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Öl!

Titel: Öl! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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vereinbart. Paul werde den Hof bewirtschaften und einen Teil des Geldes an Dad abführen. Doch Ruth seufzte. Pap würde sie trotzdem niemals gehen lassen. Er sei mehr denn je gegen Paul, wegen Eli, der eifersüchtig sei auf Paul und dessen Behauptung, Bescheid zu wissen. Eli sei schon immer so gewesen, aber jetzt sei er noch schlimmer geworden, weil die Leute aus der Stadt für Paul einträten, und deshalb wolle Pap nicht, dass sie mit Bunny oder seinem Vater auch nur rede, aus Angst, sie könne ihren Glauben verlieren.
    Ruth war genauso alt wie Bunny, fast sechzehn, und Bunny sagte, nur noch zwei Jahre, dann sei sie volljährig und könne hingehen, wo immer sie wolle, das habe Dad gesagt. Sie könne zu Paul ziehen, oder sie und Paul könnten die Rascum-Ranch bewirtschaften. Sie solle keine Angst haben, sondern warten und sich nicht um dieses dämliche Gehopse scheren, das sei abscheulicher Aberglaube; es würde ihr nicht im Geringsten schaden, selbst zu denken, sich ihres gesunden Menschenverstands zu bedienen und zu warten, bis sie erwachsen war. Dad würde ihr gern dazu verhelfen, dass sie eine Ausbildung bekam und Eli und seine Prophezeiungen loswurde – denn eins müsse Ruth wissen: Dad könne Eli genauso wenig leiden wie Eli Dad.
    6
    Drei Monate vergingen, Dad förderte Ross-Armitage Nr. 1 an, ein weiterer großer Erfolg, wies zahlreiche neue Ölvorkommen nach und wurde wie schon zuvor als Wohltäter von Prospect Hill gefeiert. Doch wieder sagte der Arzt, er arbeite zu viel; bald kamen die Osterferien, Bunny studierte die Karten und machte Dad einen Vorschlag. Zehn Meilen hinter Paradise begannen die Blue Mountains, dort gab es unzählige Forellen – sie könnten doch ihr Hauptquartier in der Rascum-Ranch aufschlagen und angeln gehen? Dad lächelte, immer wieder zog es Bunny nach Paradise! Bunny erwiderte, schließlich habe er Paradise entdeckt, außerdem wolle er sehen, wie Ruth zurechtkomme, und etwas von Paul hören und von Eli und seiner Dritten Offenbarung.
    Überdies schrieb Mr Hardacre, der Makler, der alte Mr Bandy sei auf einer Weide von einem Stier angegriffen worden; nun sei er gelähmt, und der junge Bandy werde wohl kaum die Ranch bewirtschaften wollen, sondern lieber in die Stadt ziehen; es könne also gut sein, dass man das Areal kaufen könne, wenn Mr Ross noch Interesse habe. Bunny saß wie auf glühenden Kohlen, aber Dad sagte, nur ruhig Blut, junge Ratten seien leichter zu fangen als alte. Er antwortete Mr Hardacre, er sei nicht besonders erpicht auf das Land, aber zum selben Preis wie die anderen Grundstücke würde er es nehmen; er komme in ein paar Tagen zum Fischen in die Gegend, dann werde er sich drum kümmern.
    Dann schrieb Dad an Mr Watkins, er möge doch so gut sein und eins der Kinder auf die Rascum-Ranch schicken, um das Haus zu säubern und für sie herzurichten. Bunny erhielt den Auftrag, mit Tante Emma in einem Möbelgeschäft in Beach City alles Mögliche einzukaufen, auch Geschirr und Küchengeräte, und die Sachen auf einen Wagen packen und nach Paradise schaffen zu lassen; auch ein paar Konserven sollte er einkaufen, was sie eben so brauchten, damit alles fertig war, wenn sie kamen. Man kann sich vorstellen, wie gern Bunny diese Besorgungen machte; in Gedanken richtete er das Haus nicht nur für Dad und sich und ihre Ferien ein, sondern auch für Paul und Ruth, die sich dort niederlassen und ein Zuhause haben würden!
    Wenn man zufällig der Sohn eines erfolgreichen Ölunternehmers ist, kann man die eigenen Träume wahr werden lassen. Dad und Bunny fuhren hinaus, kamen genau bei Sonnenuntergang an und begaben sich gleich zur Ranch der Rascums; dort stand auf der Veranda mit der voll erblühten Bougainvillea, die einen herrlichen, purpurroten Bogen über ihren Kopf spannte, Ruth, und neben ihr stand ein Mann – aus der Entfernung dachte Bunny, es sei der alte Mr Watkins, aber dann sah er, dass es ein junger Mann war, und Bunny schlug das Herz bis zum Hals. Er erblickte eine große, kräftige Gestalt mit einem blonden Wuschelkopf, gekleidet in ein blaues Hemd und Khakihosen mit Hosenträgern. Konnte es sein – ja, dieses dunkle Gesicht mit der auffallend großen Nase und den heruntergezogenen Mundwinkeln hätte Bunny immer erkannt; aufgeregt flüsterte er: «Das ist Paul!»
    Und so war es. Die beiden kamen ihnen entgegen, Ruth stellte Dad ihren Bruder vor, und Paul sagte: «Guten Abend, Sir», und wartete ab, ob Dad ihm die Hand geben wollte. Dann schüttelte er Bunny die

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