Oft
angebracht war. Joe schloss die Tür auf und sie standen in einem düster wirkenden Flur. Er zeigte auf eine Tür.
»Hier wohne ich, und da hinten«, er deutete auf eine weitere Tür am Ende des Gangs, »ist das Bad, das müsstest du dir mit mir teilen.«
Über eine schmale, steile Treppe gelangten sie ins Dachgeschoss. Eine Holztür mit einem schmutzigen Glasfenster führte in ein recht geräumiges Mansardenzimmer.
Ryan schaute sich um. Der Raum war etwas heruntergekommen und konnte einen neuen Anstrich vertragen. Durch das große Fenster an der Stirnseite sowie eine Luke in der leichten Dachschräge kam jedoch viel Licht herein, wodurch das Zimmer relativ freundlich wirkte. Trotz Ryans nicht unbeträchtlicher Körpergröße war die Decke hoch genug, sodass er sich nicht eingeengt fühlte. Die Schräge nahm nur eine Wand ein, dort, genau unter der Dachluke, befand sich ein breites Bett mit einem alten Metallgestell. Auf der gegenüberliegenden Seite gab es einen Kleiderschrank, daneben eine Kommode mit einer Kochplatte darauf. Vor dem Fenster standen ein Sessel mit einem abgewetzten Bezug und ein kleiner Tisch. Hinter einer weiteren Tür entdeckte er ein WC und ein Waschbecken.
»Das wäre gerade das Richtige, mehr benötige ich nicht. Wie viel willst du dafür haben?«
»Ich habe immer 60 Dollar pro Woche genommen, da ist Wasser und Strom mit drin. Falls du im Winter Heizung brauchen solltest, müsstest du dir einen elektrischen Ofen hinstellen.«
Ryan nickte. »Gut, einverstanden.«
Sie stiegen die Treppe hinab und gingen in Joes Wohnung, wo er ein Formular aus einer Schublade kramte.
»Normalerweise würde mir ein Handschlag reichen«, erklärte er, »aber ich habe vor, das Haus zu verkaufen, und da du länger bleiben willst, ist es sicher besser, wenn wir einen Mietvertrag machen.«
Wenig später hatten sie alles ausgefüllt und unterschrieben, Ryan zahlte drei Monatsmieten im Voraus, und der Wirt händigte ihm die Schlüssel aus.
»Also dann auf gute Nachbarschaft. Komm doch nach unten in die Bar, wenn du ausgepackt hast, ich spendiere dir einen Drink zum Einstand.«
»Da sage ich nicht Nein«, schmunzelte Ryan, »sieht so aus, als hätte es Vorteile, über einer Kneipe zu wohnen.«
Es dauerte nicht lange, bis Ryan seine wenigen Habseligkeiten ausgepackt und verstaut hatte. Seit er mit dem professionellen Rodeoreiten begonnen hatte, war er ständig unterwegs gewesen, und hatte in Motels oder Unterkünften auf den Veranstaltungsgeländen übernachtet. Alles, was er benötigte, befand sich in zwei Koffern und einer Reisetasche, seine restlichen Sachen hatte er in Richmond bei seinen Eltern untergestellt.
Nachdem er sich am Waschbecken ein bisschen frisch gemacht hatte, verließ er die Mansarde und stieg die Treppen hinunter. Da Joe ihn gebeten hatte, nicht durch die Küche zu gehen, umrundete er das Haus, bis er vor dem Vordereingang stand.
Bereits von draußen schallte ihm laute Countrymusik entgegen, und als er den Schankraum betrat, befand er sich inmitten in einer Meute von Männern, die lautstark und fröhlich feierten.
Etwas verwundert setzte er sich an den Tresen, ließ sich von Joe ein Bier geben und sah sich um. Sekunden später schlug ihm jemand von hinten kräftig auf die Schulter.
»Ryan? Bist du das wirklich?«
Überrascht drehte er sich um und grinste, als er sein Gegenüber erkannte. »Live und in Farbe. – Hey Callan, lange nicht gesehen.«
»Mensch, das glaube ich ja nicht.« Callan umarmte ihn freundschaftlich und setzte sich dann auf den Barhocker neben ihm. »Was machst du denn hier?«
»Man könnte es Zwangspause nennen.«
»Wegen deines Unfalls? Ich habe darüber in der Zeitung gelesen, es hat dich wohl ziemlich böse erwischt«, sagte Callan mitfühlend. »Wie geht es deinem Bein?«
Bedrückt verzog Ryan das Gesicht. »Nicht so gut. Die Ärzte haben mich zwar halbwegs zusammengeflickt, doch mit den Rodeos ist Schluss. Ich kann froh sein, dass ich noch einigermaßen laufen kann.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung und lächelte. »Aber egal, lass uns von etwas anderem sprechen. Wie geht es dir denn so?«
Ein glückliches Strahlen ging über Callans Gesicht. »Oh, sehr gut. Ich bin inzwischen verheiratet und werde in Kürze Vater.«
»Im Ernst?« Ryan schaute ihn ungläubig an. »Du? Wo du doch damals schon der größte Schürzenjäger in Texas warst? Wow, das muss ja eine tolle Frau sein, wenn sie es geschafft hat, dich zu zähmen.«
»Ja, das ist sie
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