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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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kleines Balg Iphigenia ruft.
    Ich rauche gerade so viel, dass es mich innerlich beruhigt. Dann verstecke ich die Kippe und versprühe eine Giftladung Raumspray, nur für den Fall, dass irgendjemand dieverrückte Idee hat, früh nach Hause zu kommen. Schließlich zappe ich zum Zeichentrickkanal, wo ich bis zum Abwinken meinen Lieblingsklassiker sehen kann, den, wo ein armer schmuddeliger Kojote einen Roadrunner immer wieder quer durch eine Steppenlandschaft jagt. Jedes Mal wenn der arme Kerl seinen Arsch irgendwohin bewegt, zünden die Dynamitstangen in seiner Hand zur falschen Zeit oder ein Amboss fällt auf ihn oder seine Tricks gehen nach hinten los. Aber trotzdem jagt er diesen verdammten Rennkuckuck bis in alle Ewigkeit.
    Ich habe mir das hunderttausend Mal angesehen. Der Kojote malt einen langen Korridor mit vielen Türen. Es ist nur eine Zeichnung, um den Roadrunner auszutricksen, aber irgendwie zoomt sich der Vogel richtig ins Bild rein, als ob’s echt wäre, macht eine der Türen auf und entkommt. Der Gesichtsausdruck des Kojoten wird zu einem einzigen »Wa…?«. Er rennt ins Bild, sie jagen sich gegenseitig, zur Tür raus, zur Tür rein, und verfehlen sich immer wieder. Schließlich öffnet der Kojote eine Tür und ein Zug fährt den armen Blödmann direkt über den Haufen. Obwohl ich es schon zigtausend Mal gesehen habe, lache ich mir jedes Mal den Arsch ab, weil ich bekifft bin und es mein Recht ist, über Dinge zu lachen, die im kalten Licht des Tages eigentlich überhaupt nicht so lustig sind.
    Ein Fleck Weiß schwebt über die offene Einfahrt in die Küche. Mein benebeltes Hirn braucht zwei Sekunden, um zu begreifen, was das heißt: Irgendjemand ist im Haus.
    »Mom?«, rufe ich. »Dad?«
    Nichts rührt sich.
    »Jenna, bist du’s? Lass den Quatsch! Ich warn dich.«
    Scheiße. Hoffentlich hab ich genug
Citrus Rain
versprüht. In der Küche raschelt es leise.
    »Wir haben eine Alarmanlage!« Unsere Alarmanlage besteht hauptsächlich darin, dass ich wie am Spieß schreien werde, wenn ich diesen Kerl sehe – aber das muss er ja nicht wissen. Ich schlüpfe in die Küche. Keiner da. Ich schaue mich hastig nach einer Waffe um. Serviettenhalter aus Plastik. Tischsets. Steakmesser, so stumpf, dass sie nicht mal Butter schneiden. Ich greife mir die Bratpfanne, die triefnass im Spülbecken liegt, und schleiche mich ins Wohnzimmer, genau in dem Augenblick, als etwas die Treppe hinaufhuscht.
    Oh Scheiße, Mann. Das Blut pocht hinter meinen Schläfen und ich fühle mich ganz komisch. Soll ich die Cops rufen? Meine Eltern? Was ist, wenn ich nur bekifft bin und wahnsinnig?
    Bleib ruhig, Cameron. Check es erst mal aus!
    Ich krieche die Treppe hinauf, nur mit einer Bratpfanne bewaffnet. Obwohl mein Herz bis zum Hals schlägt, kommt mir das Ganze irgendwie witzig vor. Willkommen, Mörder mit dem Hackebeil! Eben hab ich mich gefragt, wie Sie Ihre Eier mögen?
    Ich erreiche den oberen Flur. Moms und Dads Schlafzimmer ist leer. Auch Jennas Kemenate. Zweifellos würde jeder Serienkiller, nachdem er einen Blick auf die lavendelfarbenen Wände mit den gefühlvollen Postern geworfen hat, sowieso aus dem Fenster springen. Im Bad ist auch niemand. Bleibt mein Zimmer.
    Die Tür ist nur angelehnt, also stoße ich sie mit dem Fuß auf. Das Zimmer sieht genauso aus, wie ich es verlassen habe. Kleidungsstücke liegen am Boden. Darüber verteilt Zubehör der Stereoanlage und verschiedene Computerkabel. Das Bett ist nicht gemacht. Stapel von LPs, CDs und Comics. Die Schranktüren stehen offen. Unheimlich. Ichweiß nicht, was für ne Art Gras ich geraucht habe – vielleicht irgendeinen Harter-Typ-will-dich-killen-Stoff   –, aber das war das letzte Mal, Mann.
    Etwas fällt mir auf. Das Fenster steht offen. Das ist neu. Und auf dem Fensterbrett liegt eine Feder. Ich nehme sie in die Hand. Sie ist riesig. Größer und stärker als alle Vogelfedern, die ich je gesehen habe. Weich und weiß mit rosaroten Rändern. Huh. Ich drehe sie um, und – ich schwöre – ich bin dabei auszuflippen, weil auf der schneeweißen Oberfläche dieser gigantischen Feder ein Wort geschrieben steht, ein Gruß.
    Hallo.

KAPITEL SECHS
    In dem sich mein gewinnbringender Nebenjob als absolute Hölle erweist und ich eine höchst merkwürdige – okay: wirklich unheimliche – Beobachtung mache
     
    »Cameron?« Jemand klopft heftig an meine Tür. Heftiges Klopfen bedeutet: Es ist meine Mutter. Mutter bedeutet: kann problemlos ignoriert werden. Ich rolle mich

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