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Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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seltsames Nest. Ich war noch nie hier. Es scheint ein gottverlassenes Dorf zu sein.«
    »Ja, jetzt schon. Aber es ist der richtige Ort, um sich zurückzuziehen und nachzudenken.«
    Ohne äußeren Anlaß war Laura plötzlich davon überzeugt, daß sie mit Anna Everton redete. Sie musterte die Frau noch einmal. Sie war nicht mehr jung, aber keineswegs die farblose Hausfrau, wie Eva sie geschildert hatte. Anna Everton sah jünger aus als ihr Mann. Sie war nicht ausgesprochen hübsch, aber schlank und anmutig; sie hatte dunkle Augen und dunkles Haar und eine freundliche, ruhige Art. Plötzlich packte Laura die Angst, und sie wollte schon aufstehen. Die andere sagte: »Wohnen Sie hier? Ich glaube, ich habe Sie noch nie gesehen.«
    Laura hatte einen tollen Einfall. Sie sagte: »Nein. Ich kam hierher, um jemanden zu suchen. Jetzt aber kriege ich’s mit der Angst und möchte lieber nach Hause.«
    Anna lächelte. »Warum haben Sie Angst? Ich glaube nicht, daß Ihnen irgend jemand etwas tun würde.«
    »Diese Frau vielleicht doch — denn ich habe kein Recht, hier zu sein.«
    Dann faßte sie einen Entschluß. Schließlich konnte Mrs. Everton höchstens aufstehen und sie hier sitzen lassen. Sie sah nicht so aus, als ob sie handgreiflich werden würde. Mit leicht zitternder Stimme sagte sie: »Ich suche eine gewisse Mrs. Everton.«
    Die andere sah sie groß an. »Das ist ein seltsamer Zufall. Ich bin Anna Everton. Was wollten Sie von mir, und weshalb haben Sie Angst?«
    »Es ist eine solche Unverfrorenheit. Ich verstehe es selbst nicht mehr, wie Eva mich dazu bringen konnte, hierherzufahren.«
    Bei der Erwähnung des Namens Eva erstarrte Anna. Sie fragte sehr kühl: »Eva? Wie heißt sie weiter?«
    »Eva Stapleton, meine Kusine. Bitte, Mrs. Everton, verzeihen Sie mir! Aber sie haben geredet und geredet, Eva und Ihr Mann. Sie haben mich überredet, hierherzufahren und Sie zu bitten, Sie möchten ihn empfangen. Er ist — er ist sehr unglücklich Ihretwegen.«
    Mrs. Everton machte eine leichte Bewegung, und Laura dachte schon, sie würde aufstehen und fortgehen. Aber sie wandte sich Laura zu und lächelte gequält. »Armes Ding! Kein Wunder, daß Ihnen das peinlich ist. Es war halt Pech, daß Sie mir gerade in die Arme gelaufen sind. Aber da das nun einmal geschehen ist, wäre es besser, Sie erzählen mir, warum Sie hergekommen sind.«
    »Ich soll Sie bitten, mit ihm zu sprechen. Er ist schrecklich aufgeregt.«
    Anna sagte nichts, und Laura dachte, daß Menschen, die die Ruhe bewahren, weit im Vorteil sind. Sie ihrerseits redete viel zuviel, wenn sie verlegen war. Manchmal hörte sie sich selbst immer weiterplappern. Während der nächsten Minuten blieb Mrs. Everton ganz still und in sich gekehrt. Dann sagte sie: »Ihre Kusine ist sehr hübsch. Wahrscheinlich haben Sie sie sehr gern.«
    »O nein!« rief Laura. »Sie ist zwar meine Kusine und ein Waisenkind. Das sind sie freilich alle, und ich fühle mich für sie verantwortlich. Himmel, ich rede lauter Unsinn, verzeihen Sie bitte! Ich werde Ihnen alles erklären und dann gehen.«
    Voller Eifer gab sie eine leidenschaftliche, wenn auch verworrene Darstellung der Situation in Brookside. Zum Schluß sagte sie: »Mit Eva habe ich am wenigsten von ihnen allen gemein.« Gleich danach dachte sie, sie wäre feige und ließe ihre Kusine im Stich.
    Mrs. Everton sprach noch immer mit seltsamer Gelassenheit: »Und jetzt will sie mit meinem Mann davonlaufen. Wird sie das erreichen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, daß er sehr unglücklich ist, und ich bin überzeugt, er wäre elend dran, wenn Sie sich von ihm scheiden ließen und er Eva heiraten müßte.«
    »Warum denn?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube, so etwas tun die Männer manchmal. Es heißt, so etwas passiert nach einigen Jahren, sogar in einer glücklichen Ehe wie der Ihren.«
    »Eine glückliche Ehe und zwei Kinder. Hat Kenneth Ihnen erzählt, daß wir Kinder haben?«
    »O ja. Mrs. Everton, wie lange wußten Sie schon davon?«
    »Vor einiger Zeit habe ich gemerkt, daß ihn irgend etwas zu fesseln schien. Es heißt, die Ehefrau ist die letzte, die etwas erfährt; aber das ist Unsinn. Ich wußte nur nicht, wer es war. Ich hatte auch nicht den Eindruck, daß es so ernst wäre, bis eine liebe Freundin kam, um mir alles zu erzählen.«
    »Schrecklich. Die sogenannten pflichtbewußten Frauen. Den Typ kenne ich.«
    »Ja. Ich weiß nicht, woher sie es erfahren hat. Aber ihre Tochter ist auch ein Fotomodell und arbeitet manchmal mit

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