Ohne Gewaehr
stimmte er zögerlich zu.
Samstag, 30. Juni
2012
Am nächsten Morgen war Daniel ungewöhnlich schweigsam. Nach
einer schrecklichen Nacht voller Albträume war er gewohnt frühzeitig
aufgestanden und hatte sich geduscht und rasiert, bevor er mich aufweckte. Schon
wieder konnten wir den Beginn des Tages nicht in trauter Zweisamkeit beginnen.
Ich wünschte mir so sehr, dass wir unsere knappbemessene Zeit miteinander
genießen würden, wie gern hätte ich mich ihm jetzt hingegeben. Aber seine
wiederkehrenden Schlafstörungen machten alles kaputt und entliessen ihn reizbar
und unausgeschlafen in jeden neuen Tag.
Nun ging er fertig angekleidet in seinem typischen
Businessoutfit durch unsere Suite. Nichts an seinem Äußeren deutete darauf hin,
was in ihm vorging oder was gestern passiert war. Er sah wie immer super sexy
in seinem anthrazitfarbenen Anzug mit der grünen Krawatte aus, bereit dazu, die
Welt zu erobern. Und doch vermeinte ich, in seinen Bewegungen ein leichtes
Zögern wahrzunehmen, eine Verletzlichkeit, die vorher nicht dagewesen war.
Ich wusste nicht, wie ich das, was vorgefallen war,
ansprechen sollte, ohne dass er sofort wieder damit begann, sich Vorwürfe zu
machen. Er musste gleich ins Büro, daher wollte ich ihn nicht aufregen.
Während ich duschte, bestellte er für uns Frühstück, schien
darauf bedacht, möglichst viel Zeit mit mir zu verbringen, bevor er wieder den
ganzen Tag verschwand. Als ich mich im Badezimmerspiegel anschaute, erstarrte
ich mitten in der Bewegung. Auf meinen Oberarmen hatten sich unschöne dunkle
Schatten gebildet, Blutergüsse. Auch auf meiner Schulter sah ich einige, doch
die an den Armen waren mit Abstand am größten und dunkelsten. Ich erinnerte
mich, wie sehr es geschmerzt hatte, als sich seine Knie in meine Arme bohrten.
Mit Schrecken dachte ich daran, dass ich heute einen
Nachsorgetermin bei Dr. Sanders hatte. Es würde sehr schwierig werden, diese Blutergüsse
so zu überdecken, dass sie der Ärztin nicht auffielen.
Ich zog mich schnell im Badezimmer an, darauf bedacht,
Daniel nicht mit meinem Anblick zu verstören. Er schaute kurz auf, als ich zurück
ins Schlafzimmer kam, sein Blick verriet Enttäuschung, Gekränktheit, als er
mich fertig angezogen sah und nicht wie sonst in meiner Unterwäsche. Ich
wusste, was er dachte, wie sehr ihn diese kleine Geste verletzte, doch die
Alternative wäre für ihn wesentlich unangenehmer gewesen. Ich wollte ihn jetzt
nicht daran erinnern, dass er mir wehgetan hatte.
Wir aßen schweigend unser Frühstück, dann stand er auf
und musste gehen. Zum Abschied nahm er mich in den Arm, beinahe wäre ich vor
Schmerz zurückgezuckt. Er küsste sanft meine Haare und sagte bedauernd: »Ich
habe heute einen langen Tag, Baby. Ich muss nach New York und bin erst spät
zurück. Und bevor ich nach Hause komme, werde ich mit Dr. Theodore sprechen. Ruh
dich aus und bitte tue mir den Gefallen und bleibe hier im Hotel. Heute Abend
reden wir, ja?«
Er sah mich besorgt an, doch ich lächelte. »Mach dir
keine Sorgen, ich komme schon zurecht. Ich gehe nachher ins Büro und am Nachmittag
muss ich zu Dr. Sanders.«
Wir hielten uns noch eine Weile aneinander fest und
bevor er endgültig gehen musste, sagte ich leise: »Es tut mir leid, dass ich
dich gestern den ganzen Tag im Ungewissen gelassen habe. Du hast dir
meinetwegen Sorgen gemacht, nicht wahr?«
Zögernd nickte er: »Ich habe mich so hilflos gefühlt,
als du einfach weggerannt bist. Ich musste pausenlos daran denken, was dir
alles passieren könnte, dabei bin ich fast durchgedreht vor lauter Angst.« Dann
straffte sich seine Haltung. »Aber das kann keine Entschuldigung sein.«
Ein letztes Mal versanken wir in einem innigen Kuss. »Es
ist nicht nur deine Schuld«, flüsterte ich leise. »Ich hätte deine Gefühle
respektieren müssen und dich nicht drängen dürfen. Jetzt verstehe ich erst, was
Dr. Theodore damit sagen wollte, als er meinte, wir müssten lernen, unsere Probleme
nicht nur durch Sex zu lösen.«
Ich spürte, wie er bei meinen Worten lächelte. Er
drückte mir einen zarten Abschiedskuss auf die Schläfe, dann verließ er die
Suite und ich war wieder allein.
Ich beschloss, heute endlich meine Arbeit als
PR-Beraterin anzugehen, die ich so lange vernachlässigt hatte. Auch wenn Daniel
nichts zu meiner Abwesenheit gesagt hatte, wollte ich ihm beweisen, dass meine
Anstellung eine lohnende Entscheidung war und einen Gewinn für sein Unternehmen
darstellte. Dabei war
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