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Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall

Titel: Ohnmacht: Tannenbergs dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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übel riechenden Schweißabsonderungen und schwefelig-faulen Stoffwechselabfällen. Abgerundet wurde dieses eindrucksvolle Geruchserlebnis dadurch, dass man die eindeutigen Hinweise auf mangelhafte Körperhygiene und ungesunde Ernährung mit überreichlichen Parfümgaben zu kaschieren versucht hatte.
    Vielleicht hing es damit zusammen, dass die Kampf-Wandererinnen ihn nicht gegrüßt hatten, vielleicht war es eine Reaktion auf dieses nahezu unerträgliche Riechzellenbombardement, vielleicht handelte es aber auch nur um einen unwillkürlichen Automatismus, der Tannenberg dazu nötigte, eine imaginäre Tuba auszupacken und auf ihr Marschmusik zu spielen: Brut dadada, brut dadada, brut, brut, brut … Dabei bewegte er seine Arme wie ein flügger Jungvogel, der gerade die ersten Flug-Trockenübungen durchführte.
    Während er dieser, sicherlich etwas rustikalen Art der Unmutsbekundung frönte, schickte er einen letzten Blick hinüber zu den prallen Hinterteilen, die sich schwabbelnd von ihm wegbewegten.
    Wie alte Brauereigäule!, stellte er belustigt fest, korrigierte sich aber sogleich: Wie die Elefantenparade im Dschungelbuch. Genau, das war’s!
    Er beendete das von ihm inszenierte musikalische Intermezzo, indem er die nicht vorhandne Tuba in die Ginsterbüsche warf, und setzte anschließend die unterbrochene Wanderung fort.
    Seine Gedanken schweiften ab in die Zeit der eigenen sportlichen Aktivitäten. Als leidenschaftlicher Ballsportler hatte er für diese Art der körperlichen Betätigung, wie er sie eben gesehen hatte, nichts als Abscheu und Verachtung übrig. Er dachte daran, dass er früher, um seine Kondition zu steigern, in einem grauen, ausgebeulten Jogginganzug und mit billigen Leinen-Turnschuhen an den Füßen anstrengende Waldläufe unternommen hatte.
    Und heute gehen sie mit Designerklamotten im Gleichschritt walken!, polterte er ungehalten los. So ein Schwachsinn! Die sind doch alle psychisch krank! Reif für die Klapsmühle!
    Plötzlich sah er Eva Glück-Mankowski vor seinem geistigen Auge wie aus dem Nichts auftauchen. Er erinnerte sich daran, dass er vor geraumer Zeit nachts mit ihr hierher ins Neuhöfertal gefahren war. Damals war er ihr sehr dankbar gewesen, dass sie mit ihm gemeinsam diesen gefährlichen Weg gegangen war. Er wusste noch ziemlich genau, wie extrem kritisch er sie und ihren Berufsstand am Anfang beurteilt hatte.
    Und dann? Hier unten im Tal? Da ist mir auf einmal klar geworden, dass diese Kriminalpsychologen gar nicht so überflüssig sind, wie ich immer gedacht hatte, gestand er sich im Nachhinein ein. Was war das eigentlich mit Eva? Das zwischen ihr und mir? Vielleicht sollte ich sie einfach mal wieder anrufen. Aber ich hasse diese Smalltalks! – Ach Gott, was soll’s, es hat einfach der Funke gefehlt, der von mir zu ihr übergesprungen ist. Ganz anders als bei Ellen!
    Er atmete tief durch, blieb einen Moment stehen. An dieser Stelle kreuzte eine Überlandleitung den geschotterten Fahrweg. Die mächtigen Strommasten ragten aus der breiten, baumlosen Schneise wie kleine Eifeltürme heraus.
    Er drehte sich in Richtung des Kahlschlages. Sein Blick flog über eine Vielzahl von der Sonne bestrahlten, mit taubesprühten Spinnennetzen behängten Farnen hinunter ins Tal und verharrte auf dem Sägemühler Weiher, in dem sich die Silhouetten der mächtigen dunklen Fichten des gegenüberliegenden Bergrückens spiegelten.
    Das unvermittelt einsetzende Sirenengeheul eines Notarztwagens zerstörte Tannenbergs Naturbetrachtung. Dieses markante Geräusch, das er aufgrund vielfältiger Erfahrungen mit allen möglichen Einsatzfahrzeugen eindeutig zuzuordnen vermochte, wurde schnell lauter und deutlicher, drückte sich brutal in die friedliche Stille des Neuhöfertals. Aber dann entfernte es sich wieder, wurde immer moderater, bis es sich schließlich ganz verflüchtigte.
    Als Tannenberg den Eingangsbereich des Campingplatzes von der Straße her erspähte, fragte er sich, ob er in der Lage war, die holländische Nationalflagge aus den diversen, in leichten Windböen flatternden Fahnen herauszufinden. Ehrlicherweise musste er sich allerdings eingestehen, dass er zwar von den Fußballtrikots und der Kleidung der Fans der holländischen Nationalmannschaft wusste, dass die Farbe Orange in diesem europäischen Land eine gewichtige Rolle zu spielen schien. Aber aus welchen Farben die Landesflagge zusammengesetzt war? Da musste er wohl oder übel passen.
    Eigentlich könnte ich ja den Mann an der

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