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Ohne Gewaehr

Ohne Gewaehr

Titel: Ohne Gewaehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Renee R. Picard
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sich mit Ihren Problemen, soweit sie bekannt sind,
auseinanderzusetzen. Im Laufe unserer Unterhaltung werden sich immer neue Sachverhalte
ergeben und wir werden dann darauf eingehen. Am Ende steht das Ziel, dass Sie
Ihren Partner besser verstehen und umgekehrt. Sie werden begreifen, dass Ihre
eigenen Handlungen Folgen für Ihren Partner und damit für Ihre Beziehung haben.
Und durch die Gespräche werden Sie hoffentlich Schritt für Schritt lernen,
Ihrem Partner zu vertrauen und seine Reaktionen besser einzuschätzen. Damit wären
wir schon ein ganzes Stück weiter.«
    Noch immer benommen vom ungeahnten Verlauf dieser
Sitzung nickte ich.
    Dr. Theodore hatte nur kurz Luft geholt und setzte
seinen Monolog fort: »Als Erstes würde ich gern von Ihnen erfahren, wie Sie
selbst zum Thema Hochzeit stehen. Nach Mr. Stones Schilderung ging die
Initiative bisher immer von ihm aus, und Sie haben sich seinen Wüschen gebeugt?
Ist es richtig, dass er der dominante Partner in Ihrer Beziehung ist und Sie
sich meist nach ihm richten?«
    Ich wollte protestieren, denn so hatte ich die Dinge
nicht in Erinnerung. Aber wie dann? Stimmte es nicht, dass Daniel bei allen wichtigen
Aspekten unserer Beziehung immer derjenige war, der den ersten Schritt machte?
Er hatte mich angesprochen, er hatte mich verführt, er hatte um meine Hand
angehalten. Was war meine Rolle dabei? Ich musste lächeln, wenn ich daran
dachte, wie ich mich gelegentlich widersetzt hatte. Und mein Lächeln erstarb
sofort wieder, denn letztendlich hatte Daniel immer durchgesetzt, was er
wollte.
    Ich spürte seinen Blick nun auf mir ruhen. Die beiden
Männer warteten auf meine Antwort. »Ja, ich will ihn auch heiraten«, sagte ich
deshalb schnell und wurde noch röter. Dr. Theodore schrieb etwas auf seinen
Notizblock.
    »Miss Walles, beginnen wir ganz von vorn. Erzählen Sie
kurz, wie Sie sich kennengelernt haben. Soweit ich es verstanden habe, geschah
das ja auf nicht ganz konventionelle Weise?« Ich blickte erstaunt zu Daniel,
der mich bloß angrinste. Was hatte er dem Arzt alles über uns erzählt?
    »Wir haben uns im Fahrstuhl gesehen und Mr. Stone hat mich
angesprochen. Ich habe sein Interesse erst gar nicht ernst genommen, aber als
ich merkte, wie hartnäckig er ist, habe ich schließlich eingewilligt.«
    Ja, das war eine korrekte Beschreibung unserer
Kennenlernphase in Kurzform.
    »Was geschah danach?«, wollte der neugierige Doktor
wissen.
    Ich blickte ihn irritiert an. »Wie, danach?«
    »Nachdem Sie eingewilligt hatten?«
    Ich sah fragend zu Daniel, der noch immer meine Hand in
seiner hielt. Hatte er unseren Vertrag erwähnt? Ich wollte lieber nicht damit
anfangen, wer weiß, was das sonst für ein Licht auf uns beide warf. »Dann haben
wir unsere Beziehung begonnen. Zwischendurch kamen mir manchmal Zweifel, wegen
der ganzen Gerüchte um Daniel und wegen seinen Anfällen. Wir waren deshalb mal
kurzzeitig getrennt. Als ich von meiner Schwester aus New York zurückkam, haben
wir uns ausgesöhnt und Daniel hat mir den Heiratsantrag gemacht.«
    Ich wusste nicht genau, was der Doktor eigentlich von
mir hören wollte, diese Informationen kannte er doch wahrscheinlich schon von
Daniel.
    »Mr. Stone behauptet, er sei Ihr erster Freund. Ist das
richtig, Miss Walles?«, hakte er nach.
    Ich nickte.
    »Und Mr. Stone hat zum Ausdruck gebracht, dass Sie
einer Partnerschaft womöglich skeptisch gegenüberstehen, weil Sie bislang nicht
die Gelegenheit hatten, andere Erfahrungen zu sammeln?«
    Ich blickte erschrocken zu Daniel. »Nein! Das ist
falsch, das hat er missverstanden. Ich will nur ihn.«
    Der Arzt machte sich schon wieder Notizen.
    »Ihre Kennenlernphase war also recht kurz. Wie sind Sie
zu der Überzeugung gekommen, dass Sie Mr. Stone heiraten möchten? Das ist eine
weitreichende Entscheidung und die meisten Menschen benötigen mehr als nur ein
paar Wochen, um sich ein umfassendes Bild von ihrem Partner zu machen. Wie ist
das bei Ihnen?«
    Der Satz hörte sich wie eine Anschuldigung an. Hatte
ich mir nicht genug Mühe gegeben, Daniel zu verstehen? Oder hatte ich
unüberlegt der Hochzeit zugestimmt?
    Ja, natürlich hatte ich das. Mein grenzenloses
Vertrauen in meinen Verlobten leitete meine Entscheidungen. Woher ich es
allerdings nahm, wusste ich auch nicht so genau.
    Ich überlegte noch, was ich sagen sollte, als ich
Daniels Stimme vernahm: »Wir befinden uns noch immer in der Kennenlernphase,
soweit ich das beurteilen kann, Doktor. Aber nichts, was ich noch über

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