Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Öland

Öland

Titel: Öland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
Vom Netzwerk:
die Aufschrift
     POLIZEI.
    Es war ein Hubschrauber.
     Ljunger stand nicht mehr am Strand. Er war fort, lief mit
     großen Schritten den Kiesweg hinauf.
    Gerlof starrte in den Himmel. Er konnte die Rotorblätter
     hören, es war tatsächlich ein Hubschrauber, der den Strand
     absuchte und dann vorsichtig landete.
    Gerlof schloss die Augen. Er spürte weder Freude noch Erleichterung, er spürte nichts. Sein Kopf war leer und wartete
     auf den Tod, der ihn an Bord seines schwarzen Schiffes nehmen und mit ihm aufs offene Meer hinaussegeln würde. Aber
     er kam nicht.
    Das Rattern der Rotorblätter verstummte, die Türen des
     Hubschraubers öffneten sich. Zwei Männer mit Helm und
     grauen Overalls stiegen aus und liefen mit gesenkten Köpfen
     auf Gerlof zu.
    Einer von ihnen trug eine Rettungsdecke, der andere eine
     weiße Tasche. Da endlich begriff Gerlof, warum sie gekommen waren, und atmete erleichtert auf.

35
    D a ist er!«
    Julia schrie, und Lennart machte eine Vollbremsung. Sie
     waren so langsam gefahren, dass sie sofort zum Stehen kamen. Sie befanden sich kurz vor der südlichen Zufahrtsstraße
     nach Stenvik.
    »Wo?«, fragte Lennart.
    »Ich sehe ihn, da draußen, auf dem Feld. Da liegt er!«
    Lennart lehnte sich vor. Dann gab er Gas und riss das
     Steuer herum.
    »Festhalten, ich wende.« Der Wagen machte eine scharfe Drehung auf der regennassen Fahrbahn. »Hier ist eine
     Straße.«
    Doch als sie ein Stück gefahren waren, erkannte Julia, dass
     sie sich geirrt hatte. Es war kein Körper. Es war…
    Lennart hielt an, und Julia öffnete die Tür. Lennart war
     schneller und hob auf, was sie von Weitem als Gerlof identifiziert hatten.
    »Das ist nur ein Mantel«, sagte er und hielt ihn hoch. »Da
     hat jemand einen Mantel weggeworfen.«
    Julia kam angehumpelt, um ihn genauer zu betrachten.
     Sie hielt die Luft an.
    »Das ist Papas Mantel«, stieß sie hervor.
    »Bist du sicher?«, fragte Lennart. »Der sieht doch aus
     wie…«
    »Sieh mal in der Innentasche nach.«
    Lennart zog eine Brieftasche heraus und klappte sie auf.
    »Jetzt wäre eine Taschenlampe nützlich«, knurrte er und
     hielt die Brieftasche ins Scheinwerferlicht.
    »Das ist Gerlofs, ich erkenne sie wieder«, rief Julia aufgebracht.
    Lennart fand einen alten Führerschein und nickte.
    »Ja, du hast recht. Das ist seiner.«
    Er sah sich um.
    »Gerlof!«, schrie er. »Gerlof!«
    Aber der Wind übertönte seine Rufe.
    »Lass uns weiterfahren«, sagte er. »Ich kenne diesen Weg
     nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass er zum Strand
     führt.«
    Er stieg wieder ein und gab eine kurze Meldung durch.
    Julia folgte ihm und setzte sich auf den Beifahrersitz.
    »Der Hubschrauber hat jetzt unsere Koordinaten«, erklärte er.
    Er schaltete in den ersten Gang, rollte langsam den Weg
     hinunter und starrte auf die Fahrbahn.
    »Ich schalte die Scheinwerfer aus, dann können wir besser
     sehen«, entschied er.
    Es wurde mit einem Mal stockdunkel um sie herum, aber
     als sich Julias Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte sie zu beiden Seiten des Autos die Alvar. Jeder neue
     Schatten sah aus wie ein alter Mann, aber es waren immer
     nur Wacholderbüsche.
    Plötzlich zeigte Lennart in den Himmel.
    »Da ist unser lang ersehnter Helfer«, sagte er.
    Julia starrte auf blinkende Lichter, die sich am Himmel bewegten. Sie konnte den Hubschrauber jetzt deutlich erkennen. Es krächzte wieder aus dem Funkgerät.
    »Ich glaube, sie haben ihn gefunden«, sagte Lennart.
    Er beschleunigte, bog um eine Kurve, und in der nächstenSekunde war alles in blendendes Licht getaucht. Ein Auto
     kam ihnen entgegen.
    »Verdammt!«, schrie Lennart auf.
    Er trat auf die Bremse, aber es war zu spät. Außerdem
     wurde das entgegenkommende Fahrzeug nicht langsamer.
     »Halt dich fest!«
    Julia biss die Zähne zusammen und wartete auf den Aufprall.
    Durch die Kollision wurde sie nach vorn geworfen, doch
     der Gurt hielt sie fest. Sie sah, dass sich die Motorhaube zusammenfaltete wie Papier.
    Stille.
    Dann hörte Julia Lennart neben sich schnaufen und leise
     fluchen.
    Er schaltete die Scheinwerfer ein. Nur einer funktionierte
     noch und beleuchtete den glänzenden Wagen, der mit ihnen
     zusammengestoßen war.
    Lennart lehnte sich zum Handschuhfach vor, dessen Klappe
     aufgesprungen war, und holte seine Pistole heraus.
    »Ist alles in Ordnung, Julia?«, fragte er besorgt.
    Sie nickte.
    »Ja, ich glaube schon.«
    »Bleib sitzen. Ich komme gleich zurück.«
    Lennart öffnete

Weitere Kostenlose Bücher