Offene Geheimnisse und andere Enthuellungen
Jeans werden niemals Shorts, und eigentlich weiß ich das auch, aber ich schaffe es trotzdem nicht, sie wegzuwerfen. So stapelt sich der alte Kram, und ständig kommen neue Sachen dazu. Deshalb ist bei mir leider nicht weniger mehr, sondern aus viel wird immer noch mehr. Immerhin kann man mir zugute halten, dass ich ökologisch handle, weil ich nicht einfach den Müllberg vergrößere, sondern den Recycling-Gedanken umzusetzen versuche. Aber gut gemeint ist eben noch lange nicht gut.
Trotzdem, so habe ich mir eines Tages frustriert gedacht, sollte man sich vielleicht erst mal die Ratgeber näher ansehen. Wer nimmt sich eigentlich das Recht, uns Ratschläge erteilen zu wollen? Und leben die Verkünder der »Weniger-ist-mehr-Philosophie«überhaupt selbst nach ihren Maximen?
Paah! Soll ich Ihnen sagen, wer hinter den wohlfeilen Aufforderungen steckt, unser Leben zu vereinfachen? Evangelische Pfarrer, die sowieso nichts brauchen, weil sie den lieben Gott haben. Gut verdienende Werbefuzzis, die Luxusaskese der Marke »Lieber nur ein Auto, dafür aber dann einen Porsche« vertreten. Und stinkreiche Bestsellerautoren, die Wasser predigen, aber gerne teuren Rotwein saufen.
Fragt sich nur, warum der von Hartz IV und anderer sozialer Unbill geplagte Bundesbürger Millionen für derartige Bücher ausgibt, die ihm empfehlen, jene Dinge einzusparen, die er sich ohnehin niemals leisten könnte. Sind diese Ratschläge also nicht im Grunde ebenso scheinheilig wie das Gebaren mancher Vorstandschefs, die sich selbst mit Abfindungen in Millionenhöhe versorgen, während sie ihren »freigestellten« (Unwort-des-Jahres-Anwärter Nr. 1) Mitarbeitern ein munteres »Man muss eben auch mal Opfer bringen« mit auf den Weg ins soziale Abseits geben?
Damit Sie mich nicht falsch verstehen: Natürlich ist es sinnvoll, nicht so viel Zeug einzukaufen und dafür lieber auf Qualität zu achten. Man muss nicht alle drei Monate sein Handy wegschmeißen, nur weil schon wieder ein neues Modell auf den Markt gekommen ist. Einheimisches Obst ist teurer Importware aus Übersee eindeutig vorzuziehen – schon aus geschmacklichen Gründen. Und selbstverständlich muss man nicht jedes Jahr seine gesamte Garderobe austauschen, um modisch auf der Höhe zu sein. Kurzum: Es gibt viele gute Gelegenheiten, bewusster zu konsumieren und auch mal Verzicht zu üben. Aber eines ist auch klar: Verzichten kann leicht, wer viel hat. Und von fetten Ärzten lässt man sich ungern eine Diät verordnen.
Was Männer sehen – und was nicht
Männer und Frauen sehen nicht das Gleiche – auch wenn sie in dieselbe Richtung schauen. Da können die tollsten Klamotten im Schaufenster hängen, die den Blick jeder Frau magisch anziehen, und was sieht der Mann? Mit welcher Dübelgröße die Kleiderstange befestigt ist.
Oder im Haushalt: Frau sieht das Chaos in der Küche, Mann sieht in ihre Augen und fragt: »Und was machen wir heute Abend?«
Männer sehen keine überquellenden Mülleimer, keine leeren Getränkekisten, keine schmutzigen Spüllappen. Sie können gebügelte nicht von ungebügelter Wäsche unterscheiden und werden nie begreifen, dass zur grünen Hose kein gelb-rot-kariertes Hemd passt, wenn man nicht mit einem Papagei verwechselt werden möchte. Sie können auf hundert Meter die Körbchengröße einer Bikinischönheit schätzen, aber wenn ihre eigene Frau sich neben ihnen mit dem Korkenzieher abplagt, sagen sie höchstens: »Ich hätte sowieso lieber ein Bier.«
Auch in der Wahrnehmung anderer Menschen sind Männer und Frauen völlig unterschiedlich. Während eine Frau in Sekundenschnelle jede Menge Informationen über das Gegenüber sammelt (Ausstrahlung, Alter, Größe, Kleidung, Beruf, Sympathiefaktor), realisieren die Männer in der Regel nur ein Detail, etwa: »Hast du den Ausschnitt gesehen?« oder: »Was fährt denn der für ein Auto?«
Frauen haben die Weitsicht, Männer den Tunnelblick. Ist ja klar, früher beim Jagen ging es auch nur darum, das Wisent nicht aus den Augen zu verlieren, was links und rechts davon war, interessierte nicht. Es ist sogar wissenschaftlich nachgewiesen, dass Männer ein engeres Gesichtsfeld haben als Frauen. Manche Frauen haben so einen phänomenalen Rundum-Panorama-Blick, dass der Verdacht aufkommt, sie hätten auch hinten Augen, Männer hingegen sehen oft nicht mal, was sich unmittelbar vor ihnen abspielt.
Da kommt man nach dreistündigem Friseurbesuch (Strähnen, Schneiden, Föhnen) nach Hause, der Liebste hebt kurz den
Weitere Kostenlose Bücher