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Oh, diese Verwandschaft!

Oh, diese Verwandschaft!

Titel: Oh, diese Verwandschaft! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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als an Eva.«
    Laura dachte: Eva hat dich eingefangen, und jetzt hast du den Verstand verloren. Du bist nett, aber schrecklich schlapp. Wie konnte Eva das nur tun?
    Laut sagte sie: »Was man so gewöhnlich als Langeweile bezeichnet, passiert häufig, wenn Männer in das sogenannte gefährliche Alter kommen.«
    Eva wollte ärgerlich protestieren, aber er hielt sie zurück.
    »Deine Kusine muß so denken. Und vielleicht hat sie recht. Ich war sehr glücklich mit Anna. Was ist nun verkehrt?«
    »Wie ich schon sagte — die zwölf Ehejahre. Man behauptet, da langweilten sich die Männer.« Sie dachte an Marie und ihre heimliche Warnung.
    »Das klingt richtig gemein!«
    »Nicht wahr? Aber es ist Ihre und Evas Angelegenheit. Niemand kann Ihnen helfen.«
    Sie wandte sich zum Gehen; aber Eva hielt sie zurück.
    »Aber du kannst uns helfen, Laura. Du bist der einzige Mensch, dem ich vertraue. Wir haben beide eine Menge Freunde, aber Freunde taugen in solchen Zeiten nichts. Da kann man nur auf die Familie bauen.«
    Laura befiel eine düstere Ahnung. »Das ist Unsinn. Was kann ich schon tun?«
    »Wir müssen wissen, ob sie es auf eine Scheidung anlegt«, sagte Eva unverblümt. Kenneth zuckte zusammen.
    Laura dachte: Wie brutal sie ist! In einem halben Jahr wird er sie hassen!
    Eva sah ihn unsicher an und sagte eine Spur freundlicher: »Wir müssen doch irgend etwas unternehmen. In drei Wochen geht Ken nach Australien.«
    »Nicht nur das«, warf er ein. »Ich muß ihr das doch auch erklären. Ich kann sie doch nicht so kränken.«
    Im Grunde ist er anständig, dachte Laura, viel anständiger als Eva, was immer auch Großmutter von ihr halten mochte. Wenn die Frau geschickt ist, wird nichts passieren. Das ermutigte sie zu der Frage: »Aber was habe ich damit zu schaffen? Ich kann nichts tun.«
    Everton sagte: »Mrs. Howard, würden Sie mit meiner Frau reden? Ich habe ihre Adresse, aber ich habe versprochen, sie nicht aufzusuchen. Ich glaube, wenn sie Sie kennt, könnten Sie sie dazu bewegen, mit mir zu sprechen. Stellen Sie fest, was sie weiß, und warum sie fort ist. Bringen Sie sie zur Vernunft.«
    Jetzt wurde Laura sehr böse. »Vernunft? Nennen Sie das, was Sie und Eva vorhaben, vernünftig? Ich will Ihnen nicht behilflich sein, wenn Sie Ihre Frau kränken. Außerdem mag ich mich nicht hinauswerfen lassen, was sie sicherlich tun wird. Und sie hätte vollkommen recht damit.«
    Er entgegnete ruhig: »Anna würde nie jemanden hinauswerfen. Sie beide würden einander verstehen.«
    »Ihre Frau könnte ich bestimmt verstehen. Wen ich nicht verstehe, das sind Sie und Eva. Wenn ihr das angenommen habt, habt ihr euch gründlich geirrt.«
     
     

9
     
    Später mußte Laura feststellen, daß Irrtümer ansteckend sind und daß sie außerdem ein hoffnungsloser Schwächling war. Wie konnte sie sich nur zu so einem Wahnsinnsunternehmen beschwatzen lassen? Was auch immer der Grund sein mochte, um zwei Uhr früh stand sie müde von ihrem Stuhl auf und sagte: »Gut. Hört auf mit eurem Gerede. Ich fahre, aber ich kann nicht versprechen, daß ich mit ihr rede. Sicherlich tue ich nichts Gutes damit, aber gebt mir die Adresse und laßt mich ins Bett.«
    Am nächsten Nachmittag um drei Uhr parkte sie ihren Wagen in der Straße des verschlafenen Küstendorfes und wünschte, sie wäre tot. Es war ein trübseliges Nest; die meisten der kleinen Häuser waren jetzt, nach der Saison, geschlossen; aber das Meer war blau und schön. Plötzlich faßte sie einen Entschluß. Sie wollte ein wenig umhergehen, sich am Strand hinsetzen und dann heimfahren. Sie konnte unmöglich Anna Everton aufsuchen.
    Sie ließ sich am Ufer nieder. Es war ganz einsam dort; nur eine andere Frau saß da, ein Stück entfernt, und blickte still auf die See hinaus, ohne sie zu bemerken. Auf einmal wurde Laura unruhig; sie beschloß, einen Spaziergang zu machen, ehe sie sich wieder ans Steuer setzte. Sie band ihren Schal um den Kopf, denn der Wind hatte sich plötzlich erhoben und wirbelte den Sand auf. Es war schön, dagegen anzugehen; aber da wehte ihr eine kleine Sandwolke ins Gesicht. Sie taumelte, stolperte über einen Stein und saß auf einmal beinah auf den Knien der einsamen Träumerin. Sie stand schnell wieder auf, lachte und entschuldigte sich. Die Fremde sagte in freundlichem, angenehmem Ton: »Das macht doch nichts. Das sind die lustigen kleinen Böen. Der Sand blendet einen beinahe; aber ich mag es.«
    Laura setzte sich neben sie und seufzte tief auf.
    »Das ist ein

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