Für die Familie war vieles leichter geworden, seit sie von der Bank monatlich fünfzehn Dollar erhielt, anstatt zehn Dollar an sie zahlen zu müssen.
    Dad und Bunny gingen also Wachteln jagen, schossen einen ganzen Sack voll und überprüften nebenbei noch die Ölschicht, die jetzt trocken und hart geworden und mit Sand und Staub bedeckt war. Sie gingen zurück zu ihrem Lager und futterten ordentlich, danach kam Ruth, um das schmutzige Geschirr abzuholen. Sie vertrete Eli, erklärte sie, der sei zu Mrs Puffer gerufen worden, weil sie Kopfweh habe. Eli habe mit seinen Heilungen eine Menge Gutes getan und viel Aufsehen erregt, die Leute kämen von überall her, um sich von ihm die Hand auflegen zu lassen. Bunny fragte, ob Ruth von Paul gehört habe, und sie erwiderte, er habe sie vor ein paar Monaten besucht, es gehe ihm gut.
    Sie wirkte ein wenig verlegen, vielleicht, so dachte Bunny, weil Dad danebenlag und zuhörte, deshalb spazierte Bunny mit ihr zum Haus zurück. Unterwegs gestand ihm Ruth, dass Paul ihr ein Buch mitgebracht habe, um ihr zu zeigen, dass sie nicht an die Bibel glauben müsse, wenn sie nicht wolle; Pap habe sie damit erwischt, habe ihr das Buch weggenommen und ins Feuer geworfen und sie ordentlich verdroschen.
    Bunny war entsetzt. «Du meinst, er hat dich geschlagen?»
    Ruth nickte;

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