Ohne jede Spur
worden, und er hatte sie nicht schützen können.
«Ich liebe dich», flüsterte sie an seine Fingerkuppen. «Ich habe mich in dich verliebt am Tag, als Ree geboren wurde, und sehnte mich seitdem danach, von dir geliebt zu werden.»
Er war verwirrt und musterte sie. «Warum hast du mich dann verlassen? War es wegen Aidan Brewster?»
Jetzt war sie perplex. «Aidan Brewster? Wer ist das?»
D. D. hatte gerade Southie erreicht, als die Zentrale allen Einsatzkräften vor Ort eine Schießerei meldete und eine Adresse nannte, die D. D. aufmerken ließ.
Sofort griff sie zum Funkgerät. «Wohnt dort eine gewisse Mrs April Houlihan? Ich höre –»
Es dauerte einen Moment, ehe ihre Frage bejaht wurde.
«Verdammt!» D. D. wirbelte das Lenkrad herum. «Das ist Brewsters Adresse. Ist schon jemand vor Ort?»
«Ja, die Kollegen Davis und Jezakawicz. Sie stehen vor der Tür, aber niemand macht auf.»
«Sie sollen die Tür aufbrechen. Ich bin gleich da.»
D. D. trat aufs Gaspedal. Ein Bombenanschlag. Ein verschwundener Teenager. Eine Schießerei. Was zum Teufel würde an diesem Abend sonst noch geschehen?
«Seit September hatte ich dich als jemanden im Verdacht, der sich im Internet auf unanständigen Sites herumtreibt», sagte Sandra. «Ich wollte Gewissheit und habe mich schlauzumachen versucht. In diesem Zusammenhang traf ich Wayne Reynolds.»
«Du hast dich in einen Computerexperten der Landespolizei verliebt», stellte Jason fest. Er zog seine Hände zurück. Seine Wut war vielleicht nicht angebracht, aber er konnte sich nicht dagegen wehren.
«Ich habe mich in ihn verguckt.»
«Du hast mit ihm geschlafen.»
Entschieden schüttelte sie den Kopf, zögerte dann und sagte: «Aber manchmal, während meiner Wellness-Wochenenden …»
«Ich weiß», erwiderte Jason.
«Warum hast du’s dann zugelassen?»
Er holte tief Luft und atmete aus. «Es wäre nicht fair gewesen, dich für meine Versäumnisse zu bestrafen.»
«Du kannst nicht mit mir schlafen.»
«Ich habe mit dir geschlafen.»
«Hat es dir nicht gefallen?», fragte sie.
Er versuchte zu schmunzeln. «Ich würde es gern nochmal probieren.»
Ihr Lächeln löste die Spannung ein wenig. Aber dann wurde ihr Ausdruck wieder ernst, und er beugte sich vor, um ihre Augen im Dunkeln zu studieren.
«Nach unserem Urlaub», sagte sie, «als ich dich auf diesem Foto erkannte und ahnte, dass dir als Junge etwas Schreckliches widerfahren ist, habe ich mit Wayne Schluss zu machen versucht. Aber er wollte sich nicht geschlagen geben. Er dachte, du würdest Druck auf mich ausüben, und nahm mich nicht ernst. Er drohte damit, dich der Polizei auszuliefern, wenn ich mich weigerte, ihn zu sehen.»
«Er wollte dich für sich.»
«Ich fand heraus, dass ich schwanger bin», flüsterte Sandra. «Letzten Freitag habe ich einen Test gemacht, und da war mir klar, dass ich die Geschichte mit Wayne ein für alle Mal beenden musste. Ich bin dumm gewesen, unbesonnen. Aber … ich wollte dich, Jason. Glaub mir, ich wollte einfach nur dich und Ree und das Leben führen, wie wir’s uns eingerichtet haben. Also habe ich Wayne noch einmal eine E-Mail geschrieben, mich dafür entschuldigt, einen Fehler gemacht zu haben, und ihmmitgeteilt, dass ich entschlossen sei, meine Ehe zu retten.
Er hat mich unmittelbar darauf angerufen. Er war furchtbar aufgebracht und wollte mir einreden, ich wäre nicht bei Verstand. Er glaubte anscheinend, du hättest mich in deiner Gewalt und würdest mir drohen. Aber je mehr ich ihn vom Gegenteil zu überzeugen versuchte, desto hartnäckiger bestand er darauf, mich zu
retten
, wie er sagte.
Ich habe daraufhin den Kontakt abgebrochen, habe auf seine Anrufe, Mails und SMS einfach nicht geantwortet, mein Postfach gelöscht und alles Mögliche unternommen, um von ihm frei zu sein. Und dann, Mittwochnacht …»
Sie senkte den Blick. Jason legte ihr seine Hand unters Kinn und schaute ihr in die Augen. «Sag’s mir, Sandy. Sprich es aus, damit wir gemeinsam überlegen können, wie es weitergehen soll.»
«Wayne war plötzlich da. Hier. In unserem Schlafzimmer. Er hatte sich bei unserem letzten Treffen offenbar einen Abdruck von meinem Hausschlüssel gemacht. Sein Gesicht war rot vor Wut. Er hatte einen Baseballschläger in der Hand.»
Sie stockte. Ihr Blick war verschleiert. Anscheinend sah sie etwas, das nur vor ihren Augen stattfand. Jason drängte nicht. Er wartete.
«Ich habe ihn zu beruhigen versucht», flüsterte sie.
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