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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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SCHNEEKUGEL-
GROSSHANDELS GMBH:
EISKALTES LEBEN HINTER GLAS.
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    Ich lege die Zeitung zur Seite. Noch ein paar Meilen bis nach Hause, also lese ich die ersten Kapitel aus
Don Quijote
. Die
Anmerkungen zum Selbstfälschen
erklären mir, das Cervantes die Kultur des Idealismus verspottet. Das Einzige, was ich über Don Quijote weiß, ist, dass er und sein Kumpan in die Welt hinausziehen und eingebildete Abenteuer erleben. Sie kämpfen gegen Windmühlen, die sie fürRiesen halten, und solche Sachen. Wenn ich aus dem Busfenster schaue, sehe ich keine einzige Windmühle. Nur Reihen über Reihen von Häusern, die alle ziemlich gleich aussehen. Klar, ein paar zweistöckige sind darunter und einige Farmhäuser. Ein paar wenige haben sogar ein großes rundes Türmchen als Garage und sehen aus wie so ne Art lächerliches Vorortschloss. Aber es sind immer die gleichen Haustypen. Als ich noch klein war, hatte ich Angst davor, ins falsche Haus zu geraten und versehentlich das falsche Leben führen zu müssen. Jetzt klingt das ziemlich verlockend.
    Der Himmel sieht trotzdem erstaunlich aus. Leuchtendes Blau, wie Farbe aus der Tube, bevor sie mit Wasser verdünnt wird. Die Wolken dort oben – wie Federbetten. Etwas flattert an meinem Fenster vorbei und lässt mich hochschrecken – ein Vogelschwarm, der sich auf den Weg zu seinem Wolkenbett macht. Ich beobachte ihn, bis die Vögel zu Pünktchen in der Landschaft geworden sind. Und für einen Augenblick sehe ich noch etwas am Himmel: ein Flattern von Flügeln – zu riesig, um es zu benennen.

KAPITEL FÜNF
    In dem ich eine sehr seltsame Begegnung habe, während ich bekifft bin, und eine Bratpfanne zu meiner Verteidigung gebrauche
     
    Auf dem Kühlschrank liegt eine Notiz.
Cam, bin um 10 zu Hause. Lasagne im Kühlschrank. Falls du den Ofen benutzt, schalt ihn danach aus. Mom.
Hastig hat sie mit andersfarbiger Tinte noch ein
Ich hab dich lieb
vor ihren Namen gequetscht. Die persönliche Note bedeutet ihr sehr viel.
    Mom gibt Literaturkurse an der Volkshochschule auf dem Niveau einzelliger Lebewesen. Sie könnte gut irgendwo Englische Literatur für Fortgeschrittene unterrichten, aber sie hat nie ihre Doktorarbeit oder was auch immer zu Ende gebracht, mit der man eben ein echter Akademiker wird. Mom fällt es schwer, irgendetwas zu beenden. Die Wohnung ist übersät mit angefangenen Kreuzworträtseln, mit Büchern, in denen das Lesezeichen in der Mitte steckt, mit Säcken voller Wolle und Schals, die sie halb fertig gestrickt und dann liegen gelassen hat.
    Die Lasagne ist kalt und ungenießbar und hat den totalen Gefrierbrand, also bestelle ich eine Pizza. Wie in ihrer Anzeigenkampagne versprochen, liefert die
Happy Time Pizzeria
innerhalb von dreißig Minuten, komplett mit einer kostenlosen Limo Large und Zimtröllchen als Nachspeise. Ich schlage mein Lager im Fernsehsessel auf und schlinge die Stücke hinunter.
    Zu der Fernbedienung habe ich eine ganz besondere Beziehung. Ich betrachte sie gern als meine persönliche Wünschelrute, die mich am späten Abend sicher durch Seifenopern, Gebrauchtwagenwerbung, Fernsehpredigten und traumatische Arztserien führt. Sie hält kurz bei der Wiederholung von
Star Fighter
inne, dem übernatürlichen Actionkultfilm, den alle Kids zwischen neun und dreizehn mindestens zehn Mal sehen müssen, bevor sie in die Pubertät wechseln.
    Ich stoppe den Suchlauf bei den Nachrichten und drehe mir einen Joint. Flüchtige Bilder flimmern über unseren 4 2-Zoll -Flachbildschirm: Junge Männer in Tarnanzügen mit Waffen in der Hand bewachen ein Stück Wüste. Blutende Kinder laufen schreiend durch zerstörte Straßen irgendeiner fremden Stadt. Ruinen eines Kaufhauses, das vergangene Weihnachten bombardiert wurde. Dann ein Werbespot, in dem ein sonnengebräunter Parker Day eine XL Limo anpreist. Und zurück zur trostlosen Wirklichkeit und zu einer Lokalstory: ein Feuer in einem Viertel auf der anderen Seite der Stadt. Ich muss an meinen seltsamen Traum in Spanglisch heute Morgen denken, als ich die Flammen sehe, und kriege dabei ein komisches Gefühl. Wie wenn du auf einer einspurigen Straße um eine scharfe Kurve braust und nicht siehst, was danach kommt. Der Reporter erzählt etwas über Parallelen zu einem anderen Feuer und dass die Behörden befürchten, ein Brandstifter laufe frei herum. Und dann kommt eine Story über Prominente und wie sie ihre Babys nennen, und über irgendein Starlet, das ihr

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