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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renee R. Picard
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allein lassen?
Ihr seht so aus, als bräuchtet ihr ein bisschen Zeit zu zweit.«
    »Aber du bist extra aus New York gekommen! Ich bin
vielleicht im Moment keine gute Unterhalterin, aber deshalb musst du nicht
gleich gehen«, protestierte ich erschrocken.
    Doch Corinne grinste unbekümmert: »Ich bin gekommen, um
den Typen endlich persönlich kennenzulernen, der dir den Kopf verdreht hat.
Seine bekloppten Sprüche am Telefon haben mich neugierig gemacht, was du an
solch einem Scheusal findest. Nun habe ich mir ein Bild gemacht und kann
beruhigt wieder abreisen. Ganz so arrogant und anmaßend, wie er auf den ersten
Blick wirkt, ist er anscheinend doch nicht.« Sie sah meine Beklemmung und
beugte sich zu mir. »Ich habe morgen Proben und Tanzstunden, dazu muss ich rechtzeitig
zurück. Mum und Dad werden sich schon wieder einkriegen, gib ihnen ein bisschen
Zeit, den Schock zu verarbeiten.«
    Ich umarmte meine große Schwester und drückte sie ganz
fest.
     
    Am Nachmittag besuchten mich dann, wie angekündigt, die
Kommissare Santoro und Taylor. Daniel war nach Hause gefahren, um ein paar
Sachen für mich zu packen und Unterlagen aus seinem Büro mit ins Krankenhaus zu
bringen, damit er von hier aus seine Arbeit fortsetzen konnte. Zwei seiner
Bodyguards bewachten die Tür zu meinem Zimmer und sein Anwalt saß in der
schlichten Sitzgruppe am Fenster, las in einer Zeitschrift während wir zusammen
auf die Polizisten warteten. Meine Eltern ließen sich nicht mehr blicken und
Corinne hatte wie angekündigt die Heimreise angetreten.
    »Guten Tag, Miss Walles! Sie sehen ja schon viel besser
aus als gestern. Herzlichen Glückwunsch erst einmal zu Ihrer Verlobung! Wo ist
denn der glückliche Ehemann in spe?«
    Wieder einmal strapazierte Santoro mit seiner geheuchelten
Freundlichkeit meine angespannten Nerven. Ohne meine Antwort abzuwarten, schnappte
er sich einen der Stühle und setzte sich damit neben mein Bett. Taylor machte
es ihm nach.
    Ich wunderte mich, wie er so schnell von meiner
Verlobung erfahren hatte, aber die Begründung ließ nicht lange auf sich warten.
    »Ihr verehrter Herr Vater hat mich angerufen und seinem
ganzen Ärger Luft gemacht. Der wollte mich doch tatsächlich dazu bringen, Ihrem
Verlobten diesen Überfall anzuhängen. Können Sie sich so etwas vorstellen?«
    Er blickte mich mit schlecht gespielter Empörung an, unterbrach
die unwürdige Vorstellung aber sofort, als ich ihm ausdruckslos entgegenstarrte.
    »Wie dem auch sei, Ihre Entscheidung kam anscheinend
selbst für Ihre Eltern recht überraschend. Hat es am Ende mit diesem Fall zu
tun?«, vollendete er rasch seine Frage.
    Ich schüttelte genervt den Kopf. »Nein, das stand schon
vorher fest. Eigentlich hatten wir eine kleine Feier im Ritzman Hotel geplant,
aber daraus ist ja nun leider nichts geworden.« Im Nachhinein kam Daniels aberwitzige
Einladung, mit der er mich absichtlich gegen sich aufbringen wollte, ganz
gelegen.
    »Gut, lassen wir das. Wie ich sehe, haben Sie heute
auch Verstärkung mitgebracht?« Er nickte grüßend in Richtung des Anwalts, der
aufgestanden und an die andere Seite meines Bettes getreten war. »Ist Ihnen
denn inzwischen noch etwas eingefallen?«
    »Nein, leider nicht. Vielleicht sollte ich mir doch die
Fotos vom Tatort anschauen, das könnte mir womöglich dabei helfen, mich wieder
zu erinnern?«
    Alle drei Männer starrten mich alarmiert an. Was hatten
sie denn? Wie sollte ich dazu beitragen, diesen Fall zu lösen, wenn ich nicht
sicher sein konnte, was überhaupt passiert war?
    »Haben Sie inzwischen mit Mr. Stone über die Ereignisse
gesprochen?«, wollte Santoro von mir wissen.
    »Wir haben uns nur kurz dazu unterhalten, aber noch
nicht im Detail«, entgegnete ich. Als ich von Daniel Genaueres wissen wollte,
hatte er erschrocken geschwiegen und sich geweigert, mir irgendetwas darüber zu
sagen. »Jetzt ist dazu nicht der richtige Zeitpunkt, Baby. Wir reden später,
versprochen«, war alles, was er mir geantwortet hatte.
    Seufzend winkte Santoro seinem Assistenten zu und
bedeutete ihm, die Fotos herauszuholen. »Sind Sie sicher, dass Sie sich das
wirklich antun wollen? Wir können das auch auf einen späteren Zeitpunkt
verschieben.« Zum ersten Mal hörte ich so etwas wie Anteilnahme in Santoros
Stimme.
    »Nein«, erklärte ich entschieden. »Lassen Sie mich die
Bilder sehen, ich möchte das so schnell wie möglich hinter mich bringen.«
     
     Die Fotos waren längst nicht so schockierend, wie ich
insgeheim befürchtet

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