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Ohne ein Wort

Ohne ein Wort

Titel: Ohne ein Wort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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Idee.«
    »Was ist mit Clayton?«, fragte ich sie. »Ist Clayton Sloan in Wirklichkeit Clayton Bigge? Handelt es sich um ein und dieselbe Person?«
    »Lassen Sie mich sofort telefonieren«, fauchte sie beinahe wie eine Katze.
    Vince hielt den Rollstuhl weiter fest. »Das können Sie nicht machen«, sagte ich. »Das ist Freiheitsberaubung oder so was.«
    »Genau!«, zischte Enid Sloan. »Unterstehen Sie sich! Das ist Kidnapping!«
    Vince ließ den Rollstuhl los. »Dann rufen Sie die Polizei an«, wiederholte er meinen Bluff. »Aber nicht Ihren Sohn. Also los, machen Sie schon.« Der Rollstuhl bewegte sich nicht.
    »Ich muss rüber ins Krankenhaus«, sagte ich zu Vince.
    »Ich will mit Clayton Sloan sprechen.«
    »Er ist todkrank«, sagte die alte Frau. »Sie können ihn nicht stören.«
    »Ich werde ihm bloß ein paar Fragen stellen.«
    »Das können Sie nicht machen! Er liegt im Koma! Er würde nicht mal mitkriegen, dass Sie da sind!«
    Wenn er wirklich im Koma liegen würde, könnte sie sich das ganze Theater sparen, dachte ich. »Los, fahren wir rüber«, sagte ich.
    »Sobald wir das tun, warnt sie ihren Jeremy«, sagte Vince. »Aber wir könnten sie ja fesseln.«
    »Jetzt aber mal halblang«, sagte ich. Der Gedanke,eine behinderte alte Frau an ihren Rollstuhl zu fesseln, behagte mir überhaupt nicht, so unsympathisch ich sie auch fand. »Und wie wär’s, wenn Sie solange bei ihr bleiben?«
    Er nickte. »Einverstanden. Enid und ich können derweil ein wenig plaudern, vielleicht ein bisschen über die Nachbarn lästern.« Er beugte sich zu ihr. »Na, wie klingt das? Und zwischendurch probieren wir Ihren Karottenkuchen. Riecht wirklich lecker.« Er griff in seine Jacke und warf mir die Autoschlüssel zu.
    Ich fing sie auf. »Welche Zimmernummer hat er?«, fragte ich sie.
    Sie funkelte mich nur böse an.
    »Wenn Sie es mir nicht sagen wollen, können Sie es auch den Cops erzählen.«
    Sie überlegte einen Augenblick und kam wahrscheinlich zu dem Schluss, dass ich ohnehin schnell herausfinden würde, wo er lag, wenn ich erst einmal im Krankenhaus war. »Zimmer 309 . Dritte Etage.«
    Bevor ich das Haus verließ, tauschten Vince und ich unsere Handynummern aus. Ich stieg in den Pick-up und steckte den Schlüssel ins Zündschloss. Man braucht immer ein, zwei Minuten, um sich an ein anderes Fahrzeug zu gewöhnen. Ich startete den Motor, schaltete das Licht an, setzte in eine Einfahrt zurück und wendete. Ich versuchte mich zu orientieren. In dem Versuch, mich zu orientieren, fuhr ich erst einmal zur Hauptstraße zurück, und kurz darauf hatte ich die Auffahrt zum Highway gefunden.
    Als das blaue »H« aus dem Dunkel auftauchte, nahm ich die erste Ausfahrt, fuhr auf den Krankenhausparkplatzund betrat die Klinik durch die Notaufnahme. Im Wartezimmer saß etwa ein halbes Dutzend Leute; Eltern mit einem weinenden Baby, ein Teenager mit blutigem Hosenbein, ein älteres Paar. Als ich an der Anmeldung vorbeimarschierte, sah ich, dass die Besuchszeit schon seit acht Uhr vorbei war. Dann hatte ich auch schon den Aufzug erspäht.
    Mir war klar, dass ich Gefahr lief, angesprochen und aufgehalten zu werden. Ich musste so vorsichtig wie eben möglich sein.
    Die Aufzugtüren öffneten sich. Vor mir lag der Anmeldungsbereich der Station, doch weit und breit war keine Schwester zu sehen. Ich trat aus dem Lift, wandte mich nach links und hielt Ausschau nach den Zimmernummern. Das erste Zimmer auf dem Gang hatte die Nummer 322 , und ein paar Sekunden darauf sah ich, dass die Nummern anstiegen. Ich ging zurück, abermals am Anmeldungsbereich vorbei. Diesmal war dort eine Schwester, die aber eine Liste an der Wand studierte und glücklicherweise mit dem Rücken zu mir stand. So geräuschlos wie möglich schlich ich an ihr vorbei.
    Diesmal war ich richtig. Gleich die erste Zimmertür trug die Nummer 309 . Die Tür stand einen Spalt offen. Bis auf eine Neonlampe an der Wand lag das Zimmer im Dunkeln.
    Es war ein Einzelzimmer. Ein Vorhang hing vor dem Bett, sodass ich nur das Fußende sehen konnte, an dem ein Klemmbrett mit einem Patientenblatt hing. Ich huschte hinein, schlüpfte hinter den Vorhang und warf einen Blick auf den Mann, der leicht aufgerichtet im Bett lag und schlief. Ich schätzte ihn auf Mitte siebzig.Er wirkte siech und ausgezehrt, was vielleicht auf eine Chemotherapie zurückzuführen war; das dünne Haar klebte an seinem Kopf. Rasselnd ging sein Atem. Seine Finger waren lang, weiß und knochig.
    Ich begab mich ans Kopfende

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