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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renee R. Picard
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hatte. Wenn man von dem Blut absah, das auf jedem
einzelnen Bild zu sehen war, zeigten sie nichts weiter als ein Schlafzimmer mit
einem zerwühlten Bett, einen langen Flur und die aufgestoßene Eingangstür zu
Daniels Appartment. Jeder einzelne Blutfleck war penibel mit kleinen gelben Fähnchen
markiert und es verwunderte mich, dass ich überhaupt so viel von dieser dunkelroten
Flüssigkeit in meinem Körper hatte.
    Es waren Fußspuren auf dem weißen Schlafzimmerteppich
zu erkennen, die vermutlich der Täter dort hinterlassen hatte. Zwei leere Patronenhülsen
waren markiert, auch meine Waffe war abgebildet.
    Ich betrachtete die Fotos eingehend und bemühte mich
darum, eine gewisse Distanz zu wahren. Was immer dort geschehen war, es war die
Vergangenheit und lag nun hinter mir.
    »Aus Mr. Stones Bericht wissen wir, dass der
Eindringling Sie beide im Schlafzimmer überrascht hat. Laut seiner Aussage
haben Sie den Mann zuerst gesehen und mit Ihrer Reaktion verhindert, dass er
einen Schuss auf Mr. Stone abgeben konnte. Erinnern Sie sich daran, wie der
Mann ausgesehen hat, Miss Walles?«
    Ich schloss die Augen und bemühte mich angestrengt, mir
den Nachmittag ins Gedächtnis zurückzuholen. Ich war sicher, irgendwo in meinem
Kopf war diese Erinnerung versteckt. Wenn ich doch nur einen Weg wüsste, um sie
hervorzulocken! Wieder nahm ich die Fotos in die Hände, besah eines nach dem
anderen. Das blutdurchtränkte Laken auf Daniels Bett, die dunklen Fußspuren an
der Tür des Schlafzimmers. Fotos aus dem Wohnzimmer zeigten eine leere
Weinflasche, zwei Gläser und eine weitere, halbleere Flasche. Hatten wir uns
betrunken?
    Ein weiteres Foto von Daniels Schlafzimmer, aufgenommen
aus einer anderen Perspektive. Ein leeres Wasserglas und eine angebrochene Packung
Tabletten auf dem Nachttisch, daneben der silberne Armreif mit dem grünen
Schmuckstein, den mir Smith gegeben hatte. Wieso hatte ich den abgenommen? Er
war zu meiner eigenen Sicherheit gedacht, damit ich Daniels Leibwächter
jederzeit erreichen konnte, falls Daniel noch einmal durchdrehen sollte.
    Mein Blick fiel auf den Bettrand, dort hing ein
einzelner Gurt herunter, daran war eine Manschette befestigt. Was hatten Daniel
und ich an diesem Nachmittag zusammen gemacht? Die Manschetten benutzte er
dazu, um mich zu fesseln. Ob sie den Polizisten bei der Untersuchung des
Tatorts entgangen war? Sicher nicht. Ich musste dringend mit Daniel sprechen.
    »Können Sie mir die Aussage von Daniel vorlesen?
Vielleicht fällt mir dann etwas ein?«, fragte ich verlegen.
    Doch Santoro schüttelte den Kopf. »Nein, Miss Walles.
Das geht leider nicht. Sie sollen uns die Ereignisse aus Ihrer Sicht schildern
und nicht Mr. Stones Blickwinkel übernehmen.«
    Ich war frustriert. Im Kopf ging ich mögliche Szenarien
des Nachmittags durch. Offenbar hatte Daniel mich im Bett gefesselt und mit mir
geschlafen. Aber der Täter musste erst später aufgetaucht sein, sonst hätte ich
wohl kaum verhindern können, dass er auf Daniel schoss. Auch die geöffnete Tablettenpackung
deutete darauf hin, dass wir unser Spiel bereits beendet hatten.
    Laut Daniels Aussage hatte der Täter uns beide beim Sex
überrascht aber nur ich konnte sehen, wie er ins Schlafzimmer kam. Dann gab es
ja lediglich eine begrenzte Anzahl von Stellungen, von denen aus das möglich
war. Oder nicht?
    In Gedanken ging ich die verschiedenen Optionen durch,
stellte aber schnell fest, dass es durchaus jede Menge Variationen gab. Doch
plötzlich war ich zuversichtlich, dass ich mit Daniels Hilfe durchaus in der
Lage sein könnte, meine verschütteten Erinnerungen wachzurufen. Alles, was wir
tun mussten war, die Situation nachzustellen. Dann bestand zumindest eine
kleine Chance, dass sich die Blockade in meinem Kopf löste.
    »Ist Ihnen etwas eingefallen?«, fragte Santoro, der
mich die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen hatte.
    »Nein, leider nicht. Aber ich gebe die Hoffnung noch
nicht auf.«
    »Sie haben gestern erwähnt, dass Sie vermuten,
Konstantin Kramer stecke hinter dem Anschlag. Gibt es dafür irgendeine Begründung?«,
fragte der Kommissar weiter.
    Ich schüttelte langsam den Kopf. »Meine Erinnerungen,
die Bilder in meinem Kopf... . Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll, aber
sein vermummtes Gesicht taucht immer wieder auf. Ich bin mir sicher, dass er
der Einbrecher war, aber beweisen kann ich es nicht.«
    »Fällt Ihnen denn ein Motiv ein, das Mr. Kramer dazu
bewogen haben könnte, solch einen Anschlag zu

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