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Ohnmachtspiele

Ohnmachtspiele

Titel: Ohnmachtspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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der Arzt, „Bernhard Föhring, sehr erfreut, ich assistiere Professor Koller, der …“
    „Der nicht da ist, ich weiß … wie sieht’s mit der Frau von gestern aus?“
    Föhring ging zu den Kühlregalen, zog eine der Bahren heraus und schlug das grüne Tuch zurück. Wie Schäfer an den ypsilonförmigen Nähten erkannte, war Sonja Ziermann bereits obduziert worden.
    „Wie haben Sie denn das so schnell hinbekommen?“, fragte er und sah den Gerichtsmediziner skeptisch an.
    „Die Nacht durch … zurzeit schlafe ich schlecht, da kann ich auch gleich arbeiten. Sagen Sie das aber bitte niemandem, die Überstunden fallen nämlich aus dem Versicherungsschutz.“
    „Na ja, wegen einem Kunstfehler wird Sie keiner verklagen … also, wie sieht’s aus?“
    „Typisches Ertrinken: stark aufgeblähte Lunge, also hat sie immer wieder nach Luft geschnappt. Die Abschürfungen am Kopf und an den Händen sind post mortem, kommen ziemlich sicher daher, dass sie am Grund gestreift ist. Im Magen und in der Lunge hab ich Kieselalgen gefunden, wie sie dort in der Donau vorkommen. Meiner Einschätzung nach ist sie also ganz in der Nähe ertrunken, wo sie gefunden worden ist … aber die genauen Analysen vom Schadstoffgehalt des Wassers stehen noch aus …“
    „Todeszeitpunkt?“
    „Tja, da würde ich mich lieber noch einmal mit Professor Koller absprechen … aber so zwischen zwölf und zwei, möchte ich meinen.“
    „Irgendwelche Anzeichen auf ein Sexualverbrechen?“
    „Nichts“, antwortete Föhring zu Schäfers Erleichterung.
    „Was ist mit diesen Verletzungen da?“ Schäfer zeigte auf die Hände der Toten.
    „Quetschungen und Risswunden, die sie vor dem Tod erlitten hat. Wahrscheinlich, als sie sich an den spitzen Steinen am Ufer hinaufziehen wollte.“
    „Oder weil ihr wer auf die Finger gestiegen ist …“
    „Es kann aber einfach nur ein Unfall gewesen sein …“
    „Sicher.“ Schäfer wandte sich von der Leiche ab, worauf der Arzt die Bahre wieder ins Kühlfach schob.
    „Was ist eigentlich mit dem Toten aus dem Wald?“, wollte Föhring unvermittelt wissen.
    „Wer?“
    „Der vom Exelberg“, sagte Föhring, ging ans andere Ende des Raums und zog dort eine Bahre heraus.
    „Ach ja.“ Schäfer erinnerte sich an die Männerleiche, die vor gut einem Monat in der Nähe des Sendeturms von einem Jagdhund unter einem Reisighaufen entdeckt worden war. Sie war fast vollständig skelettiert und hatte bis dato nicht identifiziert werden können. Doch da in den verbliebenen Kopfhaaren eine hohe Dosis von verschiedenen Suchtgiften gefunden worden war und der Körper keine Spuren von Gewalteinwirkung aufwies, war der Fall auf der Prioritätenliste nach unten gerutscht. Dann war Schäfer in Krankenstand getreten und niemand hatte sich aufgedrängt, den Fall zu übernehmen.
    „Den habe ich fast vergessen“, meinte Schäfer und trat an die Bahre.
    „Ja, das passiert vielen Toten, nicht?“ Föhring tätschelte dem Skelett den Schädel. „Auf jeden Fall habe ich ihn noch einmal genau angeschaut und mir ein paar Gedanken gemacht.“
    „Na dann mal los.“ Schäfer holte sein Notizbuch wieder heraus.
    „Zum einen hab ich mich an eine genaue Altersbestimmung gemacht … mithilfe einer neuen …“
    „Das Alter … nicht die Methode.“
    „Ach so … mindestens dreißig, maximal fünfunddreißig – Professor Koller stimmt da mit mir überein. Außerdem ist sein Gebiss sehr aufschlussreich: Während ein Teil der Zähne überdurchschnittlich gut und vor allem kostspielig saniert ist, sehen ein paar andere recht eklig aus – zwei Backenzähne fehlen überhaupt. Die Vorderzähne sind dagegen verhältnismäßig gut erhalten. Koller hat gemeint, das könnte darauf zurückzuführen sein, dass er bis vor kurzem in geordneten Verhältnissen gelebt hat und auch entsprechend wohlhabend gewesen ist. Fünf Goldkronen in dieser Qualität, das kostet schon. Und dann muss ihn was aus der Bahn geworfen haben, er fängt zu fixen an, sein Körper verfällt, Karies ist ihm egal, und zack!, liegt er schon bei mir.“
    „Zack!, und jetzt die Preisfrage: Wer ist er?“
    „Weiß ich nicht … aber ich habe alle besseren Zahnärzte in Wien kontaktiert und ihnen ein Röntgen geschickt, auch mit der Bitte, es an Kollegen weiterzuleiten. Bis jetzt nur negative Ergebnisse, weshalb ich jetzt mal, auch in Anbetracht seiner Haarfarbe, spekuliere, dass er aus dem west- bis nordeuropäischen Ausland stammt und maximal seit drei Jahren in Österreich

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