Oft
verließ Adrian kopfschüttelnd das Haus, und Melody ging in die Küche, wo Lauren dabei war, Essen für das Hochzeitsbüffet vorzubereiten.
»Hm, das ist wirklich lecker«, sagte Melody anerkennend, nachdem sie ein paar der Snacks probiert hatte, »du bist eine ausgezeichnete Köchin.«
Ein sehnsüchtiger Ausdruck trat auf Laurens Gesicht. »Eigentlich war es immer mein Wunsch, mich mit einem Restaurant selbstständig zu machen.«
»Und warum tust du es nicht? Du hättest garantiert großen Erfolg, die Leute würden dir deine Sachen aus den Händen reißen, glaub es mir.«
Lauren zuckte mit den Achseln. »Leider fehlt mir dazu das nötige Kleingeld. Außerdem ist es mir zu unsicher, schließlich muss ich für Timmy sorgen, da ist mir ein festes Einkommen lieber.«
»Trotzdem, du solltest es dir wirklich überlegen. Wie du vielleicht mitbekommen hast, steht die Cactus-Bar zum Verkauf – daraus ließe sich bestimmt etwas machen.«
»Ja ich weiß, ich habe mir das vorgestern spaßeshalber mal angesehen. Aber ich wollte ein Restaurant und keine Kneipe«, erwiderte Lauren trocken.
Melody schob sich noch ein Kanapee in den Mund. »Du könntest beides kombinieren. Es würde sich garantiert lohnen, die Bar ist schließlich immer gut besucht, du hättest auf jeden Fall schon mal eine Menge Stammkunden.«
»Ja, das wäre vielleicht gar nicht so schlecht«, überlegte Lauren. Dann seufzte sie. »Meine Ersparnisse würden allerdings gerade mal für eine Renovierung und ein paar Umbauarbeiten reichen, für den Kauf der Bar niemals.«
»Warum sprichst du nicht mit Adrian? Ich bin mir sicher, dass er dir das Geld geben würde, zumindest als zinsloses Darlehen, wenn du es so nicht annehmen willst.«
»Danke, doch das kommt nicht infrage«, wehrte Lauren ab, »ich habe immer Wert darauf gelegt, unabhängig zu bleiben. Ich will mich nicht auf andere verlassen, und ich möchte auch niemandem etwas schuldig sein.«
»Das kann ich verstehen, aber er ist dein Bruder und er würde es sicher gerne tun«, betonte Melody eindringlich. »Überleg es dir doch einfach noch mal in Ruhe.«
Gedankenverloren drehte Lauren eine Schüssel in den Händen und nickte dann schließlich. »Ja, vielleicht hast du recht und ich sollte ausnahmsweise über meinen Schatten springen. Ich lasse es mir durch den Kopf gehen, doch jetzt kümmern wir uns erst mal um eure Hochzeit – schließlich soll es ein unvergesslicher Tag werden.«
4
Langsam rollte Ryan Davis mit seinem Pick-up am frühen Freitagnachmittag die Hauptstraße von Stillwell entlang. Dabei ließ er seinen Blick über die hölzernen Gebäude schweifen und stellte wehmütig fest, dass sich kaum etwas verändert hatte. Der kleine Ort mit den etwa 700 Einwohnern sah immer noch aus wie die Kulisse eines Westernfilms, und beinahe rechnete er damit, jeden Moment eine Postkutsche über die staubige Straße fahren zu sehen.
Vor der Cactus-Bar parkte er seinen Wagen und stieg aus. Er betrat die Bar, schaute sich kurz um. Es war später Nachmittag und der Schankraum war nahezu leer, lediglich ein Pärchen saß an einem der Tische und turtelte miteinander herum. Langsam hinkte Ryan zur Theke, schob sich auf einen der Barhocker und bestellte sich eine Cola.
Joe Anderson, der Besitzer des Saloons, stellte ein Glas auf den Tresen und schenkte ein. Neugierig musterte er seinen Gast. »Sag mal, bist du nicht Ryan, der Sohn vom alten Gregory Davis, der vor ein paar Jahren nach Richmond gezogen ist?«
Ryan nickte. »Ja, der bin ich.«
»Üble Sache, das mit deinem Bein. Hab’s in der Zeitung gelesen.«
»Es hätte schlimmer sein können.«
»Und was willst du jetzt machen? Mit den Rodeos ist es doch sicher vorbei?«
»Ich weiß es noch nicht. Vielleicht finde ich einen Job hier irgendwo auf einer Ranch.« Ryan nippte an seinem Glas. »Weißt du, wo ich ein Zimmer bekommen kann? Aber kein Motel und auch nicht das ‚Stillwell Inn‘, ich suche etwas, wo ich ein bisschen länger bleiben kann.«
Nachdenklich kratzte Joe sich an seinem stoppeligen Kinn. »Ich habe früher immer die Mansarde hier oben vermietet, die steht jetzt schon seit einer Weile leer. Ist nix Besonderes, doch vielleicht willst du es dir mal anschauen.«
»Klar, warum nicht, ansehen kostet ja nichts.«
Joe machte eine Bewegung mit dem Kopf, die Ryan bedeutete, ihm zu folgen.
Sie durchquerten die Küche, gingen durch eine kleine Seitentür hinaus und stiegen eine Holztreppe hinauf, die an der Außenseite des Gebäudes
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