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Offene Geheimnisse und andere Enthuellungen

Titel: Offene Geheimnisse und andere Enthuellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried
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Terrorist steckt. Das stürzt uns in einen Konflikt, denn eigentlich sind wir ja aufrechte Menschen und würden den Fahrer am liebsten sofort anhalten lassen und unter Protest aussteigen – andererseits haben wir einen wichtigen Termin, und mitten auf der Autobahn können wir den Mann auch schlecht zum Halten zwingen. Ganz abgesehen davon, dass wir dann zwar politisch korrekt gehandelt hätten, dafür aber mit unserem Gepäck in der Pampa stünden. Den Verirrten zu bekehren, erweist sich ebenfalls als gefährliches Unterfangen, da der Fahrer sich im Eifer des politischen Gefechts ständig zu uns umdreht, was seine Konzentration auf den Straßenverkehr erheblich einschränkt.
    Eine Zeit lang habe ich versucht, solche Situationen zu vermeiden, indem ich erst gar kein Gespräch anfing. Das hielt die Fahrer aber nicht davon ab, ihre abenteuerlichen Thesen ungefragt zu verbreiten, und so bekam manche Taxifahrt den Charakter einer Geiselnahme: Ich war auf engstem Raum eingesperrt mit einem Kerl, der mich einer Art Gehirnwäsche unterzog, und ich wusste, dass die einzige Chance, meinem Peiniger zu entkommen, darin bestand, mir widerspruchslos seinen Sermon anzuhören. Wenigstens beim Aussteigen habe ich den schlimmsten Vertretern dieser Spezies meine Meinung gesagt oder demonstrativ kein Trinkgeld gegeben.
    Zum Glück kann es auch anders laufen. Ich hatte Begegnungen mit Taxifahrern, die mich so berührt haben, dass ich mich noch genau an sie erinnere: an den Iraker, der um seine Verwandten im Heimatland bangte, weil dort gerade die Amerikaner einmarschiert waren; an die Frau, die mir vom Tod ihres Sohnes erzählte, der vor ein paar Wochen gestorben war; an eine andere Fahrerin, die gerade von ihrem Mann verlassen worden war und nun sich und ihre drei Kinder mit Taxifahren über Wasser hielt. Ich hatte Taxifahrer aus dem Iran, die dort Universitätsprofessoren gewesen waren, und deutsche Studienabbrecher, die selbstbestimmtes Taxifahren der absehbaren Arbeitslosigkeit in ihrem Beruf vorzogen.
    Jede der kurzen Begegnungen erlaubte mir einen Blick in ein fremdes Schicksal und gab mir das Gefühl, für einen Moment das Leben eines anderen Menschen geteilt zu haben. Oft haben wir uns zum Abschied die Hand gegeben, uns gegenseitig alles Gute gewünscht. Dieser Wunsch kam jedes Mal von Herzen, weil es wunderbar ist, wenn Fremde sich begegnen und vertrauen und dann wieder ihrer Wege gehen.
    Und dann war da noch der Taxifahrer aus Bielefeld, der mich nach einer Lesung in der Buchhandlung abholte, um mich zum Bahnhof zu bringen. Lesungen machen einen trockenen Hals, ich sehnte mich nach einem Bier, aber es war schon nach zehn, und am Bahnhof Bielefeld war nicht mal mehr ein Kiosk offen. Resigniert zahlte ich und zog meinen Koffer Richtung Bahnsteig, da hörte ich hinter mir den Taxifahrer rufen. Da vorne, durch den Tunnel durch, auf der anderen Seite der Bahngleise, da sei ein Kinocenter, vielleicht könnte ich da ein Bier kriegen. Kurzerhand packte er meinen Koffer, und im Laufschritt ging es durch den Tunnel, hinein ins Kino, vorbei an den verdutzten Kartenkontrolleuren, bis zu einem Verkaufsstand. Dann wieder zurück, bis auf den Bahnsteig, wo wir lachend und außer Atem ankamen. Mit einem frischen, kalten Bier in der Hand stieg ich in den Zug, und wahrscheinlich werde ich bis ans Ende meines Lebens bei der Erwähnung von Bielefeld an den netten Taxifahrer denken, bei dem ich mich an dieser Stelle noch mal herzlich bedanken möchte!

Nieder mit den Frauenverstehern!
    Ehrlich gesagt ziehe ich es vor, von Männern begehrt statt verstanden zu werden, denn was wäre das Leben langweilig, wenn die Männer plötzlich so wären, wie wir sie angeblich gerne hätten!
    Worüber könnten wir uns stundenlang mit unserer besten Freundin unterhalten, wenn nicht darüber, dass sich unser a) Freund b) Geliebter c) Mann d) Ex-Mann e) Chef mal wieder UNMÖGLICH benommen hat. Dass er a) unseren Jahrestag vergessen b) beim Sex von seiner Frau gesprochen c) die Existenz von Sex d) seine Kinder e) sich selbst vergessen hat.
    Was würden wir in unsere Tagebücher schreiben, wenn nicht endlose Klagen darüber, dass Männer einfach nicht begreifen, was wir Frauen wollen, nämlich angebetet, geliebt und auf Händen getragen werden. Das ist doch wohl nicht so schwierig, verdammt noch mal!
    Die Weltliteratur würde schlagartig auf den Umfang einer Schulbücherei zusammenschrumpfen, wenn Männer tatsächlich anfingen, Frauen zu verstehen; schließlich

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