Ohne Gewaehr
Juliet herausfinden
werde, könnte mich von meinem Entschluss abbringen, den Rest meines Lebens mit
ihr zu verbringen.«
Wenn das keine Liebeserklärung war!
»Miss Walles, wie ist das bei Ihnen? Sie sind sich
sicher im Klaren darüber, dass Mr. Stone Ihnen noch längst nicht alles über
sein Leben erzählt hat. Wieso haben Sie sich nicht mehr Zeit genommen, ihn und
seine Gewohnheiten unter die Lupe zu nehmen?«
Was sollte ich darauf antworten? Dass ich gar keine
Wahl hatte, Daniels Heiratsantrag anzunehmen, weil er in meinen Träumen gerade
gestorben war? Oder dass mich seine Vergangenheit nicht interessierte, weil wir
sowieso alles hinter uns lassen wollten? Mir war klar, wie Außenstehende unsere
Beziehung auslegen konnten. Mrs. Williamson hatte es ja deutlich genug
ausgesprochen, am Abend der Kinderschutzgala. Für eine einfache Tänzerin war
Daniel so etwas wie der Jackpot. Unglaublich gutaussehend, reich und dazu auch
noch gut im Bett.
Umgekehrt war mir bis heute unklar, was er eigentlich
an mir fand. Mein anfängliches Misstrauen in seine Absichten war zwar
verschwunden, aber geblieben war mein Unverständnis. Verbissen dachte ich
darüber nach, was ich antworten sollte, damit es wenigstens ansatzweise so
romantisch klang, wie Daniels vorangegangene Worte.
»Miss Walles, ich verstehe, dass diese Situation für
Sie ungewohnt ist. Versuchen Sie, sich etwas zu entspannen.«
Bei den Worten des Arztes nahm Daniel wieder meine
Hand. Er strich sanft mit dem Daumen über meine Fingerknöchel, immer wieder und
wieder. Seine Berührung beruhigte mich sofort.
Dr. Theodore machte sich weitere Notizen, obwohl ich
gar nichts gesagt hatte.
»Ich liebe ihn. Ist das nicht genug?«, fragte ich
schließlich kleinlaut.
Der Doktor nickte gütig. »Gut, dann kommen wir nochmal
zurück zu Ihrer Kennenlernphase. Wie ich von Mr. Stone erfahren habe, hat sich
das ja offensichtlich fast ausschließlich auf körperliche Aktivitäten
beschränkt?«
Ich war so erschrocken von der plötzlichen Wendung,
dass ich mich verschluckte und laut husten musste. Daniel klopfte mir auf den
Rücken bis ich mich wieder beruhigt hatte. Dr. Theodore blickte mich unverwandt
an und ich begriff, dass er weiterhin auf meine Antwort wartete. Schließlich
nickte ich entschlossen. »Ja, das stimmt.«
Der Arzt lehnte sich in seinem Stuhl zurück und blickte
prüfend zu uns hinüber. Er räusperte sich mehrfach, bevor er weitersprach. »Ich
habe dieses Thema bereits mit Daniel diskutiert und wir sind beide zu dem
Entschluss gekommen, dass es für Ihre Beziehung von großem Vorteil wäre, wenn Sie
beide eine Weile darauf verzichten würden. Damit würden Sie lernen müssen, Ihre
Konflikte nicht ausschließlich durch die Befriedigung der körperlichen
Bedürfnisse des Partners zu lösen.«
Fassungslos blickte ich zu Daniel. Wie kam er auf
solche Ideen? Ich sah das unverhohlene Grinsen in seinen Augen, er lachte über
mich!
»Haben Sie damit ein Problem, Miss Walles? Ich denke, durch
eine zeitweilige Abkehr von sexuellen Aktivitäten finden Sie mehr Zeit für
andere gemeinsame Unternehmungen.«
Gemeinsame Unternehmungen? Was ging hier eigentlich
vor? Und wieso sagte mein sonst so aufdringlicher Verlobter kein Wort? Ich
dachte an unsere letzte gemeinsame Nacht. Nein, auf keinen Fall wollte ich das
aufgeben. Auch nicht für kurze Zeit.
»Ich kann mir nicht vorstellen, was das bringen soll«,
brachte ich schließlich hervor. »Zeit für anderes können wir uns auch so
nehmen, dazu brauchen wir wohl kaum enthaltsam leben.«
Wieder sah ich zu Daniel hinüber, aber der hatte immer
noch denselben dümmlichen Gesichtsausdruck. Hatte der Arzt seine Denkprozesse
durcheinandergebracht oder war ich ihm gegenüber vielleicht zu fordernd?
»Miss Walles, ehrlich gesagt erstaunt mich Ihre starke
Ablehnung. Liegt es daran, dass Ihnen eine Abstinenz unangenehm ist, weil Ihre
körperlichen Bedürfnisse so stark ausgeprägt sind? Oder haben Sie eher Angst,
dass sich Daniel ohne Ihre ständige Zuwendung von Ihnen abwendet?«
Ärgerlich blickte ich den Arzt an. Was bildete er sich
überhaupt ein? Und wieso wehrte sich Daniel nicht gegen solche Unterstellungen?
Ich blickte schnell zu ihm hinüber, doch er saß abwartend und ganz
offensichtlich bestens amüsiert in seinem Sessel.
»Sie machen damit einen wichtigen Teil unserer
Beziehung kaputt. Ich fühle mich wie ein Krüppel, dem man plötzlich einen
Körperteil amputieren will. Und dann kommen Sie daher und fragen auch
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