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Ohne jede Spur

Ohne jede Spur

Titel: Ohne jede Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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eingeräumt zu werden. Über dem Herd hing eine alte Uhr mit Gabel und Löffel als Zeiger, während blassgelbe Vorhänge mit aufgedruckten Spiegeleiern den oberen Teil des Fensters zierten. Altmodisch, aber heimelig. Hier hatte sich jemand bei der Einrichtung viel Mühe gegeben.
    D.   D. sah ein rotkariertes Geschirrtuch an einem Haken hängen und beugte sich nach vorn, um daran zu schnuppern. Miller warf ihr einen irritierten Blick zu, doch sie zuckte nur mit den Achseln.
    Zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn war sie mit einem Misshandlungsfall betraut worden; ein herrischer Ehemann mit Namen Pat Daley hatte seine Frau Joycegezwungen, das Haus Tag für Tag mit militärischer Präzision sauber zu machen. D.   D. erinnerte sich noch an den beißenden Gestank von Ammoniak, der ihr Tränen in die Augen getrieben hatte, als sie von Zimmer zu Zimmer gegangen und schließlich – wie hätte es anders sein können? – in einen Raum gelangt war, wo es nicht mehr nach Ammoniak stank, sondern ganz widerlich nach getrocknetem Blut. Die gute alte Joyce hatte anscheinend das Bett nicht sorgfältig genug bezogen und war von Pat daraufhin so übel zugerichtet worden, dass sie Blut pinkelte, und als sie glaubte, sterben zu müssen, hatte sie die Flinte aus dem Truck ihres Gatten geholt und es vorsorglich so eingerichtet, dass er ihr ins Jenseits folgte.
    Joyce hatte den von den Faustschlägen ihres Mannes verursachten Nierenschaden überlebt. Nicht so Pat, dem von der Flinte ein Großteil des Gesichts weggerissen worden war.
    Die Küche machte einen normalen Eindruck auf D.   D.   Nichts deutete auf einen zwanghaften Putz- oder Ordnungsfimmel hin. Hier hatte eine Hausfrau Abendessen gemacht, und die mit Ketchupresten bekleckerten Teller standen noch in der Spüle.
    D.   D. fasste nun die schwarze Ledertasche ins Auge, die auf dem Küchentresen lag. Wortlos bekam sie von Miller ein Paar Latexhandschuhe gereicht. Sie nickte dankbar und fing an, den Inhalt der Handtasche zu begutachten.
    Als Erstes nahm sie sich das Handy von Sandra Jones vor. Da auch deren Ehemann ohne weiteres darauf hätte zugreifen können, zögerte sie nicht lange und schaute die gespeicherten SMS und Anruflisten durch. Dabei fiel ihrauf, dass für eine der Nummern der Name HOME eingetragen war. Eine Mom will wissen, was die Tochter zu Hause treibt, zweifelsohne. Die zweithäufigst gewählte Nummer war JASON MOB. Eine Ehefrau will wissen, was der Gatte treibt.
    Ohne Passwort kam man nicht in die Mailbox. Egal. Miller würde sich mit dem Betreiber in Verbindung setzen und die Nachrichten wie auch alle anderen Einträge von deren Datenbank abrufen lassen. Für polizeiliche Ermittlungen eine prima Informationsquelle, über die sich auch in Erfahrung bringen ließ, mit wem und von wo aus Sandra zuletzt telefoniert hatte.
    Außer dem Handy enthielt die Handtasche drei verschiedene Lippenstifte in gedeckten Pinktönen, zwei Kugelschreiber, eine Nagelfeile, einen Müsliriegel, ein schwarzes Haargummi, eine Lesebrille, ein Portemonnaie mit zweiundvierzig Dollar, einen gültigen, in Massachusetts ausgestellten Führerschein, zwei Kreditkarten, drei Kundenkarten und eine, mit der sie in einer Buchhandlung Rabatt in Anspruch nehmen konnte. Schließlich zog D.   D. noch ein kleines Notizbuch mit Spiralrücken hervor. Es enthielt Einkaufslisten sowie Memos für Besorgungen und Termine. D.   D. legte das Büchlein als wichtigsten Fund beiseite, was Miller mit nickendem Einverständnis quittierte.
    Neben der Handtasche lag ein großer Schlüsselbund. D.   D. hielt ihn fragend in die Höhe.
    «Der Autoschlüssel gehört zu dem grauen Volvo-Kombi, der in der Einfahrt steht. Zwei Schlüssel sind fürs Haus. Mit den vier übrigen Schlüsseln wissen wir nochnichts anzufangen. Vermutlich passt zumindest einer ins Türschloss ihres Klassenzimmers. Ich setze einen Kollegen darauf an.»
    «Haben Sie schon im Kofferraum des Kombis nachgesehen?»
    Miller schien von ihrer Frage ein bisschen verletzt zu sein. «Natürlich, Ma’am. Aber da ist nichts von Interesse.»
    D.   D. verzichtete auf eine Entschuldigung. Sie legte die Schlüssel ab und widmete sich den Klassenarbeiten, die mit roter Tinte fein säuberlich korrigiert waren. Sandra Jones hatte ihren Schülern die Aufgabe gestellt, auf einer halben Seite die Frage zu beantworten: «Als Gründer meines eigenen Dorfes würde ich als oberstes Gebot von allen Bewohnern verlangen, dass sie   … Warum?»
    Manche Schüler hatten

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