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Ohnmachtspiele

Ohnmachtspiele

Titel: Ohnmachtspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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weinen. „Aber im Schwimmbad … da konnte sie lange schwimmen“, presste er hervor, nahm ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und schnäuzte sich.
    „Hat Ihre Frau in letzter Zeit … bedrückt gewirkt?“
    Ziermann schaute ihn verständnislos an.
    „Sie meinen … nein, sie war ein fröhlicher Mensch, ausgeglichen, herzensgut … wenn sie mit irgendetwas unzufrieden war, hat sie es ausgesprochen … sie hätte sich nie … das hätte sie nie getan.“
    „Gab es Konflikte mit jemandem … in der Schule oder privat?“, wollte Bergmann wissen.
    Ziermann schaute gedankenverloren aus dem Fenster.
    „Nein … mir fällt gar niemand ein, der sie nicht gemocht hat.“
    „Ist sie denn öfter an der Donau spazieren gegangen?“
    „Sie hat über die ganze Stadt verteilt ihre Spazierwege gehabt“, lächelte Ziermann unter Tränen, „immer hat sie Plätze gesucht, an denen sie ihren Schülern etwas Aufregendes zeigen könnte. Sie war wunderbar.“
    Schäfer schenkte sich und Bergmann ein Glas Wasser ein und trank seines in einem Zug. Er spürte eine Unruhe aufsteigen, er wollte hinaus, hier würde er noch ersticken.
    „Haben Sie jemanden, der sich um Sie und Ihre Tochter kümmert?“
    „Sophie ist bei ihrer Oma.“
    „Und Sie?“
    „Ich weiß es nicht“, flüsterte Ziermann, „ja, es gibt genug Freunde.“
    „Wir können gerne jemanden von der Krisenintervention kontaktieren“, meinte Bergmann, „ich lasse Ihnen auf jeden Fall die Nummer da.“
    „Danke … wollen Sie nichts mehr wissen?“
    „Wir werden uns sicher noch einmal bei Ihnen melden“, antwortete Schäfer und erhob sich, was Bergmann mit einem verwunderten Blick quittierte. Sie verabschiedeten sich und ließen sich von Ziermann zur Tür bringen. Als sie aus dem Haus traten, war der Himmel von einem fast schwarzen Blau. Der Nebel war verschwunden und wurde nun von der Dunkelheit abgelöst. Ein erster Stern hatte sich schon auf den Himmel getraut. In Bergmanns Wagen saßen sie beide ein paar Minuten schweigend nebeneinander, bis Schäfer schließlich sagte: „Wir bräuchten so eine Energiedusche, mit der man solche Erlebnisse immer wieder abwaschen kann.“
    „Die nächste Bar?“, fragte Bergmann im Scherz und startete den Wagen.
    Auf dem Kommissariat ließ Schäfer Kovacs und Strasser ins Besprechungszimmer kommen, um zu erfahren, wie weit sie mit ihren Ermittlungen gekommen waren. Im Gegensatz zu Chefinspektor Strasser, der selbstbewusst und ausschweifend über seine bislang ergebnislosen Bemühungen berichtete, war die junge Revierinspektorin Kovacs nervös und entschuldigte sich immer wieder dafür, dass sie nicht mehr in Erfahrung hatte bringen können, obwohl sie an nur einem Tag fast alle Kolleginnen von Sonja Ziermann befragt hatte.
    Die junge Lehrerin schien nicht nur in den Augen ihres Mannes ein herzensguter Mensch gewesen zu sein: Hilfsbereit, einfühlsam, aufmunternd, ein echter Sonnenschein, zitierte Kovacs die Direktorin der Schule, an der Sonja Ziermann gearbeitet hatte, wo nach kurzer Absprache unterrichtsfrei gegeben worden war, weil sich angesichts des tragischen Ereignisses ohnehin niemand auf die Arbeit konzentrieren konnte. Feinde? Ein überraschtes Kopfschütteln von jedem Befragten. Sonja doch nicht.
    Schäfer bat Kovacs, noch einen Augenblick zu bleiben.
    „Sie haben heute gute Arbeit geleistet“, sagte er, um ihr die Anspannung zu nehmen, „Kollege Bergmann hat mir gesagt, dass Sie zu uns wechseln wollen.“
    „Ja, möchte ich gern.“
    „Ich werde morgen mit Oberst Kamp sprechen … vielleicht kann er das ja beschleunigen.“
    „Danke … das wäre … also, ich würde mich freuen.“
    „Gut … dann bis morgen.“
    „Ja, danke.“ Kovacs deutete eine Verbeugung an.
    Als Schäfer zurück ins Büro kam, war Bergmann eben dabei, seinen Mantel anzuziehen.
    „Kommen Sie mit?“, wandte er sich an Schäfer.
    „Wohin?“
    „Ich fahre zum Schießtraining … mal wieder am Sturmgewehr üben.“
    Schäfer, den es eigentlich in seine Wohnung zog, überlegte einen Augenblick und willigte dann ein. Eine Stunde am Schießstand, das wäre eine willkommene Denkpause. Zielen, abdrücken, pamm, pamm, pamm, eine klare Sache, wenn sonst nichts mehr hilft, hilft schießen. Er nahm seine Dienstwaffe aus dem Schrank, fuhr den Computer herunter, zog seine Jacke an und folgte Bergmann in die Tiefgarage.
    Als sie vom Gürtel abbogen und stadtauswärts Richtung Höhenstraße fuhren, fiel Schäfer abermals der Tote ein, der knapp

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