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Öland

Öland

Titel: Öland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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Streifen des Festlands zu.
    Es hat Stunden gedauert, bis er die andere Seite erreicht
     hat, aber zum Glück sind keine Schiffe in der Nähe gewesen, und niemand scheint ihn bemerkt zu haben. Als er
     schließlich Småland erreicht hat, nackt und mit unterkühlten Beinen, hat er nur noch die Kraft gehabt, seine Habseligkeiten aus der Tonne zu nehmen und unter einen Baum
     zu kriechen, wo er augenblicklich in einen tiefen Schlaf gefallen ist.
    Jetzt ist er hellwach, obwohl es noch früh am Morgen ist.
     Nils richtet sich auf, seine Beine schmerzen nach der langen
     Schwimmstrecke, aber er muss weiter. Er befindet sich in der
     Nähe Kalmars und muss so schnell wie möglich die Stadt hinter sich lassen. In ihr wird es von Polizisten nur so wimmeln,
     die nach ihm suchen.
    Seine Kleider sind mittlerweile getrocknet. Er zieht Hemd,
     Pullover, Strümpfe und Stiefel an und steckt die Brieftasche
     in die Hose. Mit dem Geld seiner Mutter muss er sorgsam
     umgehen, denn ohne es kann er sich nicht lange versteckt
     halten.
    Seine Husqvarna hat er nicht mehr – sie liegt auf dem Grund
     des Sunds. Ungefähr auf halber Strecke zwischen Insel und
     Festland hat er sie aus der Tonne gefischt und ins Wasser fallen lassen.
    Er hat zwar ohnehin keine Patronen mehr gehabt, aberNils würde die vertraute Schwere des Gewehrs in seiner Hand
     vermissen.
    Er muss an seinen zerfetzten Rucksack denken und vermisst auch ihn. Ab jetzt ist er gezwungen, sein Gepäck in den
     Hosentaschen oder in einem kleinen Beutel, den er aus einem Taschentuch geknotet hat, unterzubringen.
    Er geht in der Morgensonne nach Norden. Er weiß, wo er
     hinmuss, aber es ist ein weiter Weg, der den Großteil des
     Tages in Anspruch nehmen wird. Er hält sich in der Nähe der
     Küste, vermeidet alle Dörfer. Die Straßen, die durch die Wälder führen, überquert er zügig. Zwischen den Bäumen fühlt
     er sich sicherer. Zweimal kreuzen Rehe seinen Weg, die so
     leise sind, dass ihr plötzlicher Anblick ihn erschreckt. Wenn
     sich Menschen nähern, hört er es auf mehrere hundert Meter
     Entfernung, ihnen kann er immer ausweichen.
    Nils weiß, wo Ramneby liegt, denn er ist ein paar Mal dort
     gewesen. Er muss den Ort zum Glück nicht durchqueren,
     denn das Sägewerk seines Onkels August liegt südlich davon.
    Schon von Weitem kann er das Heulen der Sägen hören,
     und als er näher kommt, steigt ihm der vertraute Duft von
     frisch geschnittenem Holz vermischt mit dem Geruch von
     Tang in die Nase.
    Nils schleicht im Schutz einer großen Scheune voller Bretter vorsichtig aus dem Wald. Er ist hier zwar schon einige
     Male gewesen, erinnert sich aber nicht mehr an den Weg
     zum Büro. Außerdem kann er hier nicht einfach so herumlaufen. Ein paar Hundert Meter vom Sägewerk entfernt liegt
     das Wohnhaus seines Onkels, aber dorthin wagt sich Nils
     nicht. Dort wimmelt es von Kindern, Fahrern, Hausangestellten – Leuten, die ihn bei der Polizei verraten könnten. Er muss
     neben der Scheune in Deckung gehen – in einem dicken Fliederbusch mit schweren, duftenden Blüten.
    Nils’ Uhr ist stehen geblieben, als er über den Sund geschwommen ist, aber er ist sicher, dass mindestens eine halbeStunde vergangen ist, bis die ersten Personen erscheinen. Es
     sind drei Arbeiter, die lachend vorbeilaufen, ohne Nils zu bemerken.
    Er wartet.
    Wenige Minuten später kommt eine weitere Person vorbei.
     Es ist ein Junge, vielleicht dreizehn oder vierzehn Jahre alt,
     aber fast so groß wie Nils. Er trägt eine Mütze auf dem Kopf,
     die er tief in die Augen gezogen hat, seine Hände hat er tief in
     den Taschen seiner ölverschmierten Hose vergraben.
    »He!«, ruft Nils hinter dem Busch.
    Es ist zu leise gewesen, der Junge reagiert nicht, sondern
     läuft weiter.
    »He, du da mit der Mütze!«
    Der Junge bleibt stehen. Er sieht sich misstrauisch um, und
     Nils kommt vorsichtig aus der Deckung des Busches. Er winkt
     ihm zu.
    »Hier drüben.«
    Der Junge dreht sich um, kommt ein paar Schritte auf den
     Busch zu und sieht Nils an.
    »Arbeitest du im Sägewerk?«, fragt Nils.
    Der Junge nickt stolz.
    »Das ist mein erster Sommer.«
    Seine Stimme ist im Stimmbruch, er spricht mit småländischem Akzent.
    »Sehr gut«, sagt Nils. Er strengt sich an, ruhig und freundlich zu klingen. »Ich brauche deine Hilfe. Ich möchte, dass du
     August Kant für mich holst. Ich muss mit ihm reden.«
    »Den Direktor?«, fragt der Junge überrascht.
    »Ja, Direktor Kant«, wiederholt Nils. Er

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