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Ohne Kuss ins Bett

Ohne Kuss ins Bett

Titel: Ohne Kuss ins Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Crusie Jennifer
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Straßenkreuzung. Hier sollte die lange Sackstraße ins Nichts abzweigen, an der angeblich das Haus lag. Inzwischen war die Sonne schon im Untergehen begriffen, sodass Andie, als sie nach fünfzehn Meilen mitten im Unkraut ein verwittertes Schild erspähte, auf dem ARCHER HOUSE stand, im Zwielicht am Straßenrand hielt und ausstieg, um sich umzusehen.
    Neben dem Schild war einmal eine Zufahrt gewesen, aber es schien nicht mehr viel davon übrig zu sein. Es ging einen steilen Hang hinab, den sie niemals hinuntergefahren wäre, wenn sie die Wahl gehabt hätte.
    Sie stieg wieder ein und fuhr langsam los.
    Der Weg kippte so steil abwärts, dass die vordere Stoßstange des Ford Mustang auf dem Boden entlangschrammte. Andie zuckte zusammen. Dann rollte sie schwankend auf einer schmalen, ungeteerten Straße voller Schlaglöcher dahin, die sich etwa eine Viertelmeile zwischen Bäumen durchschlängelte und dann über eine ungemähte Wiese führte. Dahinter ragte ein altes, düsteres, dreigeschossiges Haus aus Stein in die Höhe, an dem zwei rosenumrankte Fenster, ein bröckelnder Turm und ein Wassergraben ins Auge stachen. Alle Fenster waren trotz der Dämmerung dunkel, und hinter dem Haus standen dicht gedrängt hohe Bäume, über denen kreischende Krähen kreisten. »Archers Haus«, sagte Andie zu sich selbst und hielt an, um alles auf sich wirken zu lassen. Nun ja, es war ein düsterer, stiller Herbsttag.
    Andie folgte dem Weg weiter, der seitwärts zu einer kleinen Brücke über den Graben führte. Auf der anderen Seite gelangte sie auf eine ungepflegte, gepflasterte Zufahrt, die sich teilte und rechts zur Vorderseite des Hauses mit der unter einem verwitterten Steinbogen befindlichen Eingangstür führte und links zur Rückseite mit einem großen, mit Steinplatten belegten Hof, der von Unkraut überwuchert und seitlich von einer Reihe von Garagen begrenzt war, einstmals wohl Pferdeställe.
    Andie brachte den Ford Mustang vor den Garagen zum Stehen und stieg aus. Sie blickte sich in dem verlassenen Hof um und knallte dann die Tür zu. Das Echo verklang in der Düsternis. Dieses Anwesen war nicht nur vernachlässigt, es war gänzlich heruntergekommen: überall Unkraut, die Steinplatten gebrochen, die Außenstufen zur Hintertür zerbröckelt. Die Rückseite des Hauses war schlicht gehalten, mit einem einzigen Verandasäulenpaar und Erkerfenstern darüber, in jedem Stockwerk eines. Die Farbe der Fensterrahmen blätterte ab, die Fenstergitter waren verrostet. Der öde graue Stein schien alles in deprimierendem Klammergriff zu halten.
    Etwas stimmte hier ganz und gar nicht. North würde niemals einen Besitz in einem solchen Zustand belassen. Nicht zwei ganze Jahre lang. Und er hätte normalerweise dafür gesorgt, dass bei ihrer Ankunft jemand zu ihrer Begrüßung erschien.
    Kopfschüttelnd holte sie einen ihrer Koffer aus dem Wagen und lief, auf das Schlimmste gefasst, auf das Haus zu. Sie stieß die Hintertür auf, wobei sie mit dem Koffer gegen den Türrahmen knallte, und ging durch einen kleinen Raum, der anscheinend als eine Art Dreckschleuse diente, in einen düsteren, kalten, unbewohnt wirkenden Salon, der mit massiv geschnitzten viktorianischen Möbeln eingerichtet war, einschließlich einer mit Zierschnitzereien versehenen, mit grün gestreifter Seide bezogenen Couch und grün gestreiften Kissen, flankiert von etlichen Stühlen, auf denen fadenscheinige Spitzendeckchen lagen.
    Sie öffnete eine Seitentür und betrat ein weiteres kaltes Zimmer, in dem Mahagoni und Bronze vorherrschten. In der Mitte stand ein langer, massiver Esstisch, umgeben von ebenso massiven geschnitzten Stühlen.
    Auf der gegenüberliegenden Seite gab es eine Tür, und Andie öffnete auch diese, wobei sie sich immer mehr wie Alice im Wunderland vorkam, doch diesmal schlugen ihr, als sie über die Schwelle schritt, grelles Licht und Wärme entgegen. Eine riesengroße weiße Wohnküche, doch Andie konnte sich kaum einen weniger freundlichen Mittelpunkt häuslichen Lebens vorstellen. Diese Küche hatte rein gar nichts von der farbenfrohen Küche, die North ihr in Columbus geschenkt hatte. Hier waren alle Arbeitsflächen geschrubbt und leer, abgesehen von dem langen, bäuerlichen Holztisch in der Mitte des Raumes.
    An einem Ende saß ein magerer Junge über eine Schüssel mit etwas Orangefarbenem gebeugt, und sein braunes Haar fiel ihm über die Augen. Er blickte unter dichten Wimpern zu ihr auf, den Mund zu einer dünnen, harten Linie

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