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Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Ihrer Kusine zusammen. Sie hörte, daß Eva fort wollte, mit einem Mann. Der Rest war leicht zu erraten.«
    »Deshalb sind Sie fort?«
    »Ja. Wenigstens für eine Zeitlang. Ziemlich feige, gewiß. Aber ich spürte, daß ich Kenneth nicht ruhig in die Augen sehen oder mit jemandem darüber reden konnte. Ich brauchte erst einmal Zeit, um mich an den Gedanken zu gewöhnen. Kein angenehmer Vorgang!«
    »Und nun bin ich da hineingeplatzt! Ich muß Ihnen richtig unverschämt vorkommen. Es tut mir furchtbar leid! Ich wußte wohl, daß es verrückt von mir war, da mitzumachen, und daß mein Mann wütend sein würde. Aber Eva bohrte und bohrte, und leider bin ich wohl ziemlich leicht zu beeinflussen. Derek findet das jedenfalls auch. Jetzt will ich gehen. Ich danke Ihnen sehr, daß Sie nicht böse auf mich sind.«
    »Gehen Sie noch nicht fort. Sie haben einen weiten Weg gemacht. Was hat Ihre Kusine von Ihnen erwartet?«
    »Ich habe nicht getan, was Eva wollte. Ich habe mich dagegen gesträubt, denn ich bin wütend auf sie. Aber Ihr Mann ist so verzweifelt. Er möchte Sie unbedingt sehen, um zu erklären...«
    »Sicherlich. Das weiß ich. Kenneth beredet gern alles. Wahrscheinlich, weil er ein Verstandesmensch ist. Diese Leute nennen das >rationalisieren< und sie tun es mit Vorliebe. Aber ich bin nicht so geistreich, und ich rede nicht gern darüber, obwohl ich das gerade mit Ihnen tue.« Mrs. Everton lächelte leise.
    Das gab Laura Mut.
    »Mrs. Everton, lassen Sie es nicht zu! Sie können es verhindern. Jetzt hat er Evas wegen den Kopf verloren. Sie ist hübsch und jung, und sie bildet sich ein, zu den Intellektuellen zu gehören. Sie hat sich immer ein wenig geniert, daß sie Fotomodell geworden ist, statt zu studieren. Nun unternimmt sie verzweifelte Anstrengungen, ihre Intelligenz zu beweisen. In gewisser Hinsicht mag sie gescheit sein; aber trotzdem ist sie töricht und könnte Ihren Mann niemals glücklich machen. Er würde ihrer bald überdrüssig sein und sich Ihret- und der Kinder wegen stets die bittersten Vorwürfe machen.«
    Anna seufzte. »Ja, Kenneth neigt zu Selbstvorwürfen. Ich weiß auch nicht, ob er glücklich wird, wenn er uns verläßt. Aber gerade jetzt weiß ich auch nicht, was ich tun könnte.«
    Laura hatte all ihre Hemmungen abgelegt und sagte kühn: »Lassen Sie es auf einen Kampf ankommen. Er mag weich und unklug sein; aber er ist es wert, daß man um ihn kämpft.«
    Mrs. Everton seufzte. »Ich weiß, daß das richtig wäre; aber ich bin keine kämpferische Natur. Gerade jetzt habe ich einen besonderen Grund, still zu halten. Ich hätte genügend wirksame Mittel, aber die will ich nicht einsetzen.«
    »Aber sicher wäre jetzt jedes Mittel...«
    »Nicht, wenn es ein Kind ist.«
    Laura war so überrascht, daß sie nach Luft schnappte. »Ein Kind? Wie meinen Sie das?«
    »Ich bekomme noch ein Kind.«
    »Ach, wie schön für Sie!« Laura sagte es ganz rasch und ein wenig neidisch.
    »Schön? In der gegenwärtigen Situation? Wir hatten uns wohl noch ein drittes Kind gewünscht; aber nicht gerade jetzt. Ich bin dreiunddreißig; das ist zwar nicht zu alt, um noch ein Kind zu bekommen. Es kommt nur höchst ungelegen.«
    Laura sagte kleinlaut: »Es klingt albern, aber mein Mann und ich möchten so gern Kinder haben.«
    »Und warum nicht? Sie sind glücklich verheiratet und im richtigen Alter.«
    »Wir haben einfach keine Zeit. Zuerst war Großmutter krank, und ich brauchte all meine Zeit, um sie zu pflegen. Nach ihrem Tod gab es immer neue Unruhe mit den >Waisenkindern<. Es ist so schwierig: Sie kommen und gehen, bringen immer neue Probleme mit, und ich lasse mich dummerweise überall hineinziehen und versuche auszugleichen. Derek hängt das alles zum Hals heraus.«
    Laura war den Tränen nahe.
    Anna legte die Hand auf ihren Arm. »Das ist schlimm. Aber darf man sich mit den Schwierigkeiten der anderen so sehr belasten? Lassen Sie das nicht so weitergehen. Sie müssen an sich selbst denken — und an Ihren Mann, ehe es zu spät ist.
    Ich war genauso dumm«, fuhr sie fort. »Immer kamen für mich Kenneth und die Kinder an erster Stelle. Wie Sie sehen, zahlt sich das nicht aus. Eine Portion gesunder Selbstsucht ist viel besser.«
    Sie verstummte und blickte still auf das Meer hinaus.
    »Sie sind zwanzigmal soviel wert wie Eva!« platzte Laura heraus. »Ich dachte, Sie wären ganz anders, sehr unglücklich und beleidigt. Es war mir nicht klar, daß Sie die Stärkere sind. Wie konnte er bloß auf Eva

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