Ohne Chef ist auch keine Loesung
niemandem aufgezwungen werden.
|210| Feedback ist ausgewogen, das heißt, wir sagen, was uns gefällt, was wir als gelungen einschätzen und wo wir Veränderungsbedarf
sehen.
Feedback ist eine subjektive Wahrnehmung und an konkretem Verhalten orientiert (»Als Sie an Stelle X sagten, fand ich …«)
und enthält somit keine Interpretationen. Es bietet einen erläuternden Hintergrund für die Einschätzung (»… weil ich denke,
dass dadurch …«).
Feedback erhalten bedeutet: keine Kommentierung, keine Begründung, keine Rechtfertigung, keine Diskussion – einfach sacken
lassen und verarbeiten.
Bis hierhin nicht viel Neues, zumal das Thema Feedback schon in vielen Firmen etabliert ist. Wir sind inzwischen sogar einigermaßen
geübt darin, unsere Kritik entsprechend ansprechend zu verpacken.
Was Chefs und Mitarbeiter tun können
Was Sie allerdings Neuartiges versuchen können: Stellen Sie einmal bewusst die positiven Aspekte in den Vordergrund, formulieren
Sie Ihren Respekt und Ihren Dank bewusst! Nutzen Sie die Feedbackregeln, um Ihren Mitmenschen – Kolleginnen, Vorgesetzten,
Kunden und Angestellten – zu kommunizieren, worüber Sie sich freuen, wofür Sie dankbar sind.
Halten Sie erstens Ausschau nach geeigneten Situationen, in denen Zeit und Raum für eine Aussprache gegeben sind. Geben Sie
dann zweitens eine umfassende und ausgewogene Einschätzung |211| ab. Machen Sie drittens den subjektiven Charakter Ihrer Aussagen deutlich und bieten Sie erläuternde Hintergrundinformationen.
Sprechen Sie über Ihre Gefühle. Zeigen Sie, welche Interessen und Bedürfnisse bei Ihnen berührt sind. Laden Sie Ihre Umwelt
ein, an Ihrem Innenleben – dem, was unter der Oberfläche schlummert – teilzunehmen. Das hilft Ihrem Gegenüber, das Gesagte
besser verstehen und annehmen zu können. Und gleichzeitig wird deutlich, dass es sich nicht um irgendeine Höflichkeitsfloskel
handelt, sondern dass Sie sich ernsthaft Gedanken gemacht haben. Und dass das, was Sie artikulieren, von Herzen kommt.
Das ist am Anfang gar nicht so leicht, weil wir es häufig nicht gewohnt sind, so offen über das zu sprechen, was uns – auch
im positiven Sinne – beschäftigt und bewegt. Wie gesagt: Es geht hier nicht um leere Phrasen, sondern darum, über unsere Gedanken
und Äußerungen eine innere Haltung zu kultivieren, die nach und nach wachsen wird.
Und wenn Ihnen Ihr Gegenüber wiederum bei Gelegenheit einen Dank ausspricht, dann hören Sie viertens einfach mal nur zu und
nehmen diesen an. Auch das ist anfänglich gar nicht so leicht, weil wir es eher gewohnt sind, zusammengefaltet zu werden,
Kritik zu erfahren – für die wir uns dann rechtfertigen wollen. Diesen Punkt hatten wir ja gerade eben. Manchmal sind wir
richtig verschämt, auch mal etwas Nettes zu hören. Das wollen wir dann gleich relativieren und abbügeln. Und berauben uns
eines völlig berechtigten guten Gefühls. Hier können wir uns in Selbstrespekt und auch Dankbarkeit uns selbst gegenüber üben!
Und während wir diese Dinge bewusst über unsere Lippen bringen, hören wir sie selbst mit unseren eigenen Ohren und können
sie auf diese Weise noch stärker und noch nachhaltiger verinnerlichen. Gleichzeitig erfreuen wir unsere Mitmenschen, die es
uns wiederum danken werden.
Danke für den schönen Sonntag
Zum Abschluss dieses Kapitels und damit auch dieses Buches möchten wir Ihnen noch eine wahre Geschichte erzählen, die wir
selbst erleben durften und die zeigt, wie Dankbarkeit selbst über schwere Schicksale hinweghelfen kann: Ein junger Mann im
Rollstuhl |213| schrieb in einer Kirche etwas in ein Fürbittenbuch, das an der Tür auslag. Er war Anfang 30, sportlich, gut aussehend, voller
Energie. Keine Frage, dass sein Leben ihm noch so viel mehr hätte bieten können, wenn er nicht an den Rollstuhl gefesselt
gewesen wäre. Die anderen Anwesenden blickten ein wenig unsicher und neugierig zu ihm hinüber. Alle fragten sich wohl: Was
schreibt er in dieses Buch? »Warum ich?« oder »Bitte lass mich wieder gehen können!«? Jeder hätte das nachvollziehen können.
Als der Mann weggefahren war, lag das Buch offen dort. Der letzte Eintrag lautete:
»Danke für diesen schönen Sonntag.«
Wir danken Ihnen – liebe Leserinnen und Leser – für Ihre Aufmerksamkeit!
|214| Wie Brötchen-Geber und Brötchen-Nehmer gemeinsam gewinnen
In diesem Buch haben wir die Interessenlage im Arbeitsverhältnis des 21.
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