Ohne Gewaehr
noch, ob
es vielleicht wehtut?«
Dr. Theodore sah mich nicht an, sondern schrieb eifrig
mit. Dafür starrte mich Daniel umso intensiver an, noch immer zeigte sein
Gesicht Heiterkeit, aber da waren auch Wärme und Zuneigung. Was ging jetzt in seinem
Kopf vor? Und wieso war er so entspannt, während ich angstvoll auf jede neue
Frage wartete?
»Könnten Sie vielleicht zur Abwechslung Daniel auch ein
paar Fragen stellen? Ich komme mir hier schon vor, wie bei einem Verhör und
nicht bei einer Paartherapie. Es wäre ja wohl interessant zu erfahren, wie er
diese Frage beantwortet?«, hörte ich mich selbst sagen.
Dr. Theodore sah erstaunt von seinem Schreibblock auf.
Daniel blickte mich ebenfalls an, doch selbst diese Antwort konnte seiner guten
Laune nichts anhaben.
Nach einer kurzen Pause, in der absolute Stille
herrschte, nahm der Psychologe meinen Vorschlag auf. In seinem Gesicht war kein
bisschen Ärger oder Ungeduld zu sehen. »Miss Walles, eigentlich bin ich
derjenige, der die Fragen stellt, sonst funktioniert das nämlich nicht. Ich bin
für Sie beide die neutrale Instanz und ich versuche, Ihnen Ihre Reaktion auf
meine Fragen zu vergegenwärtigen, damit Sie Ihr eigenes Verhalten und das
Verhalten Ihres Partners besser verstehen und hinterfragen. Ich stimme Ihnen
zu, beide Partner sollen natürlich Fragen beantworten, aber bitte haben Sie ein
wenig Geduld.«
Ich schluckte. Ich sah ein, dass ich zu weit gegangen
war, trotzdem empfand ich es als ungerecht, dass Daniel vor unserer Therapie
die Gelegenheit hatte, allein mit dem Arzt zu sprechen, während ich alles in
unserer Dreierrunde offenlegen musste.
»Um auf unsere Ausgangsfrage zurückzukommen, Sie
scheinen also erhebliche Probleme zu haben, den körperlichen Aspekt Ihrer
Beziehung auszublenden und sich mit anderen Aktivitäten zu befassen.«
Ich unterbrach den Arzt, das Gespräch lief meiner
Meinung nach in eine völlig falsche Richtung. »Doktor, ich will nicht unhöflich
klingen, aber wir sind bereits auf einem guten Weg, auch ohne Ihre Hilfe. Wir
kennen uns erst kurze Zeit, wie können Sie da erwarten, dass wir schon alles
voneinander wissen? Und wenn wir einige Dinge gern gemeinsam machen, warum soll
das falsch sein?«
Dr. Theodore runzelte nun die Stirn und wandte mir
seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu. »Miss Walles, denken Sie nach. Wieso ist Ihnen
körperliche Befriedigung so viel wichtiger als die eigene Sicherheit? Sie haben
selbst erlebt, welche Probleme Mr. Stone hat. Trotzdem sind Sie nicht bereit,
auch nur darüber nachzudenken, woran das liegen könnte? Glauben Sie nicht,
wenigstens Ihr Partner hat ein Recht darauf, Antworten auf seine Fragen zu
finden?«
Ich war bestürzt ob dieser boshaften Unterstellung. Was
hatte das eine denn mit dem anderen zu tun? Meine mühsam bewahrte Gelassenheit war
auf einen Schlag zunichte gemacht. »Wir säßen wohl kaum hier, wenn wir nicht an
den Antworten interessiert wären. Aber es sind Ihre Methoden, die uns nicht
gefallen«, zischte ich böse.
Doch Dr. Theodore war unbeeindruckt. »Wir sprechen im
Augenblick nur von Ihnen, Miss Walles. Bitte beziehen Sie sich in Ihrer Antwort
daher nicht auf Mr. Stone.«
»ICH säße wohl kaum hier, wenn ICH nicht an den Antworten interessiert wäre.
Es sind Ihre Methoden, die MIR nicht gefallen«, berichtigte ich den
Satz. Wieso ging der Doktor davon aus, dass Daniel anders empfand? Hatten die
beiden etwa dieses Thema bereits abgehandelt? Ich stellte eine entsprechende
Frage.
»Miss Walles, ich möchte Sie bitten, keine Fragen zu
unserem Einzelgespräch zu stellen. Was wir dort diskutieren, geht ausschließlich
Daniel und mich etwas an.«
»Und warum haben Sie ihm dann noch immer keine einzige
Frage gestellt? Finden Sie es gerecht, nur mich auszuquetschen, und er darf
zuhören?« Ich war nicht länger bereit, dieses Theater mitzuspielen. Außerdem war
es vertane Zeit, Fortschritte hatte wir heute jedenfalls nicht gemacht.
Daniel sah stirnrunzelnd zu mir hinüber, sagte aber
kein Wort.
»Miss Walles, ich sehe, sind Sie sehr erregt, wenn ich
Ihre guten Absichten in Bezug auf Daniel in Frage stelle. Ist Ihnen das auch
aufgefallen?«
Nein, war es nicht! Und was spielte das eigentlich für
eine Rolle? Mit zusammengekniffenen Augen starrte ich dem Arzt entgegen.
»Daniel, könnten Sie uns einen Moment allein lassen?«
Mein Verlobter erhob sich sofort und verließ wortlos
den Raum.
»Miss Walles, ich möchte, dass Sie verstehen, wie
wichtig diese Therapie für
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