Oh, Mandy
unter ihnen grasten.
„Kann mich nicht beschweren.”
Jesse nickte, als er den Stolz aus dieser schlichten Antwort heraushörte. „Wer hat denn jetzt hier das Sagen, seit der alte Herr nicht mehr da ist?”
Pete schnaubte. „Was glaubst du wohl?”
„Und du gehorchst?” wollte Jesse erstaunt wissen.
„Ich hör zu, sag brav Ja und Amen und mach dann, was ich will.”
Jesse lachte und beugte sich hinüber, um Pete auf den Rücken zu klopfen. „Deine Art hat mir schon immer gefallen.”
„Hab mir noch nie was von einem Frauenzimmer sagen lassen. Schon gar nicht von einer, die einen Bullen nicht von einem Ochsen unterscheiden kann.” Pete drehte den Kopf, um Jesse anschauen zu können. „Willst du hier jetzt die Zügel übernehmen?”
Jesse zuckte mit den Schultern und drückte die heruntergebrannte Zigarette zwischen zwei Fingern aus, bevor er sie auf den Boden warf. „Vermutlich. Jedenfalls so lange, bis ich entschieden habe, was ich mit der Ranch machen werde.”
„Soll das heißen, du hast vor, sie zu verkaufen?”
„Ich weiß es nicht”, erwiderte Jesse unbestimmt. „Ich habe jetzt meine eigene Ranch in Oklahoma. Es wäre ein bisschen schwierig, beide zu bewirtschaften.”
Pete schüttelte den Kopf und schaute wieder auf die Weide. „Kann mir gar nicht vorstellen, dass die Circle-Bar-Ranch jemand anderem als einem Barrister gehört. Sie besitzen dieses Land, solange ich denken kann.”
Sie schwiegen einen Moment. Dann erzählte Jesse: „Die alte Dame hat angeboten, mir das Land abzukaufen.” Obwohl Pete den Blick nicht von dem grasenden Vieh wandte, bemerkte Jesse, dass er sich anspannte, als Pete von Margos Angebot hörte. „Sie sagt, sie wolle mich von aller Verantwortung und allen Verpflichtungen, die Wade mir aufgebürdet habe, befreien.
Sehr großzügig von ihr, findest du nicht?”
Pete antwortete nicht, sondern starrte weiterhin mit grimmigem Gesicht geradeaus.
„Hältst du sie nicht für großzügig?” hakte Jesse nach.
Langsam drehte Pete sich zu ihm herum. „Margo Barrister hat in ihrem ganzen Leben noch niemandem außer sich selbst etwas Gutes getan, was soll also deine dumme Frage?”
Jesse schmunzelte und schnalzte dann kurz, bevor er sein Pferd den schmalen Pfad entlangtrieb, der hinunter zur Weide führte. „Ich wollte nur sichergehen, dass sie über die Jahre nicht weich geworden ist”, rief er über die Schulter zurück.
„Margo Barrister?” knurrte Pete verächtlich und folgte Jesse. „Eher friert die Hölle zu, als dass das diese Frau weich wird.”
Pete und Jesse waren auf dem Weg zurück, als Pete plötzlich sein Pferd zügelte und eine Hand hob, um auch Jesse zum Anhalten zu bewegen.
„Schau mal dort drüben”, murmelte Pete und nickte zu dem See, der sich Richtung Westen erstreckte.
Jesse konnte nichts Besonderes erkennen. „Was denn?”
„Am Ufer, unter der Trauerweide.”
In dem Moment sah Jesse etwas Rotes durch die Luft fliegen und mit einem leisen Platsch ins Wasser fallen. „Glaubst du, da hat sich ein Unbefugter auf unser Land geschlichen?”
fragte er.
„Scheint so.”
„Dann wollen wir ihn mal daran erinnern, dass er auf Privatbesitz herumstreunt.”
„Diese verdammten Jungs”, fluchte Pete verärgert und ritt weiter. „Ich hab ihnen schon hundertmal gesagt, sie sollen von unserem Land wegbleiben. Und dabei hab ich das Loch im Zaun erst letzte Woche eigenhändig geflickt.”
Schmunzelnd folgte Jesse ihm und hatte bereits Mitleid mit dem armen Kerl, der an Petes bevorzugter Stelle angelte. Wenn Pete ihn durch die Mangel gedreht hatte, würde er nichts mehr zu lachen haben.
„Hey! Du da!” rief Pete und hielt sein Pferd kurz vor der Trauerweide an.
Ein Junge, Jesse schätzte ihn auf ungefähr zwölf, wirbelte überrascht herum. Sofort fing er an, seine Angelsachen zusammenzusuchen, um sich davonzumachen. Aber noch ehe der Junge drei Schritte machen konnte, war Jesse aus dem Sattel geglitten und hatte ihn am Kragen gepackt.
„Halt stopp”, warnte er den Jungen, als der sich zu winden begann, um sich loszumachen.
Als seine Warnung nicht beachtet wurde, packte er den Jungen um die Taille und zog ihn kräftig an sich. „Verdammt, ich sagte halt!”
Der Junge hörte auf zu zappeln, doch Jesse spürte die Spannung in seinem Körper. Er wollte ihm nicht noch mehr Angst einjagen, als sie es ohnehin schon getan hatten, also sagte er ruhig: „Pass auf, ich werde dir nicht wehtun. Ich will nur mit dir reden, okay?” Als
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