Ohne Gewaehr
Dr. Theodore sein, Daniel wohl gekommen, um mich
aufzuwecken. Ich hörte, wie er hinter mir seine Sachen über einen Stuhl legte,
dann sah ich seinen perfekten Körper im Bad verschwinden. Kurz darauf erklang
das Geräusch der Dusche.
Ich horchte in mich hinein. Verspürte ich noch immer
dieses Kribbeln, wenn ich ihn mir unter der Dusche vorstellte, heiß und mit perlenden
Wassertropfen auf seiner nackten Haut? Im Moment musste ich nur auf die
Toilette, wollte ihm aber auf gar keinen Fall begegnen und ging daher leise in
das kleine Bad auf dem Flur. Danach huschte ich lautlos zurück ins Bett und
stellte mich wieder schlafend.
Nach langer Zeit kehrte er ins Schlafzimmer zurück und
legte sich nackt hinter mich ins Bett. Ich spürte seine Körperwärme an meinem
Rücken, spürte noch viel mehr von ihm an meinem Po. Nach kurzem Zögern legte er
seine Hand auf meine Schulter. »Juliet, bist du wach?«, flüsterte er mir leise
ins Ohr. Er roch so gut. Ich überlegte kurz, ob ich ihm antworten sollte, aber
es erschien unfair, ihn noch länger in Sorge um mich zu lassen.
Also drehte ich mich langsam auf den Rücken und kuschelte
mich dichter an ihn. »Das vorhin, das tut mir leid. Ich wollte dich nicht
ängstigen. Ich hätte meine Gefühle besser unter Kontrolle behalten sollen.«
Er streichelte mich sanft. »Mach dir keine Gedanken,
Baby. Es ist für uns beide eine gewaltige Umstellung. Für mich ist es auch
nicht leicht, plötzlich jemanden an der Seite zu haben, auf den ich Rücksicht
nehmen muss. Vorher habe ich gemacht, wozu ich Lust hatte, ziellos dahingelebt
und mich um nichts gekümmert. Jetzt denke ich ständig daran, wo du bist, was du
brauchst und ob es dir gut geht. Ich kann mich kaum auf meine Arbeit
konzentrieren, weil ich mir dauernd Sorgen um dich mache. Heute hätte ich um
ein Haar einen wichtigen Deal in den Sand gesetzt, zum Glück war Ying dabei und
hat die Sache in die richtige Richtung gelenkt.«
Er schwieg einen Moment und beugte sich dann über mich,
um mich zu küssen. Als wir uns voneinander lösten atmeten wir beide schwer. »Baby,
ich würde alles für dich tun, bitte gib uns nicht auf, versprich mir das.«
Als ich nickte, versanken wir erneut in einen langen
Kuss.
Im Auto knetete ich nervös meine Hände. Auch wenn ich
es nicht zugeben wollte, ich fürchtete mich vor Dr. Theodore. Ich hatte noch
nie einen echten Psychologen kennengelernt und verspürte einen Heidenrespekt
vor diesem Berufsstand. Immerhin konnten diese Menschen einem doch fast in die
Seele blicken und durchschauten jede noch so kleine Unwahrheit sofort?
Daniel beobachtete mich von der Seite. Wir saßen
gemeinsam auf der Rückbank seines SUVs, Smith fuhr uns zu diesem Termin. »Ich
werde mich erst allein mit Dr. Theodore treffen, du musst zunächst einen langen
Fragebogen ausfüllen. Später wirst du zu meiner Therapiestunde hinzukommen.« Er
klang ernsthaft und konzentriert.
Meine Gefühle waren zwiespältig. Einerseits wollte ich
ihn bei seinen Bemühungen unterstützen, die Wutausbrüche, oder was immer ihn
quälte, in den Griff zu bekommen. Andererseits fühlte ich mich äußerst unwohl
bei dem Gedanken, selbst zu einer Art Patient zu werden und meine intimsten Wünsche
vor Daniel und dem Arzt auszubreiten. Ich vertraute Daniel, aber wir kannten
uns erst seit kurzer Zeit und wussten fast nichts voneinander. Wollte ich
wirklich verstehen, was in ihm vorging? Ich konnte von mir selbst guten
Gewissens behaupten, dass ich ihn liebte, dass ich mich bemühte, ehrlich und
aufrichtig zu sein und dass mir unsere Beziehung wichtig war. Aber was, wenn
dasselbe nicht auf ihn zutraf?
»Hör auf, dir unnötig Sorgen zu machen. Du wirst sehen,
alles ist ganz harmlos. Bis jetzt hat der Doktor mich nur Dinge gefragt, die
ich dir auch jederzeit erzählen würde. Keine großen Beichten oder dramatische
Szenen. Mit seinen Fragen gibt er neue Denkanstöße, mehr ist es doch am Ende
nicht.« Er war sichtlich bemüht, mir die Angst vor dem Termin zu nehmen. Aber
ich hatte seine Albträume gesehen, die ihn nach jedem weiteren Besuch in dieser
Praxis quälten. So harmlos waren die Gespräche sicher nicht, wie er jetzt vorgab.
Als wir ankamen, begrüßte uns die Rezeptionistin mit
einem freundlichen Lächeln. »Mr. Stone, schön, Sie wiederzusehen! Sie können
gleich ins Sprechzimmer gehen, Dr. Theodore erwartet Sie schon.« Sie blickte zu
mir und winkte mich heran. »Miss Walles, bitte kommen Sie, wir haben noch
Schreibkram zu
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