Ohne Gewaehr
verüben?«, fragte Santoro
angespannt. Ich sah, wie Taylor aufgeregt in seinem Notizblock herumkritzelte, während
der Anwalt ruhig an meinem Bett saß und alles aufmerksam verfolgte.
»Ich kann es wirklich nicht sagen. Konstantin hat gegen
Daniel ermittelt, er wollte sogar, dass ich ihm dabei helfe. Und einmal, vor
nicht allzu langer Zeit, hat er mir halbwahre Auswertungen zugespielt, die
Daniel betrafen. Er wollte mich wohl dazu bringen, Daniel anzuzeigen. Aber ich
habe ihn nie danach gefragt, warum er das getan hat.«
»Glauben Sie, Kramer könnte es vielleicht gar nicht auf
Mr. Stone sondern auf Sie abgesehen haben?«
Wieder dachte ich eine Weile nach. »Nein, das glaube
ich eigentlich nicht. Für ihn war ich die Verbindung zu Daniel. Ich glaube, er
hatte immer die Hoffnung, mich für seine Zwecke benutzen zu können. Wieso
sollte er mich dann ausschalten?«
Santoro seufzte leise. »Also gut. Dann erklären Sie uns
erst mal, wobei Sie Mr. Kramer genau helfen sollten.«
Ich sah zu dem Anwalt hinüber, aber da er vermutlich
keine Ahnung von den Kameras hatte, konnte er mir jetzt auch keinen Rat geben.
Also entschloss ich mich, Santoro alles zu erklären, egal, ob ich mich damit selbst
belastete. »Konstantin wollte, dass ich Kameras in Daniels Wohnung installiere,
damit er ihn beobachten kann«, begann ich und erzählte dann die gesamte
Geschichte mit den versteckten Kameras, dem Streit, der sich daran zwischen Daniel
und mir entzündet hatte und meinem Erstaunen, als ich das umgestaltete
Wohnzimmer bei meiner Rückkehr aus New York entdeckte. Als ich geendet hatte, sank
ich erschöpft in die Kissen zurück. Die drei Männer starrten mich fassungslos
an.
Santoro fand zuerst seine Stimme wieder. »Ich gebe ja
zu, dass meine Wochenenden stinklangweilig sind. Aber Ihre Geschichte bestärkt
mich in meiner Entscheidung, allein zu leben. Sie wollen uns also weismachen,
dass Sie erst am Freitag in New York von Ihrer offiziellen Verlobungsfeier am
Sonntag erfahren haben, dann zurück nach Boston geflogen sind, Kameras in Ihrer
umgebauten Wohnung für einen Privatdetektiv installiert haben, der Ihrem
Verlobten wegen eines Vermisstenfalls auf der Spur war, und danach angeschossen
und schwer verletzt wurden?«
Taylor meldete sich unverhofft zu Wort. »Wieso haben
Sie eigentlich geglaubt, dass der Privatdetektiv Ihnen vertraut? Er wusste doch
von Ihrer geplanten Verlobung, da hätte er davon ausgehen müssen, dass Sie ihn
niemals bei einer solchen Aktion unterstützen würden?«
Er wurde von Kommissar Santoro unterbrochen. »Außerdem
stellt sich für mich noch die Frage, warum Sie seiner Bitte überhaupt
zugestimmt haben. Es ist nicht nur illegal, sondern auch gefährlich und Sie
hatten keinen Vorteil von solch einer aberwitzigen Tat?«
Die beiden blickten mich fragend an. »Ich brauchte
dringend Geld«, antwortete ich schließlich. »Ich musste meinen Musiklehrer
bezahlen und auf die Schnelle konnte ich anders kein Geld auftreiben. Nachdem
Konstantin mir einen Vorschuss gezahlt hatte, war die Sache nicht mehr so
einfach abzublasen.«
»Sie sind mit Daniel Stone liiert, dessen geschätztes Privatvermögen
weit über zwanzig Milliarden Dollar beträgt. Und da erzählen Sie uns, Sie hätten
diesem Humbug zugestimmt, um Ihren Musiklehrer bezahlen zu können? Was ist mit
den zehn Millionen Dollar auf Ihrem Konto passiert? So teuer sind Gesangsstunden
doch heutzutage nicht, oder?«
»Das war eine Fehlbuchung, das habe ich Ihnen doch
schon erklärt«, fauchte ich giftig. Die Erinnerung an Daniels Versuch, sich auf
diese Art von seinen gewalttätigen Übergriffen freizukaufen, machte mich schon
wieder wütend. Zumindest war es mir mit Corinnes Hilfe in New York gelungen,
das Geld loszuwerden. Auf ihr Anraten hin hatte ich es einem lokalen Verein
überwiesen, der Opfer häuslicher Gewalt in einer Notunterkunft betreute.
Taylor räusperte sich. Ach ja, seine Frage hatte mich
in der Tat nachdenklich gemacht. Als Konstantin mir die Kameras überreicht
hatte, wusste er nichts von meiner wieder auflebenden Beziehung mit Daniel.
Aber unmittelbar vor Ablauf der Frist hatte auch er eine Einladung zu unserer
angeblichen Verlobungsfeier erhalten, er hatte mich sogar darauf angesprochen
und nachgefragt, ob ich die Kameras trotzdem installieren wollte. Ich hatte
bejaht und ihm versichert, es würde bei unserer Abmachung bleiben.
Aber wenn Konstantin diesen Mordversuch begangen hatte,
welchen Sinn hatten dann die Kameras? Wollte er
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